Test: Apple iPhone 13 Pro (Max)
Fotostile
Das neue Ultraweitwinkel, der Makro-Modus, ProRes-Aufnahmen und natürlich der Kino-Modus halten das iPhone 13 Pro an der Spitze der fotografischen Nahrungskette. Doch mein persönliches Highlight kommt sehr viel unspektakulärer daher, und zwar in Form der «Fotostile», die auf allen iPhone-13-Modellen verfügbar sind. Da die Funktion jedoch zur überarbeiteten Image-Pipeline der A15-CPU gehört, kann sie nicht als Software-Upgrade für die älteren iPhones angeboten werden – auch nicht für das Soeben-noch-Spitzenmodell, das iPhone 12 Pro Max.
Diese neue Funktion löst eines der grundlegenden Probleme, das ich bis anhin mit der iPhone-Kamera hatte: Apple steht seit jeher im Ruf, dass die Kamera sehr authentische, realistische Bilder zeichnet. Doch der Grat zwischen «authentisch» und «langweilig» ist schmal. Deshalb habe ich die Bilder häufiger durch die Filter von Darkroom gejagt, als mir eigentlich lieb war – und immer mit dem Risiko, dass eine Bildserie nicht einheitlich wirkte. Denn die unmodifizierten Fotos waren zwar tadellos, aber es fehlte ihnen irgendwie der «Punch».
Diese Zeiten sind vorbei. Die neuen Fotostile sind nicht mit den bekannten Filtern wie «Strahlend», «Dramatisch warm» usw. zu vergleichen, die auf das gesamte Bild wirken.
Ken Sorge, diese Filter gibt es immer noch – aber die Fotostile sind besser
Quelle: PCtipp.ch
Stattdessen nutzt die Bildverarbeitung gemäss Apple «ein tiefes semantisches Verständnis, um auf intelligente Weise die richtige Menge an Anpassungen auf verschiedene Teile des Fotos anzuwenden». Uff! Ganz bestimmt ist der Texter nach seinem poetischen Erguss in Tränen der Rührung ausgebrochen. Wie auch immer: In der Praxis bedeutet das, dass die Hauttöne nahezu unangetastet bleiben, während die Vegetation oder der Himmel oder was auch immer unterschiedlich behandelt werden. Die Auswirkungen sind einerseits deutlich sichtbar, aber gleichzeitig so subtil, dass es fast nicht möglich ist, ein Bild durch eine unpassende Einstellung dauerhaft zu ruinieren.
Subtil, aber wirkungsvoll: oben die Einstellung «Standard», unten «Kontrastreich»
Quelle: PCtipp.ch
Neben den Standard-Einstellungen liefert Apple vier Voreinstellungen mit, die sich über die beiden Parameter «Ton» und «Wärme» weiter modifizieren und an die persönlichen Vorlieben anpassen lassen. Diese Einstellungen bleiben so lange gespeichert, bis sie vom Fotografen wieder geändert werden. Wenn Sie also Ihren Stil gefunden haben, müssen Sie nur die Finger von den Einstellungen lassen, damit in Zukunft alle Fotos im selben Look aufgenommen werden.
Für mich wirkt die Kamera wie von Grund auf erneuert. Ich habe «meinen Stil» zwar noch nicht gefunden und verlasse mich darauf, dass mich das Internet schon bald mit Vorschlägen überschütten wird – aber hier und jetzt bin ich begeistert, was allein die Einstellung «Kontrastreich» ohne weitere Anpassungen bewirkt.
Die Auswirkung eines Fotostils ist bereits vor der Aufnahme zu sehen. Doch wenn der Auslöser erst einmal gedrückt wird, sind diese Änderungen dauerhaft. Im Gegensatz zum Porträt-Modus oder zu den bekannten Filtern ist es also nicht möglich, im Nachhinein einen anderen Stil anzuwählen – oder ihn überhaupt auf ein bestehendes Bild anzuwenden. Und weil dieser Eingriff dem Gedanken einer RAW-Datei widerspricht, funktioniert er auch nicht mit Apples ProRAW-Format.
Alle iPhone-13-Modelle können Fotostile. Schade ist einzig, dass sie nur bei Fotos greifen – der Name ist also Programm. Sie funktionieren hingegen nicht bei Videos oder Panoramen, ja noch nicht einmal bei zugeschaltetem Porträt-Effekt. Immerhin funktionieren die Fotostile auch bei der vorderen TrueDepth-Kamera («Selfie-Kamera»). Es bleibt nur die Hoffnung, dass Apple hier ein Upgrade liefert, wenigstens für Porträt-Fotos.
Tipp: Wenn Sie nicht so lange warten wollen, werfen Sie einen Blick auf die App Focos. Sie war schon immer aussergewöhnlich gut, aber seit der brandneuen Version 2.5 funktioniert die Objekterkennung noch einmal besser – und übertrumpft damit sogar die künstliche Unschärfe, die Apple auf die Fotos anwendet. Das gilt auch dann, wenn der Bokeh-Effekt im iPhone gar nicht angewählt war und demzufolge auch keine Tiefenmaske im Bild enthalten ist – oder wenn das Foto aus einer konventionellen Kamera stammt.
Focos generiert bei allen Fotos eine künstliche Unschärfe, egal, aus welcher Kamera sie stammen
Quelle: PCtipp.ch
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