Mit Quantenphysik gegen die NSA

Quantenkryptografie ist schon marktreif

Sie sagten, es gebe schon marktreife Quantenkryptografie-Anwendungen. Welche sind das?
In der Tat ist die Quantenkryptografie eine der ersten kommerziellen Anwendungen der Quantentechnologie. Die erste Firma, die ein funktionstüchtiges Quantenkryptografie-System auf den Markt brachte, ist «ID Quantique», ein Spin-off der Universität Genf. Ihr Quantenkryptografie-System besteht aus zwei Endgeräten – je eines für die beiden Partner, die sicher kommunizieren möchten – wobei diese über eine direkte Glasfaserleitung verbunden sein müssen. ID Quantique gehört zu den weltweit führenden Firmen auf dem Gebiet. Deren Technologie basiert dabei auf theoretischen Grundlagen, die unter anderem an der ETH Zürich entwickelt wurden.
Was sind das für Grundlagen?
Die Abhörsicherheit von Quantenkryptografie-Geräten lässt sich grundsätzlich nicht mit experimentellen Tests zeigen. Stattdessen benötigt man einen mathematischen Beweis dafür, dass es keine Angriffsstrategie geben kann, mit der die übertragenen Schlüssel unbemerkt mitgelesen werden können. Die mathematischen Grundlagen, um solche Beweise führen zu können, haben wir in meiner Forschungsgruppe entwickelt.
Lässt sich dieses System schon anwenden?
Ja. Auf der Kundenliste von ID Quantique stehen schon heute nicht nur Universitäten, welche das System für Forschungszwecke verwenden, sondern auch Banken. In der Praxis ist die Übertragungsdistanz heute jedoch auf rund 50 bis 100 Kilometer beschränkt, weil es noch keine Möglichkeit gibt, quantenphysikalische Informationen zu verstärken. Daran wird aber geforscht, und auf jeden Fall sind die technischen Hürden bei der Quantenkryptografie geringer als beim Quantencomputing.



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