Tests
24.01.2018, 12:39 Uhr
Nuki Smart Lock im Test: Sesam, öffne dich
Nuki ist ein elektronisches Türschloss, das sich per Smartphone oder Sprache öffnen und schliessen kann. Die Technik überzeugt, aber es braucht ein modernes Türschloss.
Das Nuki Smart Lock öffnet und schliesst automatisch per Smartphone oder Sprachbefehl die Wohnungstüre. Nuki ist ein elektronisches Türschloss, das kompatible Schliesszylinder von innen mit einem batteriebetriebenen Drehmotor «smart» macht. Aber wie weit kann man einem Schloss trauen, das nun auf einmal auf regelmässige Firmware-Updates angewiesen ist? Wir haben uns das schlaue Schloss aus Graz einmal näher angeschaut. Das Grund-Set für alle gängigen Schweizer Zylinder (Kaba 8, Kaba 20, Kabastar und Keso-Zylinder) bekommt man beispielsweise bei Digitec zu einem Strassenpreis von Fr. 269.–. Optional oder separat gibt es für einen Aufpreis von 100 Franken die Nuki Bridge: ein kleines «WLAN-Steckdosen-Böxchen», mit dem sich das Smart Lock auch aus der Ferne über ein Webkonto bei Nuki bedienen lässt.
Das Grundprinzip
Das Sesam-Öffne-Dich der Zukunft ist aber nicht nur handwerklich Begabten vorbehalten, sondern kann auch von technisch unbegabten Männern und Frauen schnell eingerichtet werden. Die Installation ist in weniger als vier Minuten erledigt. Das Smart Lock wird dabei von der Innenseite der Wohnung unter dem Türknauf oder der Türklinke mit einer der beiden mitgelieferten Zylinderscheiben befestigt. Spezielles Werkzeug ist nicht erforderlich. Da man am Schloss nichts ändert, muss man auch den Vermieter nicht um Erlaubnis fragen. Ob der heimische Schliesszylinder kompatibel ist, kann der Anwender über einen Installationscheck auf der Webseite des Herstellers herausfinden.
Ausstattung
Das Schloss-Gadget von Nuki ist aus Kunststoff und Metall gefertigt und wiegt auch ein bisschen etwas (460 g). Mit im Gepäck sind zwei Installationsschienen, eine kleine Anleitung und ein Inbusschlüssel. Für die Schweiz ist eine Unterlagsscheibe nach europäischer Norm und unser Rundzylinderaufsatz im Lieferumfang enthalten. Ragt der Schliesszylinder etwa drei Millimeter in die Wohnung hinein, gibt es eine Scheibe, die man darüberlegt und mit dem Imbusschlüssel um den Zylinder herum fixiert. Ragt nichts aus der Tür respektive in die Wohnung hinein, greift man zu der zweiten Installationsschiene mit rückseitigem Doppelklebband.
Einfache Inbetriebnahme
Stülpt man nun das schwarze Kästchen mit dem Zylindermotor über die Schiene und den eingesteckten Hausschlüssel, schnappt ein Mechanismus zu. Von unten eingeschoben werden bloss noch die vier AA-Batterien, die man für den Motorbetrieb benötigt. Diese sollen gut sechs bis acht Monate halten, wie uns der Hersteller bei einem Besuch damals versicherte. Der Nuki startet dann mit gekoppelter App (via Bluetooth) eine erste Kalibration. Der Zylinder dreht und öffnet sich anschliessend einmal. Nun ist Ihr Schloss «smart».
Steht man vor der Wohnungstüre, lässt sich diese nun entweder über die App oder per «Lock 'n Go» öffnen. Bei der App tippt man dazu auf ein grosses Kreissymbol. Möglich scheinen auch Wischgesten, welche wir nicht speziell getestet haben. Alternativ lässt sich das Schloss zudem per Touch-Berührung auf der runden Schaltfläche (Lock'n Go) öffnen. Dabei schliesst sich der Zylinder jeweils nach 20 Sekunden automatisch, sobald man zweimal den Ring-Button am Smart Lock tippt. Ein schicker weisser LED-Kreis am Nuki signalisiert darauf, ob die Tür offen oder verschlossen ist. Erstrahlt der Ring in Weiss, ist die Türe zu. Und das funktioniert!
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Probleme mit älteren Türen
Probleme mit älteren Türen
Während des Tests hat unsere Rücksprache mit Nuki ergeben, dass man den Lieferumfang für die Schweiz geringfügig überarbeiten werde. So hatten wir einen Anwendungsfall bei einer älteren Wohnung, bei der schlichtweg keine der beiden Schablonen richtig passen wollte. Die älteren, nach aussen ragenden Schliesszylinder sind in manchen Fällen durch zwei lange Schrauben und eine weitere Unterlagsscheibe fixiert. Diese sollte aber auf keinen Fall entfernt werden, weil daran eine konische Schutzkapsel befestigt ist, damit der herausragende Zylinder von aussen nicht mit einer Zange weggebrochen werden kann.
Bei dieser älteren Vorrichtung würde man dann genau die Schiene wählen, welche man sonst mit dem Imbusschlüssel am Schlosszylinder befestigen würde. Daher wird in Zukunft ein zusätzliches Stück Doppelkleber mitgeliefert. Fehlt dieser im Lieferumfang, klappt das auch mit klassischem 3M-Baumarkt-Kleber. Wir empfehlen allerdings ernsthaft, die Lösung an einem Schliesszylinder mit Not- und Gefahrenfunktion (Prioritätsfunktion) zu verwenden. Auch aus einem anderen Grund: Moderne Schliesszylinder sind mit einer Notfallfunktion ausgerüstet. Heisst: Der äussere Zylinder hat immer Priorität, wenn innen ein Schlüssel steckt: ein «Feature», das man bei sehr alten Schlössern leider auch nicht hat. Bei Verwendung von Klebeband sollte die Unterseite der Türklinke zuallererst mit etwas Isopropil-Alkohol blank geputzt werden. Nach einem erstmaligen Anpressen sollte man nach unserer Erfahrung den Mechanismus noch nicht zu oft betätigen. Was aber doch beruhigend ist: Auch wenn das Kästchen sich anfangs ein wenig mitdrehen kann, wird die Tür trotzdem immer korrekt aufgeschlossen und verschlossen, weil der Schlüssel von Unterlagsscheibe und Smart-Lock fest umklammert wird. Der Mechanismus kann sich also grundsätzlich nicht verschieben.
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Und wenn man das Smartphone vergisst?
Und wenn man das Smartphone vergisst?
Hat man das Smartphone in der Wohnung liegengelassen, gibt es zum Glück noch die Nuki Bridge: einen «Funkadapter», der sich aus der Steckdose heraus nach einer kurzen Synchronisation auf Knopfdruck mit dem heimischen Router und Smart Lock verbindet. So kann man quasi auch von extern über den Browser auf das heimische Schloss zugreifen. Über ein Nuki-Onlinekonto stehen dann im Grunde dieselben Funktionen wie in der App zur Verfügung: Man kann überwachen, welches Familienmitglied gerade die Wohnung betreten hat und kann sogar temporäre Zeitfenster für Gäste festlegen. Theoretisch liessen sich bis zu 100 Zugriffsberechtigungen einrichten. Über das Web-Interface wäre dann die Eingangspforte im Notfall auf Nachbars Laptop schnell wieder entriegelt.
Die Nuki-App hat uns im Test sehr überzeugt
Quelle: PCtipp
Alltagserfahrungen
Das Nuki-Türschloss ist einfach installiert, aber auch schnell über ein Hebelchen im Batteriefach wieder demontiert. Im Alltagstest funktioniert das Öffnen und Verriegeln der Tür über die Smartphone-App und auch über das Internet zuverlässig. Je nach Schloss kann man zudem festlegen, ob der Schlüssel nur eine 360-Grad-Drehung oder eine 720-Grad-Drehung einlegen soll. Als leicht störend empfanden wir das etwas laute Motorgeräusch. Die Nuki Bridge hat schnell das Signal gefunden und kommuniziert zuverlässig mit dem Smart Lock. Allerdings sollte sich eine Steckdose in unmittelbarer Nähe des Smart Locks befinden. Auf eine Distanz von mehreren Metern und durch mehrere Wände hindurch bricht das Signal zur Bridge schnell ab.
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Automatisches Öffnen mit Geofencing
Automatisches Öffnen mit Geofencing
Soll sich die Türe automatisch öffnen, sobald man sich dem heimischen Refugium nähert, müssen in den erweiterten Einstellungen die sogenannten Geofencing-Möglichkeiten freigeschaltet werden. So wird dann beispielsweise in Kombination mit der Nuki Bridge und dem Bluetooth-Signal in den Standardeinstellungen ein Abstand von fünf Metern errechnet. Der Zylinder schliesst auch hier nach 20 Sekunden, nachdem man passiert ist. Allerdings trauten wir diesem Feature noch nicht ganz. Auch der Hersteller übernimmt schliesslich keine Garantie darüber, ob Ihre Wohnung immer verriegelt ist. Ein Blick ins Web-Interface verschafft jedoch Gewissheit, dass sich das Smart Lock konsequent verschliesst und die Bedienung über die Nuki Bridge aus weiter Entfernung problemlos klappt.
Auto Unlock funktioniert durch die Kombination von GPS und Bluetooth
Da Bluetooth 4.0 Low Energy selbst keine Verschlüsselung bietet, hat Nuki diese bei der Software eingebaut. Dabei wird ein symmetrisches Verschlüsselungsverfahren mit 256 Bit langen Schlüsseln eingesetzt. Die Schlüsselpaare werden während des Pairings einmalig sowohl in der App als auch am Nuki generiert und gespeichert. Kundenbezogene Daten sollen aber zu keiner Zeit auf den Servern gespeichert werden, versicherte uns Nuki-CEO Martin Pansy.
Mit Alexa und Google Assistant kompatibel
Über Amazon Alexa ist sogar das Zusperren und Öffnen per Sprachbefehl möglich. Wir hatten gerade nur den Google-Home-Lautsprecher zur Verfügung, der aber bis jetzt wegen einer Google-Assistant-Einschränkung nur das Verriegeln der Türe zulässt. Aber so richtig funktioniert hat auch das nicht. Als wir dem Google Home «Sprich mit Nuki!» gesagt haben, wusste der Assistent des Suchmaschinisten zwar von dem neuen schlauen Schloss, aber das Gerät wollte in den Google-Home-Einstellungen nie zur Verknüpfung auftauchen.
Fazit
Das Nuki Smart Lock ist eine schlaue Erfindung für das Schloss der Zukunft. Besonders beeindruckt waren wir von der flüssigen App-Bedienung. Theoretisch ist das Smart Lock nicht nur für Eigentümer oder Besitzer eines Hauses gedacht, da man nichts an dem Schliesszylinder ändert. Wir empfehlen aber dringend, einen Zylinder mit Not- und Gefahrenfunktion, der sich im Notfall (Stromausfall oder mechanischem Defekt) jederzeit über einen zweiten Schlüssel von aussen öffnen lässt. Wenn Sie die Geofencing-Funktion nutzen, sollten Sie sich auch gleich die Nuki Bridge zulegen, damit Sie immer wissen, ob die Tür auch wirklich zu ist und nicht etwa das Haustier vielleicht den (optionalen) Bluetooth-Dongle in der Schnauze hat oder jemand gleichzeitig die Türe versehentlich aufschliesst.
Testergebnis
Verarbeitung, App-Funktionen, Herstellerinformationen
Lautstärke, Signalschwäche mit Nuki Bridge
Details: Smartes Bluetooth-Türschloss mit Drehmotor und vier AA-Batterien und App-Funktionen
Preis: Fr. 268.– (ohne Bridge)
Infos:https://nuki.io
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Simon
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