Praxis: So verlief der Umstieg auf Apples M1-Macs

Bestehende Software? Kein Problem!

Nun ist das System eine Sache, die Software eine andere – und hier hatte ich mehr als nur leise Bedenken. Jeder Anwender stützt sich auf seine eigenen Eckpfeiler, auf die er angewiesen ist. Bei mir ist zum Beispiel unerlässlich, dass Adobe InDesign funktioniert – und Adobes Programmierer werden nun weiss Gott nicht als Helden gefeiert. Aber auch Keyboard Maestro, der eigentlich «nur» ein Hilfsprogramm ist, muss um jeden Preis funktionieren; denn ohne diese geniale Software ist ein Mac für mich ein kaputtes Gerät – ganz egal, wie gut die Maschine ausgestattet ist.
Was soll ich sagen? Das Flutschen geht weiter. Jede 64-Bit-Software, die unter Big Sur auf einem Intel-Mac funktioniert, kommt auch mit der M1-CPU klar. Dass dem so ist, verdanken wir dem Emulator «Rosetta 2». Das erste Rosetta, dessen Name sich am Stein von Rosette anlehnt, sorgte bereits bei der Umstellung auf die Intel-CPUs dafür, dass keine PowerPC-Software zurückgelassen wurde – auch wenn sie nicht die volle Leistung der Intel-CPUs ausschöpfte. Rosetta wird automatisch installiert, sobald eine Nicht-Intel-Software zum ersten Mal gestartet werden soll.
Alle Programme, die unter Big Sur laufen, laufen auch auf der M1-CPU
Quelle: PCtipp.ch
Nun erledigt Rosetta 2 dasselbe unter der M1-CPU, nur viel schneller. Und so läuft zum Beispiel InDesign mindestens genauso schnell wie auf meinem Intel-Mac mit seinem ach-so-tollen Intel Core i9 mit 8 Kernen und 3.6 GHz!
InDesign zoomt genauso schnell und in Echtzeit in das Bild hinein, wie beim iMac mit der Radeon Pro 580X Grafikkarte mit 8 GB
Quelle: PCtipp.ch
Das gilt sowohl für die Layoutarbeiten an sich, aber auch für das Hineinzoomen in Echtzeit, bei dem die Grafikkarte gefordert wird. Alles fliegt! Wie wird das erst, wenn Adobe die Optimierungen vorgenommen hat?
Das «Unified Memory» des M1-SoC wird von InDesign problemlos erkannt; aktuell werden mehr als 10 GB der Grafikeinheit zugeschanzt, um den Bildaufbau zu beschleunigen
Quelle: PCtipp.ch
Eine Emulation bedeutet, dass Prozessor A den fremden Prozessor B virtuell nachbauen muss – und zwar jede einzelne Funktion. Die Vergangenheit zeigte, dass eine Emulation einen ungeheuren Kraftakt darstellt und das Tempo in den Keller treibt – etwa damals, als ein Intel-Prozessor und Windows auf einem PowerPC-Rechner emuliert wurde: kaum auszuhalten!
Doch wie immer es Apple fertiggebracht hat: Die Emulation mit Rosetta 2 läuft mindestens so schnell wie auf einem Intel-Rechner. So zuckt das MacBook nicht mit den Wimpern, wenn in der Intel-Version von Capture One Pro 20 RAW-Fotos optimiert oder in sie hineingezoomt wird.
Die Verarrbeitung von RAW-Dateien in Capture One Pro 20 (Intel-Version) läuft so flüssig, wie man es sich nur wünschen kann
Quelle: PCtipp.ch
Keyboard Maestro wiederum läuft bereits wie eine Eins als native M1-Software. Wenn sich der Programmierer strikt an die Richtlinien von Apple gehalten hat, dauert die Erzeugung einer nativen M1-Version je nach Komplexität einige Minuten, Stunden und manchmal einen Tag. Das zeigt sich auch daran, dass die aktualisierten Anwendungen zurzeit wie Pilze aus dem Boden schiessen – und das seit dem ersten Moment, an dem die M1-Macs verfügbar waren.
Seit Tag 1 hagelt es Updates, und jedes ist willkommen
Quelle: PCtipp.ch
Komplexe Pakete, die auf mehreren Plattformen zuhause sind, dauern manchmal etwas länger, liegen aber bereits als Beta vor – namentlich Microsoft Office und die Creative Cloud von Adobe. Für Office können Sie sich unter der Adresse https://insider.office.com/en-us/join/mac jetzt für die Beta registrieren und damit Rosetta 2 aus dem Weg gehen. Doch wie gesagt: Dank Rosetta 2 funktionieren alle nicht-nativen Anwendungen, die ich ausprobiert habe, einwandfrei und mindestens genauso schnell wie auf dem Intel-basierten iMac.
Beim Download der Creative Cloud weist Adobe auf die M1-optimierten Versionen hin, die in Arbeit sind
Quelle: PCtipp.ch
Die Zeichen stehen also gut, dass Sie bei einem Wechsel auf die M1-Architektur nur Vorteile, aber keine Nachteile zu spüren bekommen – immer unter der Voraussetzung, dass die Software auch unter Big Sur auf Intel-Rechnern funktioniert.
Big Sur wird also zum Lackmustest für die Kompatibilität.

Auf den Leib geschneidert

Die M1-CPU ist nicht der erste eigene Prozessor von Apple. Die Kalifornier fertigen seit mehr als einer Dekade eigene Chips an: für die iPhones und iPad, die Apple Watch, die AirPods … die Liste wird stets länger.
Mit der Emanzipation von Intel stehen jetzt alle Wege offen und die Altlasten sind weg. Stattdessen schneidert sich Apple den M1 auf den Leib. Dazu werden auch Funktionen übernommen, die bereits in den iOS- und iPadOS-Geräten bestens eingeführt und erprobt sind, aber mit der Intel-Architektur einfach nicht zu machen waren.
Dazu gehört zum Beispiel die dauernde Präsenz (Always On). Wird das MacBook geöffnet, steht es sofort bereit. Die Dauer, bis es einsatzbereit ist, hängt nur davon ab, wie lange das Entsperren dauert. Wird die Apple Watch für die Freischaltung verwendet, dauert das kaum eine Sekunde und funktioniert somit sehr viel schneller als an meinem iMac.
Daneben hat Apple so ziemlich alles auf den Chip gepackt, was sich beim iPhone bewährt hat, etwa die komplette Verschlüsselung, die «Secure Enclave» mit den hochvertraulichen Informationen, die Hardware-Unterstützung für Videoverarbeitung oder eine massiv beschleunigte «Neural Engine»: Sie wird für das immer wichtiger werdende Machine Learning gebraucht, bei dem die Software bessere Entscheidungen aufgrund von Erfahrungswerten trifft, etwa bei der Personenerkennung oder Bildverarbeitung.
Vieles, was den M1 ausmacht, kennen wir schon von den iOS-Geräten
Quelle: Apple Inc.
Denn das ist ja der springende Punkt: Für die meisten Anwendungen sind heute alle Prozessoren schnell genug, etwa für die Textverarbeitung, Excel oder für den Browser. Stattdessen kommen die CPUs ins Straucheln, wenn für spezielle Anwendungen besonders viel Leistung abgerufen wird. Das betrifft die Videoverarbeitung genauso, wie die verzögerungsfreie Ver- und Entschlüsselung des gesamten Systems. Solche Kraftakte werden jetzt vom M1 direkt unterstützt. So ist es zum Beispiel gemäss Apple kein Problem, 8K-Videos im ProRes-Format wiederzugeben und zu schneiden, ohne dass ein Frame ausgesetzt wird – um nur ein Beispiel zu nennen. In Ermangelung solcher Dateien kann ich das nur nacherzählen.
Unter dem Strich heisst das, dass ich vom iMac auf das günstige MacBook Air umsteigen kann und dabei noch schneller unterwegs bin als zuvor!


Kommentare
Avatar
pctippi
26.11.2020
Hoffentlich liest niemand deine Beiträge und nimmt sie ernst. Es reicht schon eine einfach Googlesuche um alle deine "Lobeshymnen" auf Apple zu widerlegen.

Avatar
karnickel
28.11.2020
@pctippi Warum widerlegen? Der Schreibstil von Klaus zeigt mir vollumfänglich, dass hier seine Erlebnisse mit Big Sur auf der neuen Architektur geschildert sind. Ich war bei keiner Zeile davon ausgegangen, dass ich selber zur gleichen Meinung gekommen wäre. So habe ich nun auch folgende Frage... @Klaus Zellweger Danke für diesen Einblick für mich als Nicht-Mäcker. Ich verstehe gut das Bedürfnis, Windows auf der ARM-Architektur laufenlassen können zu wollen. Jedoch wäre es ja dann wohl das Nicht-ARM-Windows von dem wir hier sprechen, nicht? Ausserdem würde ich dann im Gegenzug von Apple erwarten, deren Desktop-OS auf Windows-PC laufenlassen zu können. Ja ich weiss, dass es mit Tricks geht... ich meine natürlich offiziell. Schon klar, dass dies Apple so nicht will, da es seine Software über die Hardware finanziert. Nur, warum sollen sie nun Windows auf Ihre Hardware portieren? Welche Motivation sollte Microsoft dazu haben?

Avatar
Geoffrey
28.11.2020
Hoffentlich liest niemand deine Beiträge und nimmt sie ernst. Es reicht schon eine einfach Googlesuche um alle deine "Lobeshymnen" auf Apple zu widerlegen. Ich habe mir jetzt einmal angesehen, was du bisher so für Beiträge hier geschrieben hast. Man musss Apple keinesfalls lieben. Aber deshalb muss man sich hier ja nicht anmelden, um ausschliesslich über Apple zu lästern, denn irgend einen andersartigen und konstruktiven Beitrag hast du bisher noch nicht von dir gegeben - nur Stinkstiefel Zeug. Wenn dir die Produkte nicht gefallen, lass sie links liegen. Mir gefallen die Androidprodukte nicht. Ich hatte lange ein Android Handy. Google gefällt mir auch nicht. Andere mögen sie lieben und das ist gut so. Ich verwende heutzutage kaum etwas von diesen Produkten weil es ja Alternativen gibt die um Längen besser funktioniern. geoffrey

Avatar
Klaus Zellweger
29.11.2020
Salü Karnikel Das ist eine Menge Input. :-) Der Reihe nach: Danke für diesen Einblick für mich als Nicht-Mäcker. Ich verstehe gut das Bedürfnis, Windows auf der ARM-Architektur laufenlassen können zu wollen. Jedoch wäre es ja dann wohl das Nicht-ARM-Windows von dem wir hier sprechen, nicht? Ja, es ist anzunehmen, dass es sich dann um eine “Windows für ARM-Version” handelt, so wie sie im Surface Pro X zum Einsatz kommt. Ausserdem hat es scheinbar ein Entwickler bereits geschafft, ARM-Windows auf Apples M1 zum Laufen zu bringen, wenn auch noch mit Kompromissen. Aber es scheint sehr wohl möglich zu sein, ohne dass es dazu eine Dekade an Entwicklungszeit braucht. Hier der Link, den Text im Zweifelsfall via deepl.com übersetzen lassen: https://9to5mac.com/2020/11/27/arm-windows-virtualization-m1-mac/ Ausserdem würde ich dann im Gegenzug von Apple erwarten, deren Desktop-OS auf Windows-PC laufenlassen zu können. Ja ich weiss, dass es mit Tricks geht... ich meine natürlich offiziell. Das wird aus mehreren Gründen nicht geschehen: Vor allem aber ist macOS so sehr mit der Hardware und dem restlichen Apple-System (iPhone, iPad, AirPods, Dienste) verwoben, dass es auf einem regulären PC nicht dasselbe wäre und die Erwartungen der Leute nicht erfüllen könnte. Dann bist du mit einem “echten” Windows-PC besser bedient. Die Tricks, die du ansprichst (Stichwort: “Hackintosh”) wird es schon bald nicht mehr geben, denn über kurz oder lang ist macOS komplett auf die M1-CPU und das restliche SoC ausgerichtet – und die wird es nirgends zu kaufen geben. Schon klar, dass dies Apple so nicht will, da es seine Software über die Hardware finanziert. Nur, warum sollen sie nun Windows auf Ihre Hardware portieren? Welche Motivation sollte Microsoft dazu haben? Wegen derselben Motivation, die Microsoft schon immer hatte: um Geld zu verdienen. Wird Windows auf einem Mac betrieben, braucht es dazu eine Lizenz, wie auf einem gewöhnlichen PC. Schliesslich bietet Microsoft auch Office für macOS, iOS und iPadOS an – und die Programme sind auf allen drei Plattformen sehr gut gelungen! Überhaupt hat sich Microsoft in den letzten Jahren aus der Sicht eines Mac-Anwenders enorm herausgeputzt. Outlook ist auf dem Mac unendlich viel schöner und übersichtlicher, als unter Windows! Und vor allem fühlt es sich wie eine richtige Mac-Software an. Microsoft wird jetzt mit Windows für ARM endlich in die Puschen kommen, da bin ich mir sicher. Intel kommt mit ihren CPUs ja kaum mehr vom Fleck. Der M1 von Apple ist hingegen nichts weniger als ein Erdbeben in der PC-Branche. Ich muss immer wieder den Kopf schütteln, wenn der M1 in Tests auf seine phänomenalen Benchmark-Werte reduziert wird. Dieser Chip ist an sich eine Sensation und vermutlich müssten wir bis zum ersten iPhone zurückkehren, um ein Ereignis von ähnlicher Tragweite zu finden. Das hat sich noch nicht herumgesprochen – aber das wird sich bald ändern. Wenn Apple der ARM-Architektur zum Durchbruch verhilft und klassische PC-Hersteller ebenfalls vermehrt auf ARM setzen wollen, dann wird Microsoft ganz sicher nicht den Bremsklotz geben. Ich blicke also sehr, sehr optimistisch in die nahe Zukunft. :cool: Viele Grüsse Klaus