Rundum-sorglos-Paket
08.11.2022, 08:45 Uhr
08.11.2022, 08:45 Uhr
Test: Apple TV 4K (3. Gen.)
Mediacenter gibt es heute wie Sand am Meer – aber nur eines, das man der Familie zumuten sollte.
Solide aufgerüstet: das Apple TV 4K der dritten Generation
(Quelle: Apple Inc.)
Es gibt gute Gründe, um den Fernseher mit einem Mediacenter zu erweitern. Vielleicht ist die Software des Smart-TVs längst nicht mehr smart und wirkt unfreiwillig ausgewildert. Oder die App-Auswahl ist bescheiden. Vielleicht wird auch nach einer Möglichkeit gesucht, um die Filme und Serien vom NAS ins Wohnzimmer zu bringen. All das lässt sich korrigieren, wenn diese Funktionen an ein externes Gerät delegiert werden – im Zweifelsfall so weit, dass der Fernseher tatsächlich nur noch als dummes Display herhält.
Die meisten dieser Mediacenter arbeiten mit Android TV. Zu den bekanntesten gehören die Shield TV von Nvidia, der Fire TV Stick von Amazon oder der Chromecast mit Google TV von Google. Was ihnen deshalb gemein ist, sind die Unzulänglichkeiten von Android: die angestaubte Oberfläche und die zum Teil krude Logik. Doch Android TV soll hier nicht das Thema sein.
Die Box für Apple-Anwender
Die einzige ernstzunehmende Alternative ist Apple TV, das Mediacenter – nicht zu verwechseln mit Apple TV+, dem Streaming-Dienst. Diese Black Box bietet ein enormes Spektrum an Möglichkeiten, doch am meisten profitieren die Apple-Anwender, weil deren Dienste wie Apple Music hier nahtlos weitergeführt werden. Doch wie wir später noch sehen werden, kommen auch die Anwender anderer Systeme auf ihre Kosten.
AirPlay. Das ist Apples Protokoll für die kabellose Übermittlung von Bild und Ton. Dabei werden Fotos oder Videos mit einem Tippen vom iPhone, Mac oder iPad weitergeleitet. Ausserdem lässt sich damit der Bildschirm eines Apple-Gerätes 1:1 auf den Fernseher oder Projektor spiegeln, etwa für Schulungen und Demos. AirPlay ermöglicht es aber auch, innerhalb von Sekunden eine Multiroom-Umgebung für die Musik zu schaffen, wenn Apple TV den Receiver oder die Soundbar bespielt.
AirPods. Die über-populären Kopfhörer lassen sich am Apple TV direkt ansteuern. Mehr noch: Für Paare lassen sich auch zwei AirPods verbinden.
Eigene Fotos. Wenn die eigenen Fotos und Videos über iCloud synchronisiert werden, lassen sie sich direkt via Internet auf dem Apple TV wiedergeben – alle zusammen oder nur ausgewählte Alben.
App-Store. Der App-Store hält so ziemlich alles bereit, was man sich nur wünschen kann. Hier finden sich die Klassiker wie YouTube, Netflix und viele weitere Streaming-Dienste – aber auch Spiele, Hilfsprogramme und mehr. Bei uns zu Hause ersetzt die Sunrise-App auch den klassischen TV-Empfangsweg über Kabel.
Allerdings bedeutet die Existenz einer App nicht automatisch, dass sie die beste ihrer Art ist. Meistens sind subtile Unterschiede vorhanden. Das liegt jedoch nicht Apple, sondern am App-Hersteller. So bevorzuge ich für YouTube nach wie vor die App des LG-Fernsehers, deren Oberfläche pechschwarz ist; auf dem Apple TV wirkt sie hingegen wie eine schwarze Jeans, die zu oft und zu heiss gewaschen wurde.
Der Lieferumfang: bescheiden
Die kleine Schachtel enthält nur das Nötigste: also die Fernbedienung und das Netzkabel – aber kein HDMI-Kabel, das auch Apple dem Testgerät separat beilegte.
Tipp: Das HDMI-Kabel ist der falsche Ort, um Geld zu sparen – erst recht, wenn die Ansprüche an die Qualität der Wiedergabe hoch sind. Um alle Bild- und Tonformate auszuschöpfen, benötigen Sie ein Highspeed-HDMI-Kabel. Wenn Ihr bestehendes Kabel schon älter ist, sollten Sie es ersetzen. Ich habe mit den Kabeln von Soneros sehr gute Erfahrungen gemacht. Die gibt es zum Beispiel bei Brack für deutlich weniger als 20 Franken.
Wenn Sie nicht sicher sind, ob das alte Kabel reicht, testen Sie es in den Einstellungen von Apple TV unter Video und Audio › HDMI-Verbindung prüfen.
Die Installation: kinderleicht
Sobald Apple TV angeschlossen und mit Strom versorgt ist, beginnt die Einrichtung – denn einen Hauptschalter gibt es nicht. Ein iPhone kann diesen Prozess beschleunigen, indem es in die Nähe des Gerätes gehalten wird, um die Einstellungen zum Netzwerk oder zur Apple-ID zu übernehmen. Insgesamt dauert das keine fünf Minuten.
Doch grundsätzlich funktioniert die Einrichtung auch ohne ein weiteres Apple-Gerät. Allerdings ist es dann nicht möglich, den TV mithilfe des iPhones zu kalibrieren. Das kann später in den Einstellungen unter Video und Audio› Farbabgleich nachgeholt werden. Diese Kalibrierung funktioniert nicht mit TV-Geräten, die Dolby Vision unterstützen und deshalb schon kalibriert sind.
Ab Werk sind die Einstellungen für die meisten Fernseher brauchbar. Trotzdem sollte unbedingt ein Blick auf die Einstellungen unter Video und Audio geworfen werden, um eventuell korrigierend einzugreifen. So wurde in unserem Fall der LG-TV nur als HDR-tauglich klassifiziert, obwohl er auch Dolby Vision unterstützt.
Hier noch einige Tipps, falls wir uns von denselben Einstellungen genervt fühlen.
Touch-Bedienung. Es soll Leute geben, die von den Touch-Elementen auf der Fernbedienung begeistert sind – aber mir laufen sie komplett gegen den Strich. Ausgeschaltet werden sie in den Einstellungen unter Fernbedienungen und Geräte › Clickpad.
Töne für die Bestätigung. Die werden in den Einstellungen unter Video und Audio › Navigationsklicks ausgeschaltet.
Laute Töne reduzieren. Diese feine Einrichtung wird gerne übersehen, zu finden unter Video und Audio › Laute Töne reduzieren. Einmal aktiviert, werden die lauten Stellen automatisch zurückgenommen, um die Dialoge verständlicher zu machen. Das beschneidet zwar die Dynamik, kann aber in einer hellhörigen Wohnung die Lösung sein.
Die Hardware: aktualisiert
Apple TV wird in zwei Ausführungen angeboten. Wir testen hier explizit die grössere Version, denn das abgespeckte Modell sollten Sie tunlichst ignorieren. Wir werden am Schluss darauf zurückkommen.
HDMI. Der TV oder Receiver wird über HDMI 2.1 verbunden und unterstützt Videos bis zu 4K mit 60 fps und HDR bis hin zu Dolby Vision. Die Tonausgabe unterstützt ARC (Audio Return Channel) und eARC. Für die Wiedergabe von Dolby Atmos muss Apple TV allerdings direkt an den Receiver angeschlossen werden, statt ihn via eARC zu bespielen. Mehr dazu hier.
Verbindungen. Der Gigabit-Ethernet-Port garantiert eine ruckel- und störungsfreie Wiedergabe, wenn das Wi-Fi-Netz schwächelt. Ausserdem werden Bluetooth 5.0 und Wi-Fi 6 (AX) verstanden.
Innenleben. Die neuste Generation ist 5 Millimeter flacher und die Seitenlängen je 5 Millimeter kürzer. Das Gewicht von einst 425 Gramm wurde auf 214 Gramm quasi halbiert – das liegt auch daran, dass durch den effizienteren Prozessor kein Lüfter mehr verbaut ist. Dazu muss allerdings erwähnt werden, dass das in der Praxis unerheblich ist, weil eben dieser Lüfter beim Vorgänger nie zu hören war.
CPU. Im Inneren pumpt derselbe «A15 Bionic», der auch im iPhone 13 verbaut ist. Das bedeutet: Leistung satt, besonders für Spiele. Die Oberfläche reagiert ohne Verzögerung, die Animationen bewegen sich butterweich und auch grosse Apps werden in kürzester Zeit geladen. Apple spricht von einer Halbierung der Ladezeiten; aber eigentlich sind solche Schilderungen eher müssig: Bereits der Vorgänger liess nichts zu wünschen übrig, sodass solche Verbesserungen gerne genommen werden – aber es braucht wohl eine neue Generation von Spielen, um dieses Mehr an Leistung auszuschöpfen.
Handhabung: familienfreundlich
Ein Mediacenter muss für die ganze Familie so einfach zu bedienen sein, als wäre es das normalste der Welt – und hier erhebt sich das Apple TV über die Masse. Die Oberfläche mit den abgerundeten App-Symbolen ist so Apple-typisch, wie man es sich nur wünschen kann. Die Apps lassen sich zudem in Ordner stecken, um die Übersicht zu wahren. Wie bei vielen anderen versteckten Kommandos und Einstellungen wird dazu die Mitteltaste auf der Fernbedienung etwas länger gedrückt gehalten.
Die Siri Remote, also die Fernbedienung, liegt hervorragend in der Hand. Sie vermittelt einen gesunden Minimalismus und lässt doch nichts zu wünschen übrig. Der Ring in der Mitte funktioniert über Touch-Eingaben: So lässt wird zum Beispiel durch ein Wischen über den Kreis durch die Menüs oder Symbole navigiert. Doch wie bereits erwähnt, lässt sich die Touch-Bedienung glücklicherweise ausschalten.
Die Remote kommuniziert mit der Box über Bluetooth, sodass sich diese hinter dem Fernseher oder in einem Lowboard verstecken lässt. Dessen ungeachtet verstehen sich beide Geräte mit Infrarot. So lässt sich die Box auch mit einer programmierbaren Universal-Fernbedienung steuern. Umgekehrt kann die Remote den Fernseher kommandieren, der über HDMI-CEC die anderen Geräte steuert.
Äusserlich hat sich im Vergleich zur letzten Remote nichts geändert, vom Anschluss abgesehen. So wurde die Lightning-Buchse durch USB-C ersetzt. Das ist allerdings keine alltägliche Verbindung, denn einmal geladen, hält die Fernbedienung monatelang.
Als Mediacenter: unerreicht
Zu den wichtigsten Apps für Cineasten gehören die Mediacenter, mit denen Filme und Serien vom NAS geholt werden. Wenn Sie das Thema allerdings nicht interessiert, springen Sie zum nächsten Abschnitt, denn hier wird es ziemlich spezifisch.
Apple TV bringt einige Vorzüge mit, die vielen Mediacenter-Neulingen auf anderen Plattformen das Leben schwermachen. Zu den wichtigsten gehört die Möglichkeit, sowohl die Bildrate als auch den Dynamikbereich (SDR, HDR, HDR10+, Dolby Vision) automatisch an das jeweilige Filmmaterial anzupassen. Das erledigt die Hardware selbst, sodass sich die jeweilige App nicht darum kümmern muss. Die Einstellungen finden Sie unter Video und Audio › An Inhalt anpassen.
Stolperstein Bildrate
Bei der Bildrate werden mit dieser Einstellung selbst krumme Dinger wie 23,976 fps butterweich und ohne das geringste Mikro-Ruckeln abspielt. Man muss das Thema mit einer anderen Box durchlitten haben, um diese segensreiche Funktion richtig zu würdigen. Doch selbst hier gibt es noch eine Kleinigkeit zu beachten.
Wenn die automatische Bildrate aktiviert ist, kommt es bei einem Wechsel zu einer kurzen Unterbrechung, bei der die Anzeige für etwa zwei Sekunden schwarz bleibt. Wenn Sie sich einen Film ansehen, ist dieser kurze Blackout vor dem Start bedeutungslos. Wenn Sie hingegen YouTube gratis (lies: mit Werbung) konsumieren, wird Sie der häufige Wechsel zuverlässig in den Wahnsinn treiben. Dann sollte die automatische Anpassung deaktiviert werden.
Als diese Zeilen geschrieben wurden, kündigte Apple noch für dieses Jahr die Funktion «Quick Media Switching» (QMS) an. Sie gehört zum HDMI-Standard 2.1a und sorgt dafür, dass Apple TV die Bildrate im Live-Betrieb ändern kann, ohne dass es zu diesem kurzen Blackout kommt. Allerdings muss das auch vom Fernseher unterstützt werden. Die ersten Modelle erscheinen zwar erst 2023; aber so der Hersteller will, kann diese Funktion auch mit einem Firmware-Update nachgereicht werden. Mehr dazu hier.
Infuse: besser wirds nicht
Doch zurück zum eigentlichen Thema. Im Prinzip gibt es für tvOS, also dem Betriebssystem des Apple TV, zwei wichtige Mediacenter-Apps. Da ist einerseits das allseits beliebte Plex, das für zahlreiche Plattformen angeboten wird. Auch Kodi ist verfügbar, wird hier aber nur der Vollständigkeit halber genannt.
Und dann gibt es noch Infuse von Firecore: Ein Juwel von einem Mediacenter, das nur für Apple-Geräte existiert, allerdings für das gesamte Sortiment: tvOS, macOS, iOS und iPadOS werden gleichermassen bedient.
Infuse greift die Filmdateien direkt von einem NAS ab und holt sich die Metadaten selbständig aus dem Internet: Cover, Besetzung, Handlung … das ganze Programm. Die App wird in einer kostenlosen Grundversion angeboten, die es in sich hat. Sie unterstützt zahlreiche Filmformate, darunter MKV-Dateien, die in H.264 und H.265 codiert sind, bis hin zu Dolby Vision (Profile 5) und Dolby Atmos (E-AC3).
Allerdings kam es bei mir zuweilen vor, dass Filme falsch erkannt wurden und deshalb ein falsches Cover zeigten – und deshalb auch die anderen Angaben nicht stimmen konnten. Zwar kann ein anderer, passender Filmtitel manuell ausgewählt werden, aber das nimmt der Sache ein wenig den Schwung. Ich komme gleich darauf zurück.
Die Pro-Version von Infuse richtet sich an all jene, die es wirklich wissen wollen. Sie bietet zusätzliche Funktionen für die Synchronisierung der Abspielposition, weitere Videoformate und die Unterstützung für Highend-Audio-Formate wie High-Resolution Dolby und DTS-HD. Ausserdem wird Apples «Spatial Audio» unterstützt, das Google-Cast-Protokoll und vieles mehr. Eine Übersicht finden Sie unter firecore.com/infuse. Die Website ist nur in Englisch verfügbar, doch die Apps sind alle in Deutsch lokalisiert.
Die Pro-Version kostet 1 Franken monatlich, 10.50 Franken jährlich oder 95 Franken lebenslang. Das Abo deckt alle Geräte-Versionen ab und lässt sich über die Familienfreigabe ohne Aufpreis teilen.
Vor allem aber zapft die Pro-Version von Infuse auch einen Plex-Server an. Und das bringt uns nahtlos zum nächsten Thema.
Plex als Rückendeckung
Die Plex-Umgebung (plex.tv) teilt sich in einen Server und einen Client auf. Im Gegensatz zur Shield TV, die beides in einem Gerät vereint, wird der Plex-Server nicht für tvOS angeboten. Das ist allerdings in den wenigsten Fällen ein Problem, da Plex auch zahlreiche NAS-Hersteller unterstützt, darunter auch den Platzhirsch Synology. Und auf einem solchen NAS werden die Filme normalerweise gelagert.
Plex wird kostenlos angeboten. Um jedoch Filme in HDR wiederzugeben, Trailer einzubinden oder für weitere Funktionen braucht es den «Plex Pass» für ca. 5 Franken monatlich, 40 Franken jährlich oder 120 Franken einmalig. Dann bietet sich auch die Möglichkeit, mehrere Konten einzurichten, damit sich die Familie nicht in die Quere kommt. Vor allem aber aktiviert sich damit die Option «Intro überspringen» bei Serien, was den Plex-Pass für Serienfans fast schon zu einem Muss macht.
Plex wirkt auf dem Apple TV sehr gelungen. Es punktet ausserdem mit Funktionen, die Infuse gänzlich fehlen, etwa die Einbindung von Fernsehkanälen oder der Integration der Filmtrailer – aber das nur am Rande. Hingegen erkennt Plex im Gegensatz zu Infuse keine Image-Dateien (ISO-Dateien), falls das ein Thema sein sollte.
Schlussendlich läuft es funktional auf eine Patt-Situation hinaus, wobei mir die Oberfläche von Infuse deutlich besser gefällt, als jene von Plex. Ausserdem werden in Foren zu Plex zuweilen Probleme erwähnt, wie ein leichtes Ruckeln oder die fehlerhafte Erkennung von HDR und SDR. Das kann bei Ihnen anders sein, aber ein Test kostet ja nichts.
Perfektes Duo
Ich habe ziemlich lange und gründlich nach der idealen Lösung gesucht und habe auch mit Android-basierten Geräten in Abgründe geblickt, die jeglichen Enthusiasmus für dieses vielschichtige Thema ersticken. Schlussendlich bin ich bei einer Lösung gelandet, die das Beste von Infuse und Plex in sich vereint.
● Auf dem Synology-NAS läuft der Plex-Server mit aktivem Plex-Pass.
● Auf dem Apple TV läuft Infuse Pro.
● Infuse Pro zapft die Dateien auf dem NAS nicht direkt an, sondern greift auf den Plex-Server zu.
Mit Plex als Server wurden bis jetzt ausnahmslos alle Filme und Serien korrekt erkannt, die Oberfläche und die Bedienung bleiben jedoch jene von Infuse. Die Wiedergabe funktioniert perfekt, auch in HDR. Am Beginn einer Serie wird ausserdem die Schaltfläche «Intro überspringen» eingeblendet; die dazu nötige Analyse der Serien und die Funktion selbst werden vom Plex-Server beigesteuert.
Das Resultat ist ein perfektes Mediacenter-Erlebnis, solide wie ein Fels und so zugänglich, dass auch kleine Kinder innerhalb von Minuten damit klarkommen. Und ja, Infuse bietet auch eine Kindersicherung.
Tipp: Sie können diese Konfiguration mit Infuse Pro und der kostenlosen Versionen Plex unbeschränkt testen. Das Einzige, was dann in Infuse Pro fehlt, ist die Taste «Intro überspringen».
Apple Arcade: für die Kleinen
Nur kurz am Rande soll die Apple Arcade erwähnt werden, die ein Apple TV besonders für Familien mit Kindern aufwertet. Der Apple-eigene Dienst bietet aktuell über 200 Spiele für 6 Franken im Monat, ist aber auch ein Bestandteil von Apple One. Diese Spiele sind nicht nur kinderfreundlich, sondern enthalten weder Werbung noch Abos oder In-App-Käufe. Deshalb können sich die Kleinen hemmungslos in der Arcade austoben – ohne dass Papi einen zweiten Job annehmen muss, weil die Kreditkarte durch endlose Käufe von «Wagenladung Diamanten» an den Anschlag getrieben wurde.
Die Auswahl an Spielen ist umfassend und ständig kommen neue hinzu. Natürlich sprechen nicht alle Spiele sämtliche Gruppen an; die Kinder werden wohl am meisten Freude daran haben. Aber bei dieser Auswahl darf man sich getrost in seine Nische zurückziehen, ohne dass die Gefahr besteht, dass man unterhaltungstechnisch verhungert. Es gibt Arcade-Spiele (war ja klar), Simulationen, RPGs, Musikspiele, Actiontitel … ein kostenloser Probemonat für Neukunden wird reichen, um sich eine Meinung zu bilden.
Vor allem aber unterstützen die tvOS-Spiele die Controller von Microsoft, Nintendo und Sony, sodass das Apple TV zu einer waschechten Konsole wird.
Seltsame Produkte-Politik & Fazit
Zum Schluss bleibt noch die seltsame Preisgestaltung, die für Stirnrunzeln sorgt. Das Apple TV 4K wird in zwei Ausführungen angeboten: als Modell «Wi-Fi» für 149 Franken und als «Wi-Fi+Ethernet» für 169 Franken. Beide Geräte kommen mit demselben Arbeitsspeicher und derselben CPU. Und doch unterscheiden sie sich fundamental. Denn die Ausgabe «Wi-Fi+Ethernet» hat der kleinen Version folgendes voraus:
● Zusätzlicher Ethernet-Anschluss statt nur Wi-Fi
● Für Apps und umfangreiche Spiele stehen 128 GB statt nur 64 GB Nutzspeicher zur Verfügung
● Das grosse Modell lässt sich als Thread-Border-Router nutzen, um das smarte Heim zu verwalten. Das konnte schon der Vorgänger, aber aus unerfindlichen Gründen wird es dem neuen kleinen Modell vorenthalten. Das ist allerdings nur dann relevant, wenn kein anderes Gerät diese Aufgabe erfüllen kann, etwa ein HomePod mini oder das Gerät eines anderen Herstellers.
Kurz: Der Kauf der kleinen Version wird ziemlich sicher zum Fehlkauf, denn wer verzichtet für 20 Franken auf Ethernet und einen doppelt so grossen Speicher? Würde das kleine Modell 99 Franken kosten, liesse sich vortrefflich darüber streiten. Aber für diese Differenz bekommt man heute im Restaurant gerade einmal eine Pizza und eine Cola. Und schliesslich weiss niemand, was die technologische Zukunft der nächsten drei bis fünf Jahre für uns bereithält.
Lohnt sich der Aufstieg?
Wenn bereits die zweite 4K-Generation neben dem Fernseher steht, gibt es nur wenige Gründe für das Update, denn bereits damit werden umfangreiche Filmdateien mit HDR und Highend-Tonformaten problemlos abgespielt. Und solange die Spiele nicht ruckeln, wird die Leistung auch weiterhin reichen.
Hingegen lohnt sich der Aufstieg auf jeden Fall, wenn Sie noch die 1. Generation mit der unsäglichen Fernbedienung Ihr Eigen nennen. 128 GB Speicher sind für Spiele- und App-Fans ebenfalls eine Verlockung. Samsung-Besitzer mit Mediacenter-Ambitionen werden dankbar zur Kenntnis nehmen, dass die neuste Generation auch HDR10+ unterstützt. Und zu guter Letzt könnte das angekündigte QMS-VRR-Update die leidigen Unterbrüche beim Wechsel der Bildrate korrigieren.
Für Neukäufer kann die kleine Box hingegen ohne jeden Vorbehalt empfohlen werden.
Fazit
Das Apple TV bietet für alle etwas: für die Cineasten, die Spieler, die Streaming-Fans und die Besitzer antiquierter Fernseher. Die mustergültige Bedienung, die herausragenden Apps und die Unterstützung aller wichtiger Formate machen aus diesem Gerät den neuen Liebling der Familie. Halten Sie sich einfach vom kleinen Modell fern.
Testergebnis
Oberfläche, Apps, Steuerung, Fernbedienung, Leistung
Kein USB-C- und kein HDMI-Kabel im Lieferumfang
Details: 128 GB, A15 Bionic Chip, HDMI 2.1, Bluetooth 5.0, Infrarot, Wi-Fi 6 (AX), Gigabit-Ethernet, Thread-Unterstützung; Video: 4K mit 60 fps, HDR / HDR10 / HDR10+ / HLG / Dolby Vision (Profile 5); Audioausgabe: AC3 (Dolby Digital 5.1), E-AC-3 (Dolby Digital Plus 7.1 Surround-Sound) und Dolby Atmos, ARC / eARC, inkl. Fernbedienung, tvOS 16
Preis: 169 Franken
Infos:
08.11.2022