Tests 02.12.2015, 13:34 Uhr

Googles erstes China-Telefon: Nexus 6P im Test

Noch einmal Nexus: Wie schlägt sich Huaweis Nexus-6-Neuauflage? Hier der Test.
Schönes Alu – scharfer Bildschirm: Huaweis Nexus 6P hat ein bisschen was von der «HTC One»-Reihe. Im Vergleich zum letztjährigen Nexus 6 ist Huawei designtechnisch wirklich ein Kunstgriff gelungen. Zu breit und quadratisch oder fast Tablet-artig wirkt da der Vorgänger im Vergleich. Ganz leicht ist das hochformatige 5,7-Zoll-Modell trotzdem nicht. Mit dem vollwertigen Alu-Body bringt das Nexus-Phablet 178 Gramm auf die Waagschale. Markant schwerer ist es aber im Vergleich zu ähnlichen Phablets trotzdem nicht.

Alles Alu

Die Rückseite kennzeichnet einen leicht rauen Tonus. Dennoch fühlt sich das gut an. Das Smartphone liegt dadurch sehr rutschfest in der Hand. Die seitlichen Bedienknöpfe rechts oben sind gut positioniert und nicht verwechselbar: Die Lautstärkewippe befindet sich gleich unterhalb der Power-Taste und unterscheidet sich durch seine glatte Textur von der schraffierten Ein-/Ausschalttaste.
Schönes Alu an allen Kanten und Ecken
Quelle: NMGZ
Der Akku ist nicht von Hand wechselbar. Auf die Speicherausstattung legt man sich gleich beim Kauf fest, denn diese ist ebenfalls nicht erweiterbar. Das 32-GB-Modell kostet Fr. 599.–. Jedoch macht Huawei zwischen den Speicherausführungen (32, 64 und 128 GB) nur 100-Franken-Sprünge. Daran sollten sich Apple und Samsung mal ein Beispiel nehmen.  
Gross, aber trotzdem nicht zu breit: Das Nexus 6P ist deutlich schlanker als das Nexus 6
Quelle: NMGZ

Scharfe Optik

Das farblich gut ausbalancierte Amoled-Display mit einer Auflösung von 2560 x 1440 Pixeln besticht. Erstaunlich: Selbst auf sehr niedriger Helligkeitsstufe überrascht die helle und kontrastreiche Anzeige. Das robuste Gorilla-Glas 4 trübt die blickwinkelstarke Sicht nicht. Vor einem Galaxy S6 oder iPhone 6s muss sich das farbenfrohe Nexus-6P-Display jedenfalls nicht verstecken.
Farbkräftig und kontrastreich: Der Nexus-6P-Bildschirm besticht
Quelle: NMGZ

Sound und Sprachausgabe

Das Nexus 6P wie auch das Nexus 5X verfügen über zwei Stereolautsprecher, die ober- und unterhalb im Gehäuse sitzen. Der Klang ist um einiges lauter als beim Vorgänger. Ob Huawei ein eigenes DAC eingebaut hat, gilt als weniger wahrscheinlich. Auf jeden Fall beklagen sich bei anderen Snapdragon-810-Smartphones kaum Nutzer über die Kopfhörerausgabe. Die Maximallautstärke ist sehr laut und verzerrungsarm. Das Stereo trägt zu einem guten Raumklang bei. Die Sprachqualität beim Telefonieren war okay und von keinen Rauscheffekten getrübt.

Fingerabdrucksensor 

Unterhalb der Kamera findet sich wie beim Nexus 5X eine neue kreisförmige Einbuchtung vor: Darunter verbirgt sich der Fingerabdruckscanner. Einmal eingerichtet, will man ihn aber nicht mehr missen. Der Sensor reagiert sehr schnell und präzise auf die Entriegelung.
Neu beim Nexus 5X und Nexus 6P: Der Fingerabdrucksensor befindet sich auf der Rückseite
Quelle: NMGZ
Die anfangs etwas befremdlich anmutende Positionierung macht Sinn. Denn mehr Muskelaufwand kostet es nicht, den Zeigefinger zu dieser Position zu bewegen, als mit dem Daumen auf den Home Button zu pressen. 
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Starke Kamera

Starke Kamera

Definitiv als Bonus kann die 12,3-Mpx-Kamera gewertet werden. Laut Google hat Huawei dem Nexus 6P dasselbe Kameramodul spendiert, das auch im Nexus 5X zum Einsatz kommt. Leider gibts auch hier keine optische Bildstabilisierung (OIS), dafür eine elektronische (EIS). Der Autofokus verhält sich aber sehr genau. Das hat weitere Vorteile: Belichtung und Farben sind sehr ausgewogen – und die Fotos sehr rauscharm. Unter Low-Light-Bedingungen kann man das hingegen nicht ganz behaupten: Bei letzterem Szenario entfallen einige Pixel im Gesamtbild. Daneben packt Huawei ein paar spassige Extras in die Kamera-App, die gefallen: beispielsweise den 360-Grad-Panoramamodus. Witzig: Dreht man sich mit der Kamera auf gleicher Höhe langsam im Kreis herum, setzt die Software die Einzelbilder zu einer komplexen Rundumansicht zusammen.
Quelle: NMGZ
Quelle: NMGZ

Pferdestärken

Man merkt es gleich: Der schnelle Snapdragon-810-Prozessor mit acht Kernen und 2 Gigahertz befeuert das Smartphone mit ordentlicher PS-Leistung. Mit 1339 bzw. 4252 Punkten in der Single-/Multicore-Leistung taktet Huaweis Neuling etwa gleich schnell wie das OnePlus 2 mit 1164/4577 Punkten und kommt dabei den Galaxy-S6-Modellen gefährlich nahe (1493/4707). Im AnTuTu-Benchmark liegt es allerdings mit 48'767 wieder unter dem S6 Edge (70'029). Dabei handelt es sich um einen gemischten Test mit Kriterien für Gaming und Surfen. Im Alltag konnten wir aber keine Nachteile ausmachen. 
Das Nexus 6P ist in verschiedenen Farben erhältlich (Aluminium, Grafit und «Kristallweiss»)

Akkulaufzeit

Der grosse 3450-mAh-Akku trägt nicht gross zur Besserung der kritisierten Laufzeit des Vorgängers bei. Das kompensiert auch das neue Doze-Feature nicht, das unter Android 6.0 im Standby-Betrieb die Hintergrundaktivität einiger Apps drosselt. Schuld daran ist der pixelstarke Bildschirm, der mehr Strom frisst. Unter dem Strich ist die Akkulaufzeit dennoch wesentlich besser als beim Vorgänger. Sie liegt im oberen Mittelfeld vieler guter Smartphones wie dem OnePlus 2 oder Moto X Style. Nach einem intensiven Smartphone-Tag bleiben gegen Abend noch immer 30 bis 40 Prozent Restladung, sofern man die Einstellung für die Bildschirmhelligkeit im unteren Drittel belässt. Vorzeigearbeit hat Huawei bei der Ladetechnik geleistet: Das Smartphone ist zwar nicht drahtlos aufladbar – mit dem USB-Typ-C-Ladeanschluss lädt es sich aber in zehn Minuten für vier Stunden.

Das Nexus 6P im Vergleich zum Nexus 5X

Mit einem Strassenpreis von Fr. 499.– ist das 5,2 Zoll grosse Nexus 5X einen Hunderter günstiger als die speicherseitig gleichwertige Nexus-6P-Variante mit dem 5,7 Zoll grossen Bildschirm.
Links: das Nexus 5X; rechts: das Nexus 6P
Der kleinere Bruder eignet sich auf jeden Fall besser zur einhändigen Bedienung und fühlt sich vom Gewicht her eine halbe Schokoladentafel leichter an. Das Nexus 6P mag für manche Hände zu gross sein. Besonders beim Anpeilen der oberen Bildschirmelemente hat man selbst mit normal grossen Händen ein wenig Mühe, während die Gerätebreite diesmal für deutlich weniger Daumenkrämpfe sorgt.
Kurz: Das Nexus 6P hat ein bisschen mehr Power unter der Haube und fängt Fotos einen Tick verwacklungsarmer ein. Geschmacks- oder gar kaufentscheidend dürfte die Gehäuseverarbeitung sein. Wer auf Alu steht, wie man es aus der HTC-One-Reihe kennt, dürfte von Huaweis neustem Wurf sehr angetan sein. Wer eher ein kompakteres (dafür günstigeres) Smartphone mag, wird beim soliden Plastik des Nexus 5X eher ein Auge zudrücken.

Fazit

Das Nexus 6P ist Huawei wirklich gelungen und lässt keine High-End-Qualitäten missen. High-End hat aber wie immer seinen Preis.

Testergebnis

Kamera, Leistung, Material
Preis

Details:  5,7-Zoll-Display (2560 x 1440), Snapdragon 810, 3 GB RAM, ab 32 GB Speicher, 12,3-/8-Mpx-Kameras, 178 g

Preis:  Fr. 599.-

Infos: 
store.google.com/product/nexus_6p?hl=de

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Autor(in) Simon Gröflin



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