Tipps & Tricks 11.11.2002, 13:45 Uhr

Täglich Viren und Spam – wie lange noch?

Wie ein anderer Kummerkasten-Schreiber im August bekomme ich trotz Firewall und aktuellem Norton per Mail Viren und Spam zugesendet. Sie haben u.a. geraten, sich an den Provider zu wenden. Ich habe seither alle erhaltenen Viren und Spam den Providern gesendet und sehr unterschiedliche Reaktionen erhalten. Die einen Provider geben klar zu verstehen, dass sie etwas unternehmen werden, und – wie ich bis jetzt festgestellt habe – mit Erfolg. Andere lehnen jede Verantwortung ab. Könnten Sie nicht mal eine Untersuchung machen, welche Provider diesbezüglich kundenfreundlich sind und welche Provider keine Verantwortung übernehmen wollen? Könnte man mit einer solchen Untersuchung nicht ein wenig Druck ausüben, damit wirklich alle Provider ihre Verantwortung übernehmen würden?
Wie Sie richtig festgestellt haben, werden die an Sie adressierten Viren- und Spam-Mails trotz installiertem Virenscanner und trotz Firewall zugestellt. Ein Virenscanner hat nicht die Aufgabe, den Empfang solcher Mails zu verhindern. Sein Zweck ist es, ein allenfalls eingetroffenes Virenexemplar daran zu hindern, sich im System einzunisten und Schäden anzurichten.
Es ist richtig, sich bei einem Provider zu beschweren, dessen Kunde Viren oder Spam verschickt. Dabei müssen Sie sich jedoch unbedingt an die Spielregeln halten. Schliesslich ist der Provider selber in den meisten Fällen völlig unschuldig und er soll auch zukünftige Beschwerde-Mails ernst nehmen. Die meisten Benutzer und Provider haben das selbe Ziel: das Unterbinden von Netzmissbrauch.
Die Spielregeln lassen sich so zusammenfassen:
Regel Nummer 1:
Beschweren Sie sich stets nur beim richtigen Provider. Ihren eigenen Provider brauchen Sie damit überhaupt nicht zu belästigen, sofern eine Spam- oder Viren-Mail nicht von einem seiner anderen Kunden verschickt wurde. Damit Sie herausfinden, bei wem sich der Absender eingewählt hat, müssen Sie sich den Header (die Kopfzeilen) der Mail genau anschauen. Wie Sie anhand des Headers den richtigen Provider finden, lesen Sie im Artikel "Mails auf dem Seziertisch" im PCtip 07/2002. Den Artikel können Sie sich als PDF-Datei aus dem Archiv [1] herunterladen.
Regel Nummer 2:
Schreiben Sie nur eine einzige Beschwerde-Mail pro Vorfall an die für Netzmissbrauch zuständige Adresse jenes Providers. Dies ist weder der Kundendienst, noch die allgemeine Info-Adresse, sondern explizit der Abuse-Desk (oder in seltenen Fällen der Postmaster). Manchmal finden Sie die richtige Adresse auf der Webseite des Providers. Bei sehr vielen Providern lautet die Adresse ungefähr "abuse@(provider)".
Regel Nummer 3:
Liefern Sie bei der Beschwerde die Infos mit, die dem Abuse-Desk des Providers helfen, den missbrauchenden Kunden zu finden. Dies ist der komplette Mail-Header inklusive aller Zeilen, die mit "Received" beginnen. Die eigentliche Virenbeilage schicken Sie bitte NICHT mit. Die Provider wissen, wie ein Virus aussieht.
Unser eigener Eindruck ist, dass sich zumindest die Zugangsprovider in der Schweiz und in Deutschland wirklich um solche Reklamationen kümmern. Erhält ein Provider Kenntnis davon, dass ein Einwählkunde Viren verschickt, wird er diesen ermahnen und im Wiederholungsfall sperren.
Eine vollständige Verantwortung, etwa in Sachen Prävention, darf man den Providern nicht aufbürden, denn dies würde darin enden, dass sämtliche Gratis-Zugänge (z.B. Freesurf) abgeschafft werden müssten, weil die Verwaltungskosten (Prüfen des Inhalts jeder einzelnen Mail) schlicht zu hoch würden. Es ist vielmehr an den Gesetzgebern, endlich Nägel mit Köpfen zu machen, und an den Gerichten, die bereits seit Jahren stapelweise Fälle (Klagen) auf den Pulten haben und wegen ungenügender Rechtsgrundlage verstauben lassen.
Und nun noch ein paar Gedanken zum "Druck", den Sie den PCtip gerne ausüben sehen würden: Die "Medienmacht" einer Computer-Zeitschrift wie PCtip ist leider nicht gross genug, um die Welt zu verbessern bzw. Druck auf irgendwen zu machen. Wäre dies so einfach, würde z.B. in Deutschland niemand mehr Spam verschicken, weil die Urheber solcher Junk-Mails schon lange unter Dauerbeschuss grosser deutscher Computerzeitschriften (z.B. c't, PC-Welt) stehen. Auch die unsägliche Dialer-Plage konnte noch nicht gestoppt werden, obwohl dies sogar in Radio, Fernsehen und Tageszeitungen mehrmals angesprochen wurde.
Weitere Infos über unerwünschte Mails (mit Schwerpunkt auf Spam) lesen Sie auch im Artikel "Spam drüber" aus dem PCtip 10/2002 (ebenfalls im Archiv [2] zu finden).



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