Kreditkarten
09.03.2020, 13:23 Uhr
Test: SumUp-Terminal für Kreditkarten
«Nur Bares ist Wahres»: Wenn das ganz in Ihrem Sinn ist, gehen Sie bitte weiter. Es gibt hier nichts zu sehen.
Eine App und ein Kästchen – und schon haben sich die Diskussionen um die Bezahlung mit Kreditkarte erledigt
(Quelle: PCtipp / ze)
«Geht Karte?» «Nur bar!» blafft es aus dem Glühweinstand entgegen. Nur Bargeld? Was für eine garstige Hundsverlochete läuft hier mitten in Zürich?! Wo soll ich am späten Nachmittag noch Bargeld auftreiben? Vermutlich gibt es im Umkreis von hundert Metern irgendwo einen Automaten – aber warum muss sich ein potenzieller Kunde diesen Marsch für einen Becker dieser Plörre antun? Fragen über Fragen.
Langer Einstieg, kurzer Sinn: Ich freue mich nicht darüber, dass mit Kreditkarte bezahlt werden kann – ich erwarte es. Bargeld mag seine Vorzüge haben; aber es ist auch unpraktisch, nie in der passenden Menge vorhanden und vor allem unhygienisch: Jedes Mal, wenn ich die versifften Münzen und erst recht die Noten anfassen muss, möchte ich mir danach die Hände waschen. Bargeld ist die schmutzige kleine Schwester der Kreditkarte.
Allerdings benötigt der Verkäufer ein Terminal, damit Kunden damit bezahlen können. Das ist kompliziert und bestimmt so teuer, dass sich der Maroni-Stand, der Stoffladen, der Velomech und der Bratwurst-Dealer diese Anschaffung nicht leisten können – von der Vertragsbindung ganz zu schweigen.
Oder vielleicht handelt sich nur um ein Missverständnis.
Das Ende aller Ausreden
Dass die Annahme von Kreditkarten ein Klacks ist, zeigt das mobile Terminal von SumUp. Es passt in eine Handfläche, läuft mit Batterien, kommt mit einer schicken App und versteht sich mit:
- Mastercard
- Visa
- Maestro (früher: «EC-Karte»)
- Vpay
- American Express
- Discover (fast nur in den USA üblich)
In allen Fällen wird kontaktloses Bezahlen via NFC unterstützt. Auch Apple Pay und Google Pay sind mit an Bord, sodass zum Beispiel auch das Bezahlen mit der Apple Watch kein Problem ist.
«Aber die Kosten, herrje …!»
Gemessen an seiner Bedeutung und seinen Möglichkeiten ist der Preis für das Terminal fast schon absurd tief. Bei brack.ch kostet es zum Beispiel einmalig 49 Franken; ich habe meins in einer Aktion für 29 Franken gesichert. Es gibt ausserdem keine Abo-Gebühren, keine Mindestlaufzeit, keine Knebelverträge, kein Was-auch-immer.
In der Schachtel befinden sich das Terminal, eine kurze gedruckte Anleitung sowie ein Kleber mit den Logos der verschiedenen Karten, die akzeptiert werden. (Der kommt bei uns an die Haustür; wer weiss, wozu es gut ist.)
Viel wichtiger ist jedoch die App, die ab iOS 9 respektive Android 4.4 funktioniert. Die Einrichtung dauert keine zehn Minuten. Dabei werden Fragen zur Firma oder Person beantwortet. Diese Angaben erscheinen auch beim Kunden auf der Kreditkartenabrechnung. Dazu kommt die Bankverbindung, damit das Geld am richtigen Ort landet. Um die Herkunft zu verifizieren, werden Vorder- und Rückseite des Ausweises fotografiert und hochgeladen.
Und dann … dann ist alles erledigt und Zahlungen können sofort entgegengenommen werden. So geschehen am 25. Dezember im Jahre des Herrn, 2019.
Die Einrichtung der App ist zwar denkbar unkompliziert, aber trotzdem ein wenig anstrengend. Das liegt nicht an der Prozedur an sich, sondern weil bei der iOS-Version die Eingabefelder nicht korrekt reagieren. Die Angaben mussten ein paar Mal gelöscht und neu eingegeben werden, bis alles an seinem Platz war. Ein kleines Ärgernis – aber auch die sind lästig. Die Android-Version wurde nicht getestet.
Das Terminal
In einem letzten Schritt wird das Terminal via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden. Das Kästchen bietet sowohl einen Schlitz, falls mit Chip bezahlt wird; genauso kann aber auch kontaktlos via NFC bezahlt werden. Das Gehäuse ist relativ dick, die Auflösung des Displays eher gering und anstelle von gummierten Tasten sind die Sensortasten ein bisschen weniger gefühlsecht. Andererseits lässt sich das Gerät deshalb sehr einfach reinigen – und diese Punkte zählen doppelt.
Der Ablauf
Wenn jemand mit Kreditkarte bezahlen möchte, wird der Betrag in die App eingetippt, optional der Verwendungszweck erfasst und das Terminal dem Kunden überreicht. Dieser verwendet wiederum seine Kreditkarte, sein Smartphone oder die Apple Watch, gibt bei Bedarf die PIN ein und damit sind alle zufrieden. Wird kein Verwendungszweck angegeben, erscheint auf dem Beleg nur eine kryptische Zeichenfolge.
«Quittung?»
Damit ist die Transaktion abgeschlossen – und nur die Transaktion. Wenn Sie dem Kunden eine schriftliche Quittung aushändigen möchten, müssen Sie das anderweitig erledigen, etwa mit einem Drucker in der Nähe. SumUp bietet zum Beispiel den optionalen Belegdrucker Bixolon für 349 Franken, aber der gehört hier nicht zum Test.
In der App lässt sich auch ein anderer Drucker über Bluetooth oder Wi-Fi hinzuziehen. Das hat leider nicht funktioniert, obwohl beide Drucker im selben verbunden waren. Dabei handelte es sich um zwei Canon-Modelle des gleichen Typs. Vielleicht haben Sie mit Ihren Druckern mehr Glück.
Alternativ lässt sich die Quittung aus der App heraus via E-Mail oder als Link via SMS verschicken, damit der Empfänger diese selber ausdrucken oder ablegen kann.
Der Kreislauf des Geldes
Eine Bezahlung mit Kreditkarte kostet immer Gebühren – und diese bleiben auf jeden Fall am Verkäufer hängen. Sie richten sich nach der Art der Karte und der Summe. Bei der Maestro-Karte werden 1,5 Prozent fällig, bei den Kreditkarten sind es 2,5 Prozent. Diese Gebühren werden automatisch von SumUp abgezogen. Sie werden also nie eine Rechnung für ausstehende Gebühren erhalten, was den Prozess schlank hält und Mahnungen ausschliesst.
Nach der Bezahlung wird der restliche Betrag dem Konto Ihrer Wahl gutgeschrieben. Das dauert zwei bis vier Werktage bei inländischen Kreditkarten und weitere zwei bis vier Werktage bei ausländischen Karten. In unserem Test landete das Geld fast immer nach zwei Werktagen auf dem Konto. Der Standard-Intervall für die Auszahlung ist «täglich», kann aber auch geändert werden. Genauso ist es möglich, Geld zurückzuschicken, weil das Produkt zum Beispiel retourniert wurde.
Feinheiten
Zwei weitere praktische Eigenschaften runden den Funktionsumfang ab. Die eine erlaubt die Erfassung mehrerer Mitarbeiter, sodass sich jemand das Terminal schnappen und den Umsatz auf sein persönliches SumUp-Konto gutschreiben kann.
Die zweite Funktion erlaubt das Anlegen von «Katalogen»: Dabei werden Warengruppen erstellt und die Artikel oder Dienstleistungen einmalig erfasst. Dabei kann es sich um verschiedene Artikel handeln oder um denselben in verschiedenen Grössen, Farben oder etwas in der Art. Anschliessend werden diese Produkte mit minimalem Aufwand in einen Warenkorb getippt und dem Kunden die Gesamtrechnung präsentiert. Das funktioniert sehr angenehm und schnell.
Und noch ein Wort zum Tempo: Wenn das SumUp-Kästchen ausgeschaltet ist, dauert es rund 30 Sekunden, um die App zu starten und die Verbindung aufzubauen.
Zusammenfassung und Fazit
Das SumUp-Terminal ist ein Paradebeispiel aus der Gerätekategorie «Was kann schon gross schiefgehen?». Über die App dauert die Einrichtung nur wenige Minuten, das Terminal ist spottbillig und der Funktionsumfang pragmatisch – doch was die App kann, kann sie sehr gut. Die erste Einrichtung ist ein wenig holperig, weil die App einige Eingaben nicht auf Anhieb akzeptierte. Im Nachhinein betrachtet wäre es wohl einfacher, das Konto am Rechner unter der Adresse sumup.com einzurichten und sich danach in der App nur noch anzumelden.
Auch der Ausdruck der Quittung wollte nicht funktionieren, allerdings kann das auch am einzigen Wi-Fi-Drucker gelegen haben, der zur Verfügung stand. Alternativ kann für die Verbindung auch Bluetooth verwendet werden; doch das beherrschte der Testdrucker nicht. Immerhin wurden der Fernseher und andere Bluetooth-Geräte einwandfrei erkannt, auch wenn das natürlich sinnbefreit ist.
Von diesen kleinen Unstimmigkeiten abgesehen prägen Friede, Freude, Eierkuchen den Umgang mit dem SumUp-Terminal und der App.
Zielgruppe
Das SumUp-Terminal ist natürlich kein Ersatz für ein ausgewachsenes Kassensystem, aber das will es auch gar nicht sein. Stattdessen empfiehlt es sich überall dort, wo sich Geschäftliches und Privates vermischen oder einfach die Möglichkeit geboten werden soll, unkompliziert mit Kreditkarte zu bezahlen.
Dabei kann es sich um die Kostenteilung in der WG handeln, nachdem der Kühlschrank gefüllt wurde. Der Grill am Vereinsanlass akzeptiert damit genauso Kreditkarten als Zahlungsmittel, wie der Stand am jährlichen Flohmarkt. Und so weiter.
Es gibt allerdings auch Geschäftszweige, die von SumUp explizit ausgeschlossen werden, weil sie anrüchig wirken oder Euphemismen für kriminelle Aktivitäten sein könnten. Eine Liste dazu finden Sie hier.
Fazit
Die Investition ist kaum spürbar, aber die Auswirkungen sind gross. Wenn Sie sich bis jetzt aus Bequemlichkeit vor Annahme von Kreditkarten gedrückt haben, ist das SumUp-Terminal die beste Gelegenheit, um den eigenen Standpunkt zu überdenken. Sie haben nichts zu verlieren.
Testergebnis
Einfachheit, App, Vielseitigkeit, Preis, Möglichkeiten
Ersteinrichtung in der iOS-App
Details: App ab iOS 9 oder Android 4.4, keine Grundgebühr oder Vertragsbindung
Preis: 49 Franken
Infos:sumup.com
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