Hintergrund
12.11.2020, 12:30 Uhr
Radio: Wie stehts eigentlich mit DAB+?
Ab 2020 sollte UKW-Radio schrittweise abgeschaltet werden. Lesen sie hier, wann die Radiosender in der Schweiz über UKW spätestens nicht mehr zu empfangen sind.
Der Startschuss für die Umstellung auf DAB+ fiel am 13. Februar 2017. Eigentlich sollte es ab 2020 dem analogen Radio schrittweise an den Kragen gehen. Doch nebst immer mehr DAB+-Sendern gibts weiterhin Radio via UKW. Da sich das Jahr dem Ende zuneigt, hat PCtipp nachgeschaut, wo DAB+ bzw. UKW in der Schweiz im November 2020 stehen.
Doch kurz nochmals zum Begriff sowie den Vor- und Nachteilen des «neuen» Radiovertriebsstandards.
Was ist DAB+?
DAB+ steht für Digital Audio Broadcasting, das «+» für besten Klang, mehr Empfang, grössere Vielfalt und neue Möglichkeiten. Die Abkürzung wird «De Ah Be Plus» ausgesprochen. Bei DAB+ handelt es sich um einen Radiovertriebsstandard, der effizienter als analoges Radio funktioniert. In der Anfangszeit von DAB führte das zu deutlich schlechterer Audioqualität als über analoges Radio. Seit der überarbeiteten Version (DAB+) hat sich das aber erledigt und DAB+ ist in fast allen Bereichen besser als AM/FM.
Vorteile
Zu den Vorteilen von DAB+ gegenüber analogem Radio gehören:
- Metadaten: DAB+-Radio kann Metadaten wie Songnamen oder Programmbeschriebe aussenden und auf dem Gerät des Nutzers anzeigen lassen.
- Bessere Tonqualität: DAB+ sendet in höherer Auflösung als analoges Radio und leidet nicht unter Rauschen und anderen Störgeräuschen.
- Mehr Sender: Dank der effizienteren Nutzung von Bandbreiten kann DAB+ mehr Sender ausstrahlen als analoges Radio.
Nachteile
Bekannte Schwächen von DAB+ sind die schwierigere Verbreitung des Signals, was in einem kleinen Land wie der Schweiz jedoch kaum ein Problem ist. Zudem funktioniert DAB+ nach einem «Alles oder nichts»-Prinzip: Fällt die Verbindung unter eine bestimmte Qualitätsstufe, bricht sie komplett ab. DAB+ ist ausserdem leicht verzögert, was bei Sportevents ein Problem sein kann.
Diese DAB+-Sender sind derzeit empfangbar
Die Radiobranche war fleissig und setzt schon länger auf DAB+. Ob NRJ, Radio 24, Radio 1, Sender des SRF –sogar Radio Beo oder Radio Rotto Oberwallis –, um nur einige zu nennen, können Sie bereits heute digital empfangen.
Eine Liste der zu empfangenden DAB+-Sender finden Sie auf dabplus.ch. Scrollen Sie auf der genannten Webseite etwas nach unten, um sich mehr Sender anzeigen zu lassen.
Wenn Sie näheres zu den Empfangsgebieten wissen möchten, Infos gibts für die Deutschschweiz, für die Agglomerationen, für die Romandie und das Tessin.
Wo steht DAB+ im November 2020?
Der derzeitige Stand: Radioprogramme werden in der Schweiz über UKW «nur» noch bis spätestens 2024 empfangbar sein. Die Bevölkerung empfängt Radioprogramme mittlerweile zu 71 Prozent digital – nur noch 13 Prozent nutzen ausschliesslich das analoge UKW, schreibt dabplus.ch am 28. August 2020.
Radiostationen stellen UKW 2022/2023 ab
Die Arbeitsgruppe «Digitale Migration» präsentierte am 27. August 2020, anlässlich des SwissRadioDay, den Plan für den UKW-Ausstieg. Dieser soll in zwei Schritten erfolgen. In einem ersten Schritt will SRG ihre UKW-Sender im August 2022 ausser Betrieb nehmen; die Privatradios folgen in einem zweiten Schritt spätestens im Januar 2023.
In einer Mitteilung des Bundesamts für Kommunikation (BAKOM) heisst es weiter: «Der Verband Schweizer Privatradios (VSP), die Union Romande des Radios Régionales (RRR) und die Union nicht-gewinnorientierter Lokalradios (Unikom) werden nun bis Ende November 2020 die Zustimmung ihrer Mitglieder einholen. Falls eine von der AG DigiMig definierte Mehrheit der Radioveranstalter dem Vorschlag der Verbände zustimmt, wird der UKW-Abschaltplan für alle Veranstalter verbindlich.» Die SRG habe dem Vorschlag zur Abschaltung bereits zugestimmt.
Auch im Auto beliebtester Empfang
Auch on the road ist DAB+ nun beliebtester Empfangsweg. Das Auto war lange die letzte UKW-Bastion, doch auch das ist nun vorbei, wie das BAKOM in der Mitteilung schreibt. Die Radionutzung über DAB+ und IP-Radio machen zusammen inzwischen 55 Prozent der Gesamtnutzung im Auto aus.
5-Millionen-Geräte-Marke geknackt
Viele offizielle Zahlen sind nicht verfügbar. Ein paar bietet das Bakom. Im ersten Halbjahr 2020 wurden gemäss einer GfK-Erhebung knapp 250'000 DAB+-Geräte verkauft. Wohl Corona-bedingt waren die Verkaufszahlen rückläufig. «Für den weiteren Verlauf wichtig ist die Tatsache, dass nun praktisch alle Neuwagen standardmässig mit einem DAB+-Gerät ausgerüstet sind», so das Bakom.
PCtipp hat mit einem DAB+-Autospezialisten gesprochen. Er schätzt, dass jährlich ungefähr 300'000 Neuwagen mit eingebauten DAB+-Radios in der Schweiz verkauft werden, während gleichzeitig fast 300'000 Autos verschwinden, weil sie verschrottet werden.
DAB+
Das bringt die Zukunft
Bis spätestens 2024 soll das Digitalradio in der Schweiz den analogen UKW-Empfang ablösen. Wer an seinem alten UKW-Gerät hängt, sollte sich spätestens jetzt Gedanken für eine Umrüstung oder einen Neukauf machen. Doch die Umsetzung geht schweizerisch-gemütlich vonstatten. Das Bundesamt für Kommunikation (BAKOM) informierte Ende August 2020, dass dank positiver Entwicklung bei den DAB+-Nutzerzahlen die Radiobranche den UKW-Ausstieg für 2022/2023 plane. Derzeit empfängt die Schweizer Bevölkerung Radiosender zu 71 Prozent digital. Die letzte UKW-Bastion wird wohl das Auto sein. Auch dort hat DAB+ laut BAKOM aber an Bedeutung gewonnen. Also: «Nume nid gsprängt» beim DAB+- Gerätekauf, «aber gäng ume hü!», wie meine Grossmutter zu sagen pflegte.
Claudia Maag, Redaktorin PCtipp
Wenn Sie auf der Suche nach einem DAB+-Radio sind,hier gehts zur PCtipp-Kaufberatung (Stand: April 2020)
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