Fotos für OS X und iOS: Was es (nicht) kann
Zielgruppen und Empfehlungen
Die Ansage von Fotos ist eindeutig: Diese Anwendung soll Macs und iOS-Geräte zusammenbringen. Dazu wurde die ganze Funktionalität komplett über den Haufen geworfen und neu aufgebaut. Das ist eine gute Sache – wenn man zur Zielgruppe gehört.
iPhone-Fotografen
Für diese Gruppe passt die neue Plattform wie ein Handschuh. Alles fliesst, gleicht sich ab und tauscht sich aus. Unsere ersten Erfahrungen sind durchwegs positiv. Die Fotos landen automatisch auf allen Geräten. Und egal wo man sie verbessert: Die Änderungen werden sofort auf die anderen Geräte übertragen. Das führt mit der Zeit automatisch zu eine kontinuierlichen, stressfreien Optimierung der Sammlung.
Bisherige iPhoto-Anwender
Wenn Sie bis jetzt mit iPhoto zufrieden waren, dann sind Sie es ziemlich sicher auch mit Fotos – oder Sie werden sogar begeistert sein. Fotos ist einfacher zu bedienen und präsentiert sich modern und entschlackt. Die Effekte wurden massgeblich verbessert. Die Korrekturmöglichkeiten sind subtiler, zugänglicher und erst noch leistungsfähiger.
Es liesse sich noch lange darüber schwärmen, wie gut die Überarbeitung gelungen ist, aber das wäre müssig. Aktualisieren Sie jetzt auf OS X 10.10.3 und machen Sie sich selbst ein Bild. Sie haben dabei absolut nichts zu verlieren, da sowohl die alte Software als auch die alte Foto-Bibliothek nicht angefasst werden.
Familienmenschen
Es ist ärgerlich, dass sich die gesamte Mediathek nicht innerhalb der Familie mit mehreren Apple-IDs teilen lässt. Aber vielleicht lässt sich das über einen kleinen Umweg kompensieren. Denn oft ist es in einer Familie nur eine Person, die sich um die Pflege und Optimierung der Fotos kümmert – und diese sollte auch die Mediathek zwischen ihren Geräten synchronisieren. Alle anderen Familienmitglieder werden regelmässig über iTunes auf den neusten Stand gebracht.
Aperture-Anwender, Typ I
Sollten Sie als Aperture-Anwender auf Fotos umsteigen? Das kommt darauf an, welche Beziehung Sie bis jetzt zu dieser Software pflegten.
Wenn Ihnen Aperture eher eine Nummer zu gross und zu umständlich ist, dann sollten Sie einen Umstieg in Erwägung ziehen. Fotos ist herrlich einfach zu bedienen und dennoch leistungsfähig – auch wenn es nicht an die Möglichkeiten von Aperture heranreicht. Alle Optimierungen Ihrer alten Sammlung werden übernommen, auch wenn sich diese nach dem Wechsel nicht mehr zurücknehmen lassen.
Aperture-Anwender, Typ II
Wenn Sie jedoch zu jenen Aperture-Anwendern gehören, die fast vier Jahre lang vergeblich auf ein Update der Version 3 gewartet haben, dann fühlen Sie sich jetzt wahrscheinlich verschaukelt – und das zu recht. Fotos ist kein ebenbürtiger Ersatz, und als Raw-Converter taugt es erst recht nicht.
Das wird sich in der nahen Zukunft kaum ändern, denn Apple will dieselbe Anwendung auf allen Geräten – und dazu mussten gehobene Funktionen über die Klinge springen. Dasselbe hat Apple schon einmal mit iWorks durchgezogen und viele Anwender im Regen stehen lassen. Wo gehobelt wird, da fliegen die Späne – und dieses Mal sind die Aperture-Anwender die Dummen.
Auch wenn es bitter ist: Verabschieden Sie sich von Aperture und wechseln Sie zu einer fähigen Alternative wie zum Beispiel Lightroom. Denn egal, was Adobe vorhat: Es wird ein Lightroom 6 geben, später eine Version 7, gefolgt von Version 8. Und so weiter.
Kompromisse
Vielleicht geht aber auch beides: Wechseln Sie zu Lightroom, um die Bilder zu optimieren. Übernehmen Sie anschliessend die optimierten Dateien in Fotos, um sie innerhalb der Apple-Umgebung zu teilen und zu synchronisieren. Eine Anleitung dazu finden Sie hier.
Das letzte Wort
Fotos ist ein mehr als würdiger Nachfolger für iPhoto und passt perfekt zu den iOS-Geräten. Den meisten Anwendern wird es gefallen, doch einige werden ganz und gar nicht glücklich damit sein. Lehnen Sie sich zurück und warten Sie ab – oder versuchen Sie sich ohne Risiko an der neuen Fotos-Anwendung. In beiden Fällen haben Sie alle Zeit der Welt, um eine wohlüberlegte Entscheidung zu treffen.
11.04.2015