Tipps & Tricks 05.06.2000, 14:30 Uhr

ASUS ziert sich beim Austausch von defekten 820i-Motherboards.

Ich bin Besitzer eines ASUS P3C-2000 Motherboards. Letzte Woche meldete Intel, dass sie einen Fehler in den MTH (Memory Translator Hub) eingebaut haben. Asus und mein PC-Händler bieten mir nur dann einen Ersatz für das Board an, wenn sie selber den Fehler Nachweisen können. Kann ich auf einen Ersatz setzen oder bin ich von ASUS abhängig?
Sie sind nicht der einzige mit diesem Problem. Innerhalb einer Woche wurden wir mit genau dieser Frage förmlich überschwemmt. Das Verhalten Ihres PC-Händlers und jenes von ASUS ist gelinde gesagt ein Skandal. Denn der Fall ist ganz klar; Intel sandte jedem Distributor/OEM/Verkäufer ein Schreiben, in welchem steht (Zitat):
Q9: How can Intel offer replacement boards when you (Verkäufer) can't meet demand today?
A9: We plan to address this issue by providing an Intel 820 chipset-based/direct RDRAM solution. Intel is working with the industry to ensure that the chipset and memory components that will allow us to address Customer requests are available.
Mit anderen Worten: die Verkäufer/Distributoren bekommen neue Boards von Intel geliefert!
Q11: What is your alternative chipset solution for FSB 133, AGP solutions?
A11: The Intel 820 Chipset with RDRAM memory.
Die einzige Alternative ist der 820 Chipsatz und das teurere RDRAM!
Das skandalöse Verhalten Ihres Verkäufers und ASUS' wird vielleicht erst bei genauem Hinsehen klar. Es ist bekannt, dass die vom MTH-Problem betroffenen Boards nur jene sind, die mit dem viel billigeren SDRAM betrieben werden (der MTH-Chip ist ja extra dafür da, dass neben RDRAM auch SDRAM verwendet werden kann...). Nun müssen also die Händler ein deutlich schlechteres/billigeres Board (SDRAM) durch eines ersetzen, dessen RAM-Preis astronomische Höhen erreicht (RDRAM). Klar, das tut dem Geldbeutel des Distributors weh. Denn Intel scheint sich nicht bereit zu erklären, die hohen Zusatzkosten von solchen "Field Returns" (Umtausch) zu übernehmen. Deshalb muss der Motherboard-Hersteller für die Kosten für Rücksendung und Durchführung aufkommen. Die Hersteller wollen diese Kosten vermeiden - schließlich müssen diese aus der eigenen Tasche bezahlt werden. So werden die Kunden hingehalten, indem man ihnen versichert, dass Reboot- oder Hang-Probleme einfach nicht auftreten sollten. An wen soll sich der Kunde dann wenden? Wenn er sich bei Intel beschwert, wird er auf den Motherboard-Hersteller verwiesen. Wenn er sich beim Motherboard-Hersteller beschwert, wird man ihn an Intel weiterleiten. Doch lassen Sie sich nichts anderes aufschwatzen! Denn die Aussage, nur dann Ersatz zu liefern, wenn Sie den Fehler auf dem Board nachweisen können, ist nichts anderes als ein Abwiegeln und Zuwarten, auf dass der Kunde das ganze "vergesse". Auch ist überhaupt nicht klar, wie denn dieser "Test" aussehen könnte. Und er ist obendrein auch nicht relevant, denn Intel kann nicht garantieren, dass irgendein MTH-Chip ordnungsgemäß auf den Motherboards funktioniert. Bezeichnend auch, dass auf der riesigen deutschen ASUS-Site nicht ein einziges Wort zu diesem Umstand verloren wird. Im Notfall wenden Sie sich an Intel, ASUS und Ihren Lokalhändler, per Mail, per Telefon oder gehen Sie persönlich vorbei. Nützlich in diesem Fall ist auch, wenn sie untenstehende Links ausdrucken und dem Händler vorweisen. Seien Sie, wie es Tom Papst in seinem Artikel ausführt, eine "pain in the ass" für Ihre Verkäufer. Denn Recht auf Umtausch haben Sie ganz klar!
Weiter aufschlussreiche Artikel zu diesem Thema finden Sie auf Toms' Hardware-Page [1] . Auch Intel hat eine Info-Site bereitgestellt [2] . Toms erstem Artikel folgt eine kleine Fortsetzungsgeschichte [3] , [4] [5] . Diese Artikel zeigen: ASUS ist kein Einzelfall und der Umtausch kann langwierig werden.
Vor nicht ganz einem Jahr erlebten die Computer-User eine ähnlich unsägliche Geschichte mit 3dfx-Voodoo3-Karten, die auf gewissen Mainboards nichts als Abstürze produzierten, weil der Strombedarf nicht gedeckt werden konnte. Und genau wie heute schoben sich Graphikkarten-Hersteller und Mainboard-Designer gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Aussen vor blieben einmal mehr die verschaukelten Käufer...
30.5.00: ASUS hat nun, nach offensichtlich vielen bösen Mails verärgerter Kunden, eine Erklärung veröffentlicht [6] . Es bleibt zu hoffen, dass nun den Worten Taten folgen.



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