Tipps & Tricks 02.07.2001, 10:00 Uhr

Immer Ärger mit AMDs Athlon-Systemen...

Mein Computer bleibt oft nach einiger Zeit (ungefähr 20 Minuten) hängen, egal ob ich eine 3D-Applikation oder bloss ein Soundprogramm am Laufen habe. Der Computer friert einfach ein: Maus tot, Sound friert ein usw. Ich muss jedes mal einen Reset ausführen, um wieder normal zu arbeiten. Im Computer steckt: Athlon 1 Ghz, 256Mb RAM, Mainboard QDI Kinetiz 7T, Creative DVD, Guillmot-Soundkarte, Geforce 2 MX. Das «Einfrieren» geschieht sowohl unter Windows 98 wie auch Windows 2000 (SP 2). Ich habe alles versucht – d. h. neueste Treiber für Mainboard, Grafikkarte, Prozessor (Win 2000) und Chipsatz sowie neuestes Bios. Alle Tricks, welche auf diversen Seiten im Internet zu finden sind, schlugen fehl (wie z.B. Wert in der Systemregistrierung ändern, Miniport-Treiber für W2k, Spezial Athlon-Treiber für W2k, Video-Shadow im Bios auf «Disabled», grösserer Kühler für CPU usw.). Könnte es sein, dass das Netzgerät zu wenig Strom liefert oder die Spannung für die CPU nicht konstant bleibt? Könnte ein Baustein auf der Grafikkarte bzw. im RAM defekt sein? Kann man diese Symptome überhaupt irgendwie oder irgendwo einordnen?
Ihr Problem ist bekannt und leider allzu oft Thema im Usenet und dem Kummerkasten. AMD-Prozessoren sind Stromfresser, Geforce-Karten sind Stromfresser und Ihre CPU ist ziemlich hoch getaktet, verlangt dadurch auch mehr Leistung. Die Überlegung liegt nahe, dass das Netzteil des Computers den Anforderungen nicht genügt. Beim Netzteil-Kauf müssen Sie unbedingt darauf achten, dass die 3,3- und die 5-Volt-Leitungen mit wenigstens 150 Watt versorgt werden. Server-Netzteile sind übrigens nicht geeignet, weil bei ihnen die Hauptleistung auf der 12-Volt-Leitung liegt. Besorgen Sie sich ein Netzteil mit einer Gesamt-Leistung von 400 Watt. Die Marken-Netzteile der Firma Enermax, welche bei Prozessortuning.ch [1] verkauft werden, genügen allen oben erwähnten Ansprüchen.
Das Netzteil ist aber nur eine der Komponenten, welche zum "Freeze" führen können. Ihrer Hardware-Beschreibung ist zu entnehmen, dass Sie ein Mainboard mit VIA-Chipsatz betreiben. Der VIA-Chip namens "VT82C686A", welcher in Ihrem Board verbaut wurde, ist zwar nicht so schlimm wie sein Nachfolger "VT82C686B", was Probleme unter Windows anbelangt, aber auch dieser ist und bleibt ein VIA-Chipsatz. VIA hat nicht etwa immer wieder Treiberprobleme unter Windows, weil das Chipdesign schlecht wäre, sondern weil Microsoft die VIA-Chipsätze nicht so gut unterstützt, wie jene von Intel. Falls Sie den aktuellen 4-in-1-Treiber von VIA (Version 4.31) noch nicht installiert haben, so laden Sie ihn beim PCtip [2] oder bei VIA herunter [3] . Was bei Ihrer Beschreibung aber dann doch sehr verblüfft ist die Angabe, dass Sie einen "Mini-Port-Treiber" sowie einen "Spezial-Athlon-Treiber" bereits installiert hätten. Der Miniport-Treiber ist auf jeden Fall für einen AMD-Chipsatz gedacht, Treiber für Prozessoren gibt es in der Regel nicht, wir nehmen einmal an, dass Sie noch einen zweiten Treiber von AMD installiert haben. Doch dies ist grundlegend falsch. Auch wenn Sie einen AMD-Prozessor haben, heisst das noch lange nicht, das Sie AMD-Treiber benötigen. Der auf dem Mainboard verwendete Chipsatz braucht nur Treiber seines Herstellers - und Ihr Chipsatz ist definitiv eine reinrassige VIA-Lösung (sowohl North- wie auch Southbridge); nichts kommt von AMD. Deinstallieren Sie unbedingt etwaige AMD-Chipsatz-Treiber (z.B. für AMDs Irongage-Chipsatz 751 oder den 756-Chipsatz)!
Wegen der problematischen Treiber-Unterstützung des VIA-Chipsatz' unter Windows kommt auch die Festplattenschnittstelle (IDE) ins Visier der möglichen Problemkandidaten. Falls Sie nur zwei IDE-Geräte an ihrem Rechner haben, so belegen Sie nur den ersten IDE-Port. Dieser Tip wiederspricht zwar einigen Kummerkasten-Artikeln, beugt aber einigen Problemen bei der Datenübertragung vor. Falls Sie mehr als zwei IDE-Geräte einsetzen müssen, so deaktivieren Sie im BIOS (meist) unter der Bezeichnung "Integrated Peripheral" den UDMA-Modus für den zweiten IDE-Port. Die am zweiten IDE-Kanal angeschlossenen Geräte werden dann automatisch im sogenannten "Multi-Word-DMA-Modus" angesprochen. Dies limitiert die maximale Datentransferrate auf 16,7 MByte/s. Bei Brennern, DVD- und CD-ROMs ist aber der Performance-Verlust verschwindend klein. Wollen Sie bei mehr als zwei IDE-Geräten keine Kompromisse machen, so können Sie sich auch einen PCI-RAID-Controller zulegen. Promise [4] oder Abit [5] sind gute Kandidaten für diese Hardware. Haben Sie den RAID-Controller eingebaut, deaktiveren Sie im BIOS die IDE-Anschlüsse und verbinden alle IDE-Peripherie mit dem neuen RAID-Controller.
Beim Einbau der PCI-Karten müssen Sie sich vergegenwärtigen, dass entweder der erste oder der letzte (Handbuch konsultieren) PCI-Slot einen Interrupt mit dem AGP-Slot teilt. In der Grundkonfiguration des BIOS teilt meist der erste PCI-Slot mit dem AGP-Slot den IRQ. Lassen Sie möglichst immer den "teilenden" PCI-Slot frei.
Dann wäre auch noch das RAM ein Fehlerkandidat. Wechseln Sie das RAM aus (vielleicht ist ein Kollege ja mal so freundlich...) und schauen Sie, wie sich der PC mit anderen RAM-Steinen verhält. Stecken Sie zum Stabilitäts-Test jeweils nur ein Speicherstein ins Mainboard. Schauen Sie darauf, ausschliesslich Marken-RAMs zu verwenden (z.B. Kingston), auch wenn sie teurer sind. RAM, das als "registered" oder "buffered" gekennzeichnet ist, empfehlen wir nicht zum Kauf. Ihr aktuelles RAM lässt sich am ausführlichsten mit dem c't-Programm "ctRAMtst" testen [6] . Für die Bedienung ist aber das Studium der Anleitung unerlässlich.
Als Grafikkarten-Alternative empfehlen wir eine Grafikkarte mit Kyro2-Chip. Hierzulande sind vor allem die Modelle von Guillemot (Hercules 4000/4500) [7] leicht erhältlich. Warum? Gleiche Leistung wie die Geforce 2-Serie, viel billiger als die nVIDIA-Konkurrenz und vor allem: sehr genügsam was den Stromhunger betrifft - es gibt sogar eine Version von Videologic [8] , die stabil mit einem Passivkühler (also ohne lärmenden Lüfter) läuft!
In Fällen wo der PC einfach einfriert und das Problem mit Spannung/Netzteil/Mainboard/Graphikkarte in Verbindung gebracht wird, ist es im Allgemeinen für Laien sehr schwierig, genau herauszufinden, woran der Computer krankt. Die folgenden zwei Analyse-Vorschläge sind eher etwas für Technik-Freaks, die ein Handbuch nicht aus Prinzip gleich in den Müll werfen und auch damit leben können, zwei Tage nichts anderes zu machen als Hardware-Tests...
1. Sie können die Spannung des Netzteils und die Spannungstoleranzen ausmessen (in ausgeschaltetem Zustand!). Aber dazu brauchen Sie zuerst einmal die Spezifikationen des ATX-Standards [9] und ein Messgerät. Bei Pearl [10] finden Sie eine billige Variante die unter dem Begriff "Digital-Multimeter" verkauft wird. Damit lassen sich die Spannungen des Netzteils kontrollieren.
[11]2. Das Problem könnte aber nicht nur am ATX-Netzteil liegen, sondern auch an der Stromversorgung des PCI-Bus' auf dem Mainboard. Auch hier brauchen Sie ein Analyse-Gerät. Bei uns in der Redaktion kommt das POST-Board "PCI-Plus" zum Einsatz:Dieses Analyse-Gerät kann aber noch viel mehr als bloss die Spannung des PCI-Bus' messen. Weiter Infos erhalten Sie von Toolhouse .



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