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07.11.2017, 11:50 Uhr
Google Pixel 2 gegen Essential PH-1
Android-Erfinder Andy Rubin bringt sein erstes eigenes Smartphone auf den Markt. Und das fast gleichzeitig mit dem neuen Google Pixel 2. Welches Smartphone ist besser? Muss sich das iPhone X warm anziehen? PCtipp überprüft.
Nach zehn Jahren Android (acht davon unter Google) hatte Andy Rubin genug. Der Mitbegründer des heute grössten Mobile-Betriebssystems der Welt zog sich zurück, um am Smartphone der Zukunft zu basteln. 2017 ist Rubin zurück. Mit dem Essential PH-1. Die Zukunft hat er aber noch nicht dabei.
Fast gleichzeitig mit dem Essential PH-1 lanciert Rubins ehemaliger Arbeitgeber Google sein Pixel 2. Das Spitzenmodell der Kalifornier baut auf dem soliden Start des Vorgängers auf und will vor allem durch Software überzeugen.
Design und Haptik
Legt man das Pixel 2 und das PH-1 nebeneinander, wandert der Blick unweigerlich zum Essential-Smartphone. Bereits das Display bietet einen ersten Hingucker. Der Rand ist fast komplett verschwunden. Sogar auf der Oberseite zieht das LC-Display bis fast an die Gerätekante hoch. Lediglich ein kleiner Ausschnitt für die Frontkamera bleibt dunkel. An der Unterkante gibt es ein wenig Rand, etwa so breit wie ein USB-C-Stecker.
Im Vergleich dazu wirkt das Pixel 2 so richtig 2016. Dicke Ränder auf der Ober- und Unterseite und heutzutage schon auffällige Seitenränder wirken kaum als Blickfang. Der Unterschied ist markant: Das Pixel 2 ist mit seinem 5-Zoll-Display sogar leicht grösser als das PH-1 mit seinem 5,7-Zoll-Display.
Über die Verarbeitung des PH-1 lässt sich nicht viel Schlechtes sagen. Das Essential-Smartphone ist hochwertig und unglaublich robust. Das spürt man auch, wenn man das Gerät in die Hand nimmt. Essential selbst ist so überzeugt vom Titanrahmen und der Keramikrückseite des PH-1, dass gezielt keine Schutzhüllen für das Smartphone angeboten werden. Wenn das mal nicht nach hinten losgeht.
Die Seiten des PH-1 sind angenehm abgerundet und liegen ordentlich in der Hand. Das Material dürfte jedoch polarisieren. Wer sich ein PH-1 bestellt, sollte unbedingt gleich ein Set an Mikrofasertüchlein mitbestellen, ansonsten sieht man schon nach kurzer Zeit das Smartphone vor lauter Fingerabdrücken nicht mehr.
Das Pixel 2 wählt einen anderen Ansatz: Das Google-Smartphone ist kein Stück so edel wie das PH-1, dafür aber über 40 Gramm leichter. Die matte Aluminiumrückseite liegt zudem enorm gut in der Hand und klebt weniger schnell wie die Keramikschicht des PH-1. Glas gibt es beim Pixel 2 nur auf der Front und in einem Balken rund um die Kamera.
Kurz zusammengefasst könnte man sagen, das PH-1 gleicht einem Sportwagen: durchgestylt, hochwertig und ein Blickfang sondergleichen. Dafür nicht besonders bequem. Das Pixel 2 ist eher SUV: etwas grösser als nötig, dafür mit maximalem Komfort. Da stellt sich die Frage: Wer kommt bei der Ampel schneller weg?
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Ausstattung und Bedienung
Ausstattung und Leistung
Es stellt sich heraus: Das Pixel 2 zieht einen Tesla ab. Sieht aus wie eine Familienkutsche, läuft aber wie eine Rennmaschine. Genau genommen leisten beide Smartphones ziemlich genau gleich viel. In beiden ist das Snapdragon-835-Chipset von Qualcomm verbaut, aktuell die Spitzenklasse für Smartphones. Dazu kommen je 4 GB RAM. Auch allfällig leistungshungrige Software fällt weg. PH-1 und Pixel 2 bieten reinstes Android, ohne jegliche Zusatz-Software oder Launcher. Entsprechend liegen in einem Drag-Rennen beide Wagen stets gleichauf.
Wenn die Leistung an sich keinen Sieger hervorbringen kann, muss man sich die Extras etwas genauer anschauen. Zwar sind auch hier beide Modelle sehr ähnlich unterwegs, das Pixel 2 kann sich aber in einigen Bereichen leicht absetzen.
Da wären zunächst die Updates. Das Pixel 2 kommt ab Fabrik mit Android 8.0 Oreo, das PH-1 «nur» mit 7.0 Nougat. Updates bis 7.1.1 sind bereits für das PH-1 verfügbar und können installiert werden. 8.0 soll ebenfalls in den kommenden Monaten erscheinen. Google wird hier aber immer die Nase vorn haben.
Zwei weitere Pluspunkte kann Google für sich einbringen: Das Pixel 2 ist IP67-zertifiziert und kann somit problemlos auch mal in die Badewanne fallen. Das PH-1 gibt es nur mit IP54, was höchstens für einen fünfminütigen Regenguss und einige Spritzer hält. Zudem bietet das Pixel 2 mit seinen zwei Front-Lautsprechern und aptX ein deutlich besseres Klangerlebnis für Musikfans. Was Musikfans hingegen wenig Freude bereiten dürfte: Sowohl das Pixel 2 als auch das PH-1 haben den 3,5-mm-Audioanschluss weggelassen. Beide liefern einen 3,5-mm-USB-Adapter mit, was aber nicht sämtliche Probleme löst. Beispielsweise ist mit Musikhören Schluss, sobald das Smartphone aufgeladen wird.
Essential kann mit seinem Display ein paar Meter zurückgewinnen. Die 504 ppi (1312 × 2560/5,7 Zoll) des PH-1 sind klar besser als die 441 ppi (1080 × 1920/5 Zoll) des Pixel 2, was gerade für VR-Anwendungen relevant ist.
Viele andere Dinge sind bei beiden Modellen identisch. NFC, Bluetooth und weitere Anschlüsse sind gleich. Beide Geräte verwenden USB-C als Datenverbindung und zum Aufladen. Sowohl Pixel als auch PH-1 bieten keine Speichererweiterung und keine Dual-SIM-Option. Theoretisch unterstützt das Pixel 2 eSIM neben der regulären SIM-Karte. Der verwendete eSIM-Dienst ist jedoch erst in den USA verfügbar.
In einem Langstreckenrennen gäbe es übrigens einen Sieger: das Essential PH-1. Bei Dauerbelastung geht dem Pixel 2 nach knapp unter 13 Stunden der Saft aus. Das PH-1 hält noch rund eineinhalb Stunden länger durch.
Bedienung und Software
Und wie sieht es bei der Bedienung aus? Hier gibt es kaum Unterschiede. Beide Smartphones platzieren den Fingerabdrucksensor auf der Rückseite und die Bedienungstasten auf der rechten Seite. Einziger Unterschied: Beim Pixel ist der Ein-/Aus-Schalter oberhalb der Lautstärketasten platziert, beim PH-1 ist das umgekehrt.
Bei der Software macht hauptsächlich noch die Android-Version den Unterschied. Das Pixel 2 läuft bereits auf 8.0 Oreo, das PH-1 noch auf Nougat. Die Abweichungen sind jedoch kaum nennenswert und da das PH-1 in den kommenden Wochen Android Oreo erhalten soll, dürfte sich das meiste von allein erledigen. Interessanterweise sind beim Essential PH-1 weniger Apps vorinstalliert als beim Pixel 2. Letzteres packt so ziemlich die gesamte Google-Packung auf das Gerät, während auf dem PH-1 nur die absolut notwendigen Apps vorinstalliert wurden. Die einzige App, die von Essential selbst stammt, ist die Kamera-App.
Auf der nächsten Seite: Kamera
Kamera
Kamera
Und genau diese Kamera-App macht dem PH-1 einige Probleme. Die App ist langsam und hakt oftmals, sei es beim Speichern von Bildern oder beim Fokussieren. Manchmal crasht die App auch ohne ersichtlichen Grund. Schade, aber zum Glück durch eine alternative Kamera-App behebbar.
Die Kamera selbst wäre nicht einmal allzu schlecht. Zwar nicht auf dem Niveau der Spitzenmodelle von Huawei oder Samsung, aber durchaus solid. Bei guten Lichtverhältnissen kommt die Kamera des PH-1 sogar gut an die Konkurrenz heran. Erst bei tückischeren Bedingungen zeigt das PH-1 Schwächen. Dann dafür umso mehr. Obwohl dabei die ausgezeichnete Leistung des Pixel 2 auch ein wenig gegen das PH-1 arbeitet.
Die Kamera des Google-Smartphones gehört klar zur Oberklasse. In Sachen Bildqualität kann das Pixel 2 absolut mit den Besten der Besten mithalten. Bei guten Lichtverhältnissen fehlt es im Vergleich zu Huawei oder Samsung ein bisschen an Details. Erstaunlich ist dafür, dass das Pixel 2 im Dämmerlicht kaum schlechter wird. Auch bei wenig Licht erschafft das Pixel 2 für ein Smartphone beeindruckende Bilder. Wo das Pixel etwas verliert, ist bei den Spielereien wie einem Porträtmodus oder dem Tiefenunschärfe-Effekt. Das Pixel 2 ist hier wie so oft etwas minimalistisch unterwegs.
Zu den Frontkameras gibt es nichts Besonderes zu sagen. Beide erledigen ihren Job und das war es dann auch. Das Pixel 2 verwendet ein weiteres Objektiv, was für Gruppenfotos praktisch ist, dafür auf reinen Selfies für weniger vorteilhafte Verzerrungen sorgt.
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Kaufempfehlung und Fazit
Kaufempfehlung
Hier wird es ein wenig komplizierter. Theoretisch wäre das Pixel 2 klar im Vorteil. Wäre es denn offiziell in der Schweiz verfügbar. In den USA kostet ein Pixel 2 mit 64 GB 650 US-Dollar, für 750 Dollar bekommt man 128 GB Speicherplatz. Rechnet man die US-Verkaufssteuer dazu, landet man je nach Staat zwischen 690 und 780 Dollar für 64 GB oder zwischen 795 und 900 Dollar für 128 GB. In der Schweiz ist das Pixel 2 allerdings nur als Importware erhältlich, was für die Händler mit höheren Einkaufspreisen und Garantiekosten sowie Einfuhrzöllen verbunden ist. Das treibt den Preis für das 64-GB-Modell auf rund 900 Franken und das 128-GB-Modell auf 1050 Franken.
Für seinen ursprünglichen US-Preis ist das Pixel 2 sein Geld allemal wert. Zu den deutlich höheren CH-Preisen wird es schon ein wenig heikel. Besonders, wenn man es im Wissen kauft, dass es eigentlich günstiger sein sollte. Im Vergleich dazu das Essential PH-1: Dieses kommt mit 128 GB internem Speicher und kostet 950 Franken. Klar an der oberen Grenze. Immerhin bekommt man einen soliden Block Titan und Keramik für sein Geld.
Spannend wird es auch im Vergleich mit anderen Herstellern. Aktuelle Herbstmodelle wie das Samsung Galaxy Note 8 oder das iPhone 8 sind preislich vergleichbar. Geht man jedoch ein halbes Jahr zurück, purzeln die Preise rasant. Ein Galaxy S8 gibt es für rund 630 Franken. Ein Huawei P10 für unter 500 Franken. Beide Geräte sind technisch locker auf der Höhe von Pixel 2 und PH-1.
So wird es schwierig, das Essential PH-1 zum Kauf zu empfehlen, es sei denn, Geld spielt absolut keine Rolle. Beim Pixel ist eine Rechtfertigung vor allem für ein Importmodell schwierig. Zu einem besseren Schweizer Preis würde sich der Kauf deutlich mehr lohnen.
Fazit
Google ist Essential eine Generation voraus. Zählt man die Nexus-Geräte dazu, sogar mehrere Generationen. Das merkt man deutlich beim Feinschliff. Das Pixel 2 ist deutlich ausgereifter als das Erstlingswerk von Essential. Letzteres kann trotz spektakulärem Display und Top-Verarbeitung nicht durchs Band überzeugen und muss schlussendlich dem Pixel 2 den Sieg überlassen. Für ein erstes Smartphone ist das PH-1 jedoch definitiv gelungen. Wir warten jedenfalls gespannt auf das PH-2.
Die Testgeräte wurden uns freundlicherweise von digitec.ch zur Verfügung gestellt.
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