Windows 11 als letzter Kompromiss
Hohe Systemanforderungen
Die neuen Funktionen, eine – wie Microsoft verspricht – wesentlich höhere Performance und schnellere Boot-Vorgänge sowie Neustarts muss der Anwender teuer bezahlen. Nicht mit dem Kauf der neuen Software, sondern mit der Investition in moderne Hardware. So setzt Windows 11 zum Beispiel einen Intel-Hauptprozessor der mindestens achten Generation voraus. Die Chip-Serie wurde 2017 erstmals verbaut, aktuell ist es die zwölfte Generation. Bei den AMD-Prozessoren müssen es Athlon- oder Ryzen-Modelle von 2018 oder jünger sein. Während 4 Gigabyte Arbeitsspeicher und 64 Gigabyte Festplattenkapazität für heutige Verhältnisse eher wenig sind, stellt Microsoft beim Grafikchip nochmals hohe Hürden auf: Der Beschleuniger muss kompatibel mit DirectX 12 sein. Diese Version hatte Microsoft 2014 lanciert.
Um die Sicherheit von Betriebssystem, Programmen sowie Daten zu erhöhen, stehen ein modernes UEFI-BIOS (Unified Extensible Firmware Interface) mit aktiviertem «Secure Boot»-Modus und ein Trusted Platform Module 2.0 (TPM) im Pflichtenheft für Windows 11. Für diese Komponenten muss nicht zwingend ein neuer Rechner angeschafft werden, allerdings eine neue Hauptplatine schon. Wenn sie dann verfügbar ist – in Zeiten weltweiter Halbleiterknappheit. Microsoft verspricht durch die Hardware-Sicherheitskomponenten kleinere Angriffsvektoren und damit weniger Gefahr von Datenlecks sowie Systemkorruption. Angesichts der grossen Verbreitung von Windows und der daraus resultierenden Attraktivität für Angriffe stellen die neuen Hürden jedoch «nur» eine zusätzliche Herausforderung für Cyberkriminelle dar.
Administration und Betrieb
Angesichts der hohen Hürden bei den Systemvoraussetzungen ist in den (Heim-)Büros der Schweiz künftig durchaus eine Zweiklassengesellschaft denkbar: Kollegen mit älteren PCs «müssen» weiter mit Windows 10 arbeiten, die neu rekrutierten Angestellten mit moderner Hardware nutzen Windows 11. Erst eine komplette Client-Erneuerung beendet wohl diese Klassengesellschaft – und bringt der IT-Abteilung etwas mehr Ruhe. Wie realistisch dieses Szenario ist, veranschaulicht eine Analyse des Netzwerkspezialisten Lansweeper. Der Anbieter hat die IT-Landschaft bei 60'000 Kunden mit über 30 Millionen Windows-Rechnern inventarisiert. Das Resultat bestätigt: Nicht einmal jeder zweite Business-PC ist parat für Windows 11. Der grösste Knackpunkt waren bei 44 Prozent die Minimalanforderungen an den Hauptprozessor, der bei den meisten Rechnern schlicht zu alt war. Das «Trusted Platform Modul» war bei 28 Prozent der Maschinen abgeschaltet oder inkompatibel, bei weiteren 20 Prozent zu alt. Die kleinste Herausforderung stellte der Hauptspeicher dar: Bei nur 9 Prozent der Arbeitsplätze waren weniger als 4 Gigabyte RAM verbaut. Der Arbeitsspeicher sollte den Administratoren die wenigsten Kopfschmerzen bereiten.
Microsoft stellt den IT-Mitarbeitern zudem in Aussicht, dass sie nur noch einmal jährlich die Systemkompatibilität für ein grosses Update prüfen müssen. Bis anhin standen diese Checks zweimal pro Jahr an. Windows 11 wird jährlich aktualisiert – mit 24 Monaten Support für die Home- oder Pro-Editionen und 36 Monaten Support für die Enterprise- und Education-Editionen, so der Hersteller. Die notwendigen Sicherheits- und Windows-Updates sollen ausserdem zukünftig kleiner sein und im Hintergrund eingespielt werden, sodass die Anwender ihre Arbeit nicht unterbrechen müssen.
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