News 01.11.2003, 00:30 Uhr

Video-Konsolen im Online-Fieber

Microsofts Xbox wird in der Schweiz ab dem 29. Oktober 2003 ihren Benützern Online-Spiele anbieten. Auch Sonys Playstation 2 und der Gamecube von Nintendo wollen nicht hintan stehen und bieten ähnliche Services an. Der Xbox Live-Hype wirft aber zumindest für PC-Spieler auch Fragen auf.
[1]Wenn Microsoft etwas Neues in Angriff nimmt, dann meist so richtig massiv. Das ist auch mit dem Produkt Xbox Live nicht anders. Mit der Xbox mischt Microsoft den Videokonsolen-Markt auf und bedrängt die Video-Games-Legende Nintendo ebenso wie Branchen-Primus Sony. Microsoft setzt als erster Videokonsolen-Hersteller voll auf die Netzwerk-Fähigkeit der Xbox. Der Dienst dazu heisst Xbox Live.
Im Prinzip nichts Neues
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist Microsofts Xbox nicht die erste Konsole, die Internet-Spiele ermöglicht. Nintendos [4] Spiel Phantasy Star Online war das erste Game, das in der Schweiz tatsächlich genutzt werden konnte. Auch Sonys Playstation 2 [5] bot Netzwerk-Spiele vor der Xbox an. Bei Sony und Microsoft sind Internet-Games ausschliesslich per Breitband-Anschluss möglich, nicht so bei Nintendo - dort genügt theoretisch auch ein 56k-Modem-Adapter.
Xbox mit den meisten Online-Games, aber...
Einen grossen Vorteil bietet die Xbox auf den ersten Blick in der Spiele-Auswahl, was Online-Games betrifft. Keine andere Konsole hat mehr Titel, die auch online gezockt werden können. Doch das Angebot relativiert sich wieder, wenn man es genauer unter die Lupe nimmt und schaut, was denn so alles auf dem PC an gleichen Titeln geboten wird. Von elf anfänglich in der Schweiz verfügbaren Games sind mindestens sieben auch auf dem PC verfügbar und Multiplayer-fähig.
Teurer Spass
Es ist offensichtlich, dass Microsoft die PC-Spieler mit der Xbox auf die Konsolen-Seite ziehen will (sei es auch nur als Zweitsystem) - in Europa ist dies bisher auch ziemlich gut gelungen. Ob sich diese Strategie auch im Online-Geschäft auszahlt, scheint mir doch etwas fraglich.
Denn Xbox Live geht ins Geld. Zusätzlich zum gekauften Spiel (Grössenordnung 85.-, meist sind Xbox-Games zehn Franken teurer als die Games der Konkurrenz-Konsolen), muss der Live-Service separat bezahlt werden - auch wenn bei der Einführung die ersten 12 Monate gratis sind. Nachher zahlen Sie, um den grossen Vorteil - die Online-Fähigkeit - der Xbox-Games auch wirklich zu nutzen.
Fragen für die Spiele-Industrie
Genau aus diesem Grund hat man bei Nintendo einige Vorbehalte gegnüber Online-Games. Für die Japaner kommt Microsofts Business-Modell (zweimal zahlen für ein Produkt) nicht in Frage. Und ein anderes Geschäfts-Modell ist für Nintendo derzeit noch nicht realisierbar - auch mit Blick auf die Spiele-Industrie.
Microsoft halste sich mit dem Xbox-Live-Geschäftsmodell denn auch Ärger ein mit den Grossen der Spiele-Welt, allen voran EA [2] . Die Xbox-Live-Games stehen unter der klaren Kontrolle von Microsoft. Dies wollen Games-Entwickler wie EA nicht zulassen. Nintendo glaubt laut Jean Pierre Gerber von Waldmeier [3] (Generalimporteur von Nintendo-Produkten in der Schweiz) durchaus, dass Online-Spiele Zukunft haben, jedoch nicht mit dem Microsoftschen Geschäftsmodell. Nintendo versuche vielmehr die Plattform zu bieten (Entwicker-Tools, Hardware), aufgrund derer jeder Spiele-Produzent ein Online-Produkt herstellen könne, ohne weitere Abgaben und unter Wahrung der Kontrolle über das Produkt. Allerdings gibt Gerber auch zu, dass man bei Nintendo noch nicht die ideale Lösung für ein Alternativ-Geschäftsmodell für Online-Games gefunden habe.
Alternative für PC-Spieler?
Vergleicht man dann einmal die verfügbaren Spiele, die, wie bereits angemerkt, vielfach auch auf dem PC existieren und die Online-Fähigkeit gratis mitliefern, muss man sich schon fragen, ob sich Xbox Live für einen PC-User lohnt. PC-Spieler, die viel online zocken, sind wohl besser bedient, wenn sie bei ihrem angestammten System bleiben. Will man diesen Gamern die Xbox schmackhaft machen, muss sich Microsoft schon noch etwas mehr anstrengen, als überwiegend PC-Games zu konvertieren und unter dem Strich teurer zu verkaufen.



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