Tipps & Tricks
24.03.2016, 10:21 Uhr
iOS: Fotos vs. Flickr
Apples Fotos-App versagt in fast jeder Hinsicht. Flickr ist die wesentliche bessere, kostenlose Alternative. Ein Leitfaden.
Update: In der Zwischenzeit hat Flickr die Bedingungen geändert. Der automatische Upload mit der Software Uploadr ist jetzt der zahlenden Kundschaft vorbehalten (siehe dritte Seite). Die Mitgliedschaft kostet 49.99 US-Dollar pro Jahr. Wenn Sie kein Upgrade vornehmen, bleibt alles wie gehabt und wie in diesem Beitrag beschrieben. Allerdings können neue Fotos nur noch manuell über die Webschnittstelle im Browser hochgeladen werden.
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Die Fotos-App ist ein fester Bestandteil von iOS. Sie ist auch jene App, die mich nach spätestens einer halben Minute zur Weissglut treibt. Diese App vereint alle, was man bei einer App für die Fotoverwaltung nur falsch machen kann.
Weil die Fotos-App tief in das System eingebettet ist, sind die Alternativen mit einem vergleichbaren Funktionsumfang rar. Doch einer hat es geschafft: Der populäre Fotodienst Flickr überzeugt in praktisch jeder Hinsicht und läuft butterweich. Vor allem aber vermeidet er alles, was Apple vermasselt hat. Da wären:
Abgeschnittene Köpfe
Fotos. Für mich das Ärgernis Nummer 1. Das iPhone fotografiert mit einem Sensor im Seitenverhältnis 4:3. Diese Fotos werden auf dem Display mit schwarzen Balken angezeigt. Die meisten Fotos nehme ich jedoch mit einer APS-C-Kamera auf, die ein Seitenverhältnis von 3:2 aufweist. Fotos bläst diese Bilder auf die volle Breite auf, wodurch ein Beschnitt entsteht. Immer. Zwar kann aus dem Foto herausgezoomt werden, damit es vollständig sichtbar ist – aber bereits beim nächsten Bild werden die Köpfe u.a. wieder abgeschnitten. Das gilt auch, wenn die Fotos über Apple TV auf dem Fernseher herumgezeigt werden.
Flickr. Die mobile Flickr-App beschneidet keine Bilder, sondern zeigt immer schwarze Balken – was fast immer besser kommt. Das gilt auch, wenn die Fotos mit der kostenlosen Flickr-App für Apple TV 4 (Test) auf dem grossen Schirm gezeigt werden.
Synchronisierung
Fotos. Für die Synchronisierung über iCloud offeriert Apple 5 GB Speicherplatz. 5 GB! Das reicht locker – falls Sie erst letzte Woche mit dem Fotografieren angefangen haben. Sie sollten jedoch keine E-Mails und andere Daten über iCloud synchronisieren, denn die zählen ebenfalls gegen dieses Speicherkontingent.
Kurz, wenn Sie den Fotoabgleich via iCloud durchführen möchte, werden Sie de facto zum Speicher-Update gezwungen. Das kostet zwar viel weniger als früher (50 GB gibt es heute für 1 Franken pro Monat) aber hier darf ruhig ein wenig auf den Prinzipien herumgeritten werden, denn:
Flickr. Flickr schenkt jedem Fotografen ohne weitere Verpflichtungen 1 TB! In Worten: ein volles, fettes Terabyte, auch bekannt als «1’000 Gigabytes». Das reicht, um die Fotos eines ganzen Lebens zu speichern. Über diesen Online-Speicher werden die Aufnahmen nicht nur zwischen iOS-Geräten abgeglichen, sondern auch mit der Android-App oder Apple TV 4.
Teilen in der Familie
Die Situation ist wohl klassisch: In einer Familie ist es meistens Papi, der fotografiert, optimiert und archiviert (lies: ich). Der Rest der Bande möchte die Fotos einfach auf ihren mobilen Geräten betrachten. Ein legitimes Anliegen, möchte man meinen.
Fotos. Keine Chance. Die gesamte Fotosammlung ist an meine Apple-ID gebunden. Es ist schlichtweg unmöglich, alle Bilder innerhalb der Familie zu teilen – auch wenn alle mit Apple-Geräten ausgerüstet sind. Zwar lassen sich einzelne Alben freigeben und von den anderen abonnieren, aber das reicht nicht einmal in die Nähe einer brauchbaren Lösung.
Flickr. Flickr-App auf jedem Gerät installieren. Mit demselben Konto anmelden. Fertig.
Motiverkennung
Die automatische Erkennung des Fotomotivs erleichtert die Suche, wenn die Erinnerungen vage sind: Da war doch diese Brücke …? Deshalb analysieren immer mehr Dienste die Fotos und verwandeln die Erkenntnisse in Schlagworte, damit danach gesucht werden kann, in diesem Fall «Brücke».
Fotos. Nein.
Flickr. Flickr bietet eine hervorragende Motiverkennung. Die Bilder werden auf den Servern analysiert und im Bereich mit dem unbescheidenen Namen «Magische Ansicht» sortiert:
Diese Suche nach den Schlagworten funktioniert vorerst nur im Browser, aber (noch) nicht in der Flickr-App. Wer jedoch wichtige, beinahe verschollene Fotos aufspüren möchte, wird gerne darüber hinwegsehen. Über den Browser lassen sich die Treffer anschliessend in neue Alben verpacken, die wiederum auf allen Geräten angezeigt werden.
Oberfläche
Man kann die Oberfläche von Fotos mögen oder nicht; aber ich habe noch nie – wirklich nie – von jemandem gehört, der auf Anhieb damit klargekommen wäre. (Oder der die App innig gemocht hätte.) Stattdessen drehen sich die meisten Gespräche um die Resignation vor Apples «Logik».
Fotos. Da sind die Alben des Benutzers und die automatisch generierten Alben von Apps. Dann gibt es Alben, die Fotos eigenmächtig anlegt: für Panoramas, Screenshots, Zeitlupen-Videos und mehr – ohne dem Benutzer eine Möglichkeit zu geben, diese Alben zu löschen. Dann haben wir noch öffentliche Alben, erkannte Gesichter und mehr, die zu einem heillosen Durcheinander verwurstet werden. Und als ob das nicht genug wäre, werden vermeintliche Duplikate im Fotostream gelistet. Das Album Favoriten enthält wiederum jene Fotos, die man mit einem Herzchen markiert, aber das Herzchen kann nur ausserhalb des Fotostreams zugeteilt werden (warum auch immer).
Kurz: Wäre die Fotos-App ein Kinderzimmer, würden alle Eltern längst die Stimme erheben und vom Nachwuchs verlangen, dass dieser Schweinestall endlich aufgeräumt wird.
Flickr. Sie organisieren die Fotos nach Gutdünken in Alben oder auch nicht – Flickr zeigt die Bilder mit genau dieser Ordnung an. Fertig.
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Wo Fotos besser als Flickr ist
Was Fotos besser kann
All die Gründe auf der vorherigen Seite haben dazu geführt, dass ich Fotos nur noch verwende, um die Aufnahmen an Flicker weiterzuleiten – aber nicht mehr, um damit meine Bildersammlung zu pflegen. (Mehr zum Flickr-Import auf der nächsten Seite.)
Allerdings wartet die Apple-Lösung auch mit einigen Spezialitäten auf, die Flickr nicht kennt – und die von vielen Anwendern geschätzt werden.
Geteilte Alben
Nichts ist schöner, als Schnapsschüsse mit der ganzen Familie zu teilen. Mein Umfeld ist zwar ausgesprochen iOS-affin (gefühlte 95 Prozent Marktanteil), aber teilweise nicht sehr versiert, wenn es um die Technik geht. Hier kommen die geteilten Alben ins Spiel, die vom Rest der Familie abonniert werden können und stets aktuell sind: Ein Foto wird eingestellt und erscheint bei allen, die am Leben teilhaben.
Das Wichtigste: Die Fotos sind genau dort, wo sie sein sollen, nämlich in der Fotos-App und in einem eigenen Album. Die Bilder müssen nicht zuerst aus einer E-Mail oder eine WhatsApp-Nachricht herausgepfriemelt und gespeichert werden.
Wenn Sie Flickr verwenden und Bilder auf diese Weise in Umlauf bringen möchten, müssen Sie das Foto zuerst in der lokalen Sammlung speichern und anschliessend an das gemeinsame Album übergeben.
Alles an einem Ort
All ihren Schwächen zum Trotz agiert die Fotos-App als zentrale Anlaufstelle für alle Bilder. Wenn Sie ausnahmslos mit dem iPhone fotografieren und die Bilder nicht vollständig mit der Familie teilen wollen, ist der Aufwand für die Optimierung tatsächlich minim.
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So funktioniert Flickr
Anmeldung
Zuerst benötigen Sie ein Konto beim Internet-Konzern Yahoo, zu dem Flickr gehört. Öffnen Sie dazu die Adresse www.flickr.com und klicken Sie rechts oben auf die Schaltfläche Registrieren. Durchlaufen Sie die Anmeldeprozedur.
Upload vom Mac und PC
Die Organisation der Fotos auf Flickr funktionierte lange Zeit nur im Browser, aber unterdessen hat sich die Situation grundlegend verändert. Auf der Website von Flickr führt ein Symbol direkt zum Download des «FlickrUploadr» für PCs und Macs. Nach der Installation zeigt sich die Software in der Menüleiste (Mac, Abbildung unten) oder in der Statusleiste (Windows).
Sogleich beginnt der Uploadr, alle Fotos auf der Festplatte und den angeschlossenen Massenspeichern auf die Server zu laden. Der Vorgang lässt sich jedoch abbrechen, damit der automatische Upload auf bestimmte Verzeichnisse beschränkt werden kann. Klicken Sie dazu auf das Zahnrad-Symbol wählen Sie im Einblendmenü den Befehl Einstellungen. Nun können Sie eigene, beliebige Ordner für den Upload auswählen.
Wenn Sie die Fotos auf dem Rechner durch Ordner organisiert haben, gruppiert Flickr jeden Ordner automatisch in einem eigenen Album. Ihre liebevoll eingepflegte Struktur bleibt also erhalten.
Mit dem Upload startet Flickr automatisch die hervorragende, automatische Motiverkennung. Mit ihrer Hilfe werden die Fotos ganz einfach gefiltert, indem das entsprechende Etikett («Tag») angeklickt wird, zum Beispiel «Hunde» oder «Architektur».
In jedem Fall liefert Flickr auf prominente Weise Informationen zur Kamera und zu den Aufnahmebedingungen – also zu jenen Daten, die für jeden Fotografen von besonderem Interesse sind. Zusätzlich lassen sich die Fotos im Bereich Organizr auf komfortable Weise ordnen und sortieren. Allerdings wird diese Struktur nicht auf Ihre eigene Ordnung am PC übertragen.
Flickr kennt ausserdem leistungsfähige Werkzeuge für die Optimierung. Über griffige Schieberegler werden die Schärfe gemildert, Effekte aufgetragen, Texte eingefügt oder Verbesserungen vorgenommen. Die Änderungen lassen sich nicht rückgängig machen; allerdings besteht am Ende der Bearbeitung die Möglichkeit, das Foto als neue Kopie zu speichern. Alle Änderungen, die Sie hier vornehmen, werden auf die mobilen Geräte übertragen.
Die Flickr-App
Die offizielle Flickr-App wird für iOS und Android angeboten. Sie fotografiert mit Live-Effekten, erledigt den automatischen Upload neuer Bilder und erlaubt natürlich die Betrachtung der Werke. Ausserdem bietet sie gelungene Überarbeitungsfunktionen und zeigt die Exif-Daten zu jeder Aufnahme:
Der automatische Upload
Allerdings müssen Sie nicht zwingend mit der Flickr-App fotografieren. Bleiben Sie bei der Kamera-App, die zu iOS 9 gehört. Die neusten Bilder werden automatisch auf die Flickr-Server hochgeladen, sobald Sie die Flickr-App öffnen. Allerdings muss dort zuerst der automatische Upload aktiviert werden.
Ziehen Sie den Bildschirm ein wenig nach unten, damit das Zahnrad mit den Einstellungen sichtbar wird. Tippen Sie anschliessend auf die Schaltfläche «Auto-Uploadr». Jetzt können Sie die beiden folgenden Optionen aktivieren:
Auto-Upload photos. Aktivieren Sie diese Option, damit Flickr alle neuen Fotos automatisch auf die Server lädt. Unter iOS müssen Sie dazu jedoch die App öffnen, um sie anzustossen.
Upload über Handy erlauben. Eine unglückliche Formulierung. Gemeint ist: Upload über das Mobilnetz erlauben. Wenn Sie die Option ausschalten, erfolgen Uploads nur im WLAN.
Wie weiter?
So viel zu den wichtigsten Eigenschaften von Flickr. Wie Sie damit umgehen, kann jedoch variieren. Einige Anwender arbeiten ausschliesslich mit der App. Andere (wie ich) verwalten ihre Fotos in einer spezialisierten Desktop-Anwendung, exportieren die überarbeiteten Bilder und laden diese mit dem Flickr-Uploadr auf die Server. Alles ist möglich.
Am besten legen Sie ein kostenloses Konto an und experimentieren mit den Möglichkeiten. Im schlimmsten Fall können Sie das Konto immer noch schliessen und ein neues anlegen, um auf Feld 1 neu zu beginnen. Viel Erfolg!
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15.03.2016