Windows 11 als letzter Kompromiss
Windows as a Service
Den Launch des zukünftigen Windows hat Microsoft schon vorweggenommen mit der Vorstellung von Windows aus der Azure-Cloud im Juli dieses Jahres. Damals lancierte der Software-Konzern den Dienst «Windows 365». «So wie die Anwendungen durch Software as a Service (SaaS) in die Cloud kamen, bringen wir jetzt das Betriebssystem in die Cloud», umschrieb Microsoft-CEO Satya Nadella den Service. Endanwender und Unternehmen sollen Windows 10 sowie Windows 11 direkt aus der Cloud beziehen. Mit dem virtuellen PC liessen sich alle Anwendungen, Tools, Daten und Einstellungen auf beliebigen Endgeräten nutzen.
Die IT-Abteilungen können dank der Flexibilität der Cloud bezüglich Rechenleistung und Speicherplatz je nach Bedarf skalieren. Für sie werden ausserdem die Bereitstellung, Aktualisierung und Verwaltung des Betriebssystems vereinfacht. Plus: Da alle Systeme und Daten ausschliesslich in der Cloud existieren, können die Administratoren die Verantwortung für die Sicherheit der Infrastruktur abgeben. Microsoft setzt nach eigener Aussage auf das Zero-Trust-Prinzip. Alle Daten werden in der Cloud gespeichert und abgesichert statt auf dem Endgerät. Abgerechnet wird ebenfalls nach dem Cloud-Modell: Firmen zahlen einen monatlichen Festpreis pro (virtuellem) Windows-PC.
Windows und der Baggerfahrer
Selbst in einem Land wie der Schweiz mit überragend guter Netzwerkabdeckung ist das «Windows as a Service» aber wohl vorerst noch Zukunftsmusik. Sie ist schon leise zu vernehmen, für das Orchester müssen aber noch mehr 5G/6G-Dirigenten engagiert werden. Dann sollte Microsoft (Schweiz) noch Betriebsmodelle vorstellen, wie firmenspezifische Fachanwendungen in den Windows-Instanzen ausgeführt werden können. Zu guter Letzt muss die Rechtslage geklärt werden, wer bei einem Cloud- oder Netzwerk-Ausfall haftet. Wenn das Geschäft komplett in die Cloud ausgelagert ist, steht der Betrieb schon nur bei einem Stromausfall, den ein unvorsichtiger Baggerfahrer auf einer der vielen Schweizer Grossbaustellen verursachen kann.
Dem «Windows as a Service» wird die Zukunft gehören. Administratoren und auch IT-Entscheider tun gut daran, sich heute nicht nur mit Windows 11, sondern auch mit der Cloud-Variante zu beschäftigen. Denn Windows 11 kann nur ein letzter Kompromiss sein, bevor sich insbesondere Unternehmen davon verabschieden sollten, für ein neues Betriebssystem neue Hardware anzuschaffen – wozu sie angesichts der hohen Systemanforderungen fast schon genötigt werden.
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