Smartphone-Tipps 19.02.2025, 07:59 Uhr

9 Handy-Märchen, die noch immer kursieren

Beim Thema Smartphones gibt es seit Jahren Technikmythen, die sich hartnäckig halten. Wir haben neun häufige unter die Lupe genommen und erklären, wie es wirklich ist.
(Quelle: Shutterstock/Dualororua, guteksk7)
Seit Steve Jobs 2007 das erste iPhone vorgestellt hat, ist viel passiert. Technik und Software haben sich stetig weiterent­wickelt und bieten heute gefühlt unendliche Möglichkeiten. Nur bedingt weiterentwickelt hat sich aber das Allgemeinwissen zu Smartphones. Und so kommt es, dass es zum Thema Handys unzählige Fakten gibt, die gar nicht (mehr) stimmen. Wir haben neun der häufigsten Falschinformationen zu Smartphones aufgegriffen und erklären, wie die Realität tatsächlich aussieht.

1. Auf iPhones gibts keine Viren

Menschen, die Viren schreiben, möchten möglichst viele Geräte infizieren. Das ist der Grund, weshalb vorwiegend Android-Geräte das Ziel von Hackern werden: Weltweit gesehen hat das Betriebssystem von Google einen Marktanteil von ungefähr 70 Prozent, Bild 1. Ebenfalls macht das geschlossene Ökosystem von Apple Hackern das Leben schwerer als etwa Android. Trotz allem ist es falsch zu sagen, iPhones würden nicht von Viren infiziert.
Bild 1: Da Android weiter verbreitet ist als iOS, wird es von Hackern gerne angegriffen.
Quelle: mobiloud.com
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass es auch bei iOS zu Sicherheitslücken kommen kann. Solche werden gerne von Hackern ausgenutzt, um Geräte mit Viren zu infizieren. Ein bekannter Fall war etwa die Spyware namens Pegasus des israelischen Unternehmens NSO Group. Diese nistet sich unbemerkt auf iPhones ein und ermöglicht es, auf alles, was sich auf dem Smartphone befindet, zuzugreifen.
Die Software wurde ursprünglich entwickelt, um Terrorismus und Kriminalität zu bekämpfen. In der Vergangenheit wurde diese Spyware aber auch immer wieder dazu benutzt, um unter anderem Journalisten, Menschenrechtler und Politiker auszuspionieren.

2. Handys muss man ganz entladen

Falsch. Moderne Smartphones sind mit Lithium-Ionen-Batterien ausgestattet und eine ständige Entladung bis auf null Prozent schadet diesen Akkus. Das führt zu einer schnelleren Abnutzung und kann die Lebensdauer des Akkus erheblich verkürzen. Stattdessen empfiehlt es sich, eine Teilentladung anzuwenden, das heisst, den Akku nicht unter 20 Prozent fallen und ihn idealerweise nur bis etwa 80 Prozent aufladen zu lassen. So verlängern Sie die Lebensdauer Ihres Smartphone-Akkus optimal.
Bild 2: Moderne Smartphones schonen Akkus beim Laden, damit sie länger leben
Quelle: PCtipp.ch
Mit der Zeit lassen sich die Akkus ohnehin schwerer vollständig aufladen, weil ihre Materialien altersbedingt weniger Energie speichern können. Daher hält ein älteres Gerät oft deutlich kürzer durch als ein neues. Einige Hersteller wie Samsung bieten mittlerweile eine spezielle Einstellung an, die das Laden automatisch bei 80 Prozent stoppt, um die Batterie zu schonen. Diese finden Sie bei Samsung unter Einstellungen/Akku/Akkuschutz, Bild 2.

3. Aufladen über Nacht schadet

Aktuelle Smartphones sind inzwischen so intelligent, dass sie eine Überladung verhindern. Sobald der Akku vollständig geladen ist, wird der Ladevorgang automatisch gestoppt, sodass das Gerät problemlos über Nacht angeschlossen bleiben kann. Berichte über Feuer beim Ladevorgang stehen meist im Zusammenhang mit defekten Akkus und nicht mit normalem Ladeverhalten.
Was Sie jedoch vermeiden sollten, ist das Laden des Smartphones unter einem Kissen oder in einem bedeckten Bereich. Da das Gerät während des Ladevorgangs Wärme abgibt, sollte es an einem gut belüfteten Ort liegen, damit die Hitze entweichen kann und das Risiko einer Überhitzung reduziert wird.
Bild 3: Adaptives Laden bei Android (hier das Pixel 9 Pro) schont den Akku.
Quelle: PCtipp.ch
Neuere Smartphones haben inzwischen auch ein Feature, das den Akku zusätzlich schont. Bei Android heisst dies Adaptives Laden, bei iOS Optimiertes Laden der Batterie, Bild 3. Ist dieses Feature aktiviert, merkt sich Ihr Smartphone, um welche Uhrzeit Sie das Gerät für gewöhnlich am Morgen vom Strom abziehen. Nach einer Weile weiss das Smartphone, wann es mit dem Aufladen beginnen muss, damit es am Morgen rechtzeitig vollständig aufgeladen ist.

4. Apple bremst alte iPhones

Immer wieder hört man den Vorwurf, dass Apple seine iPhones absichtlich langsamer machen würde. Der Grund scheint simpel wie einleuchtend: Das Unternehmen will Konsumenten so dazu bringen, auf neue Gerätegenerationen zu wechseln.
Dieser Mythos ist nicht ganz unbegründet. Tatsächlich war Apple 2017 in einen Skandal verwickelt, bei dem der Hersteller die CPU älterer iPhones bewusst gedrosselt hatte. Laut Apple tat man dies, um die Akkulaufzeit zu verbessern und Abstürze zu verhindern. In den USA wurde Apple daraufhin verklagt und zu einer Busse von satten 113 Millionen US-Dollar verdonnert.
Seither wurde kein weiterer Fall publik, in dem Apple iPhones absichtlich verlangsamt hat. Dass Ihr iPhone trotzdem langsamer wird, hat einen einfachen Grund: Neue Software, die Sie durch Updates erhalten, benötigt mehr Leistung, sei das nun das Betriebssystem oder Apps. Und diese Leistung liefern Chips in älteren Geräten nicht mehr, wodurch das Smartphone langsamer wird.

5. Nasse Handys mit Reis trocknen

Der Mythos um Reis als «Handy-Trocknungsmittel» tauchte erstmals in den frühen iPhone-Zeiten auf. Die Idee, Reis als Feuchtigkeitsabsorber zu verwenden, stammt wohl aus der Fotografie, wo dieser Tipp auch schon verbreitet war, um nass gewordene Kameraausrüstung zu trocknen. Da Reis Feuchtigkeit anzieht, soll er helfen, das Gerät zu retten. Aber funktioniert das tatsächlich?
Die Antwort ist: eher nicht. Auch wenn es vereinzelt Fälle gibt, in denen Reis Feuchtigkeit aus einem nassen Handy gezogen hat, ist diese Methode nicht empfehlenswert. Selbst Apple weist in seinen Support-Dokumenten explizit darauf hin, ein iPhone nicht in trockenen Reis zu stecken. Partikel könnten sich im Ladeanschluss festsetzen und möglicherweise grössere Schäden verursachen als das Wasser selbst. Es kann in diesem Fall passieren, dass Ihr Smartphone nicht mehr richtig lädt und Sie es reparieren müssen.
Eine bessere Alternative: Legen Sie das nasse Smartphone zusammen mit Silicagel in einen verschliessbaren Plastiksack, Bild 4. Das zieht Feuchtigkeit effizienter an und ist sicherer für das Smartphone. Es lohnt sich daher, ein paar dieser Silicagel-Päckchen für den Ernstfall auf Vorrat zu haben.
Bild 4: Silicagel eignet sich zum Trocknen besser als Reis. Quelle: needpix.com
Quelle: PCtipp.ch

6. Hintergrund-Apps beenden

Bild 5: Die Apps manuell zu beenden, ist kontraproduktiv
Quelle: PCtipp.ch
Gehören Sie auch zu den Personen, die ihre Apps regelmässig durch ein Hochwischen schliessen oder auf das Abfall-Symbol tippen, um alle gleichzeitig zu beenden, Bild 5? Vermutlich tun Sie dies in der Annahme, so den Akku zu schonen, da Apps im Hintergrund angeblich Strom verbrauchen.
Früher war das tatsächlich der Fall. Mittlerweile sind die Smartphones aber so intelligent, dass Sie Ihre Hintergrund-Apps nicht mehr schliessen müssen. Der Grund: Das System fährt diese automatisch auf ein Minimum herunter, wenn sie nicht aktiv genutzt werden. So verbrauchen die offenen Apps praktisch keinen Strom. Öffnen Sie die App dann erneut, ist sie allerdings viel schneller wieder verfügbar, als wenn Sie die Anwendung komplett geschlossen haben.
Schliessen Sie die App komplett, muss das System die Anwendung das nächste Mal, wenn Sie diese öffnen, komplett neu starten – was in der Regel mehr Strom verbraucht. Vor allem bei Apps, die Sie regelmässig nutzen, zum Beispiel WhatsApp, verbrauchen Sie unnötig Strom, wenn Sie diese jedes Mal manuell beenden.
Falls Sie sich jetzt fragen, wofür es überhaupt eine Übersicht der geöffneten Apps gibt, ist die Antwort einfach: Zum einen, um schnell zwischen aktiven Apps hin- und herwechseln zu können, zum anderen, um eine eingefrorene App manuell zu beenden.
Bild 6: Mit dem Datensparmodus werden die Hintergrundaktivitäten von Apps beschränkt
Quelle: PCtipp.ch
Um Strom zu sparen, gibt es übrigens bessere Methoden: Aktivieren Sie den Energiesparmodus (Android) oder den Batteriesparmodus (iOS). Dadurch werden viele Hintergrundaktualisierungen reduziert, die ansonsten den Akku belasten. Alternativ können Sie etwa bei Android auch den Datensparmodus einschalten, Bild 6. Sie finden diesen in den Einstellungen unter dem Menüpunkt Netzwerk & Internet/Datensparmodus.

7. Mehr Megapixel = bessere Fotos

Ein weitverbreiteter Mythos ist, dass mehr Megapixel in der Kamera eines Smartphones automatisch zu besseren Fotos führen. Eine hohe Megapixel-Anzahl allein reicht aber nicht aus, um professionelle Ergebnisse zu erzielen – sie dient oft nur als Marketinginstrument, um Konsumenten anzusprechen, die höhere Megapixel-Zahlen mit besserer Leistung verbinden.
Zwar ist die Anzahl der Megapixel entscheidend für die Detailgenauigkeit und Auflösung einer Aufnahme, aber nicht der einzige Faktor, der die Bildqualität beeinflusst. Besonders bei schlechten Lichtverhältnissen spielt die Grösse der Pixel und nicht deren Anzahl eine weitaus wichtigere Rolle. Denn grössere Pixel können mehr Licht einfangen und so das Bildrauschen reduzieren – das ist ein klarer Vorteil gegenüber Kameras mit vielen, aber kleineren Pixeln.
Oft tricksen die Hersteller ohnehin, wenn es um Pixel geht. Sie wenden dabei ein Verfahren namens Pixel Binning an. Hierbei werden mehrere kleine Pixel zu einem grösseren Super-Pixel kombiniert. Ja, dadurch kann zwar mehr Licht aufgenommen und die Qualität bei schlechten Lichtverhältnissen gesteigert werden. Allerdings ist diese Methode einer Kamera, die weniger, dafür aber grössere Megapixel hat, meist unterlegen.
Die Pixelgrössen werden in Mikrometer (µm) angegeben. Je niedriger die Zahl, desto kleiner die Pixelgrösse. Eine Smartphone-Kamera mit 48 Megapixeln und einer Pixelgrösse von 1,7 µm ist also schlechter, als eine Kamera mit 48 Megapixeln und einer Pixelgrösse von 2,2 µm.
Entscheidend für die Qualität eines Fotos ist ausser den Megapixeln auch der Sensor. Je grösser ein Sensor, desto mehr Licht kann eingefangen werden, was zu besseren Fotos führt. Wählen Sie also zum Beispiel zwischen zwei Kamera-Handys mit 48 Megapixeln, sollten Sie das nehmen, das einen grösseren Sensor verbaut hat.

8. High-End-Chip ist bessere Wahl

Ein häufiger Mythos besagt, dass teure Smartphones mit den neuesten Chips automatisch schneller sind. Tatsächlich ist die Leistung aber nicht nur von nackten Zahlen, sondern auch davon abhängig, wie gut der Chip auf das Betriebssystem und alltägliche Anwendungen abgestimmt ist. Dies ist ein Grund, weshalb iPhones oft jahrelang flüssig laufen, Bild 7. Apple stimmt seine Komponenten optimal aufeinander ab und prüft die Produktion seiner Geräte bis ins kleinste Detail.
Bild 7: Bei iPhones sind Hardware- und Software perfekt abgestimmt – wodurch auch alte Geräte oft noch sehr flüssig laufen
Quelle: PCtipp.ch
Leistungsstarke Prozessoren punkten besonders bei komplexen Anwendungen wie Gaming, Videobearbeitung oder Multitasking. Allerdings merkt der durchschnittliche Nutzer bei gängigen Anwendungen wie dem Surfen oder dem Schreiben von WhatsApp-Nachrichten kaum einen Unterschied. Das kommt auch daher, dass viele Mittelklasse-Geräte auf effiziente Prozessoren setzen, die speziell für typische Aufgaben wie Surfen, Messaging und Fotografie optimiert sind.

9. Ein teures Smartphone ist besser

Viele glauben, ein höherer Preis garantiert bessere Qualität. Vor zehn Jahren mag das so gewesen sein, doch heutzutage nicht mehr. Hersteller bieten in der sogenannten Mittelklasse immer bessere Smartphones an. So bekommt man in der Schweiz schon für 400 Franken Top-Geräte. Diese reichen für das digitale Alltagsleben mehr als aus und haben oft auch richtig gute Kameras verbaut.
Ja, High-End-Smartphones sind natürlich immer etwas besser. Sie haben die neuesten technischen Errungenschaften an Bord. Doch da es bei der Smartphone-Entwicklung keine grossen Sprünge mehr gibt, sind die Unterschiede für Laien oft kaum nachvollziehbar.
Ausserdem fressen teure High-End-Funktionen ziemlich viel Strom, während Mittelklasse-Handys auf Effizienz getrimmt sind. Ein Mittelklasse-Smartphone hält dadurch im Alltag meist einige Stunden länger durch als ein Flaggschiff-Gerät.
Auch das Argument, High-End-Geräte würden längere Software-Updates erhalten, ist nicht mehr richtig. Die grossen Hersteller Google, Samsung und Apple haben mittlerweile alle günstigen Modelle im Portfolio, die mindestens für fünf Jahre mit Updates versorgt werden.
Vor allem bei Android-Anbietern bekommt man solche Geräte nach wenigen Monaten teils massiv günstiger. So gibt es das Samsung Galaxy A55, das eine Update-Garantie von rund fünf Jahren hat, in ersten Shops bereits für unter 300 Franken. Google bietet bei seinem ca. 360 Franken günstigen Pixel 8a sogar sieben Jahre Updates, Bild 8.
Bild 8: Auch in der Mittelklasse gibt es inzwischen Geräte, die jahrelangen Software-Support erhalten. Links das Samsung Galaxy A55, rechts das Google Pixel 8a
Quelle: PCtipp.ch



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