Was bringt Windows 8?

Windows 8 fürs Tablet

Obgleich Microsoft schon seit fast einem Jahrzehnt ein Betriebssystem für Tablet-Computer besitzt, musste erst Apple kommen, um den Markt aus der Taufe zu heben. Auf den ersten Blick sieht es nun so aus, als wenn der Windows-Konzern den Trend verpasst hätte und dem Mac-Unternehmen nur noch folgen kann. Zumindest für den umkämpften Endverbrauchermarkt stimmt dieser Eindruck weitestgehend. Im lukrativen Business-Umfeld indes sind heute für beispielsweise Industrieanwendungen durchaus Tablet-PCs im Einsatz. Auf den meisten läuft Windows; Gründe sind häufig die lange Liste kompatibler Geräte, unterstützter Schnittstellen oder schlicht die Tatsache, dass eine Fachapplikation für die Microsoft-Plattform entwickelt wurde.
Das Metro-Design von Windows Phone nutzt Windows 8 auf Tablets (Bild: Microsoft)
Angesichts der Verkaufserfolge von Apple, Samsung & Co. strebt Microsoft nun verstärkt auf den Tablet-Markt für Endanwender. Dafür taugen Windows XP, Windows Vista, Windows 7 nur bedingt, obwohl alle drei Systeme die Stifteingabe oder Fingerbedienung unterstützen. Vergleichsweise winzige Menüpunkte, Listen und Icons auf der Windows-Oberfläche erfordern aber Präzision, die Benutzer in Zeiten des iPad nicht willens sind, aufzubringen.
Kacheln für die Finger
Microsoft hat gelernt und verstanden. Im Juni zeigte der Konzern seine Ideen für künftige Tablet-Rechner. Windows 8 bekommt eine spezielle Oberfläche für die Fingereingabe, die den Benutzer von der Pflicht, mit einem Stift auf Tablets zu arbeiten, entbindet. Das «Kachel»-Design der Touch-Oberfläche ähnelt der «Metro»-Oberfläche von Windows Phone. Das ist kein Zufall, denn die Kacheln sind Microsofts Oberflächendesign für die Fingerbedienung. Indes ist das Touch-Interface nur eine Option; der altgediente Windows-Desktop bleibt parallel erhalten.
Gezeigt hat Microsoft das Touch-Design auch auf System-on-a-Chip-Plattformen (SoC), die von Hersteller für moderne Tablets verwenden. Die ARM-Systeme sind preiswert, erlauben lange Laufzeiten und entwickeln weniger Abwärme. Allerdings handelte es sich bei den Geräten noch um Prototypen, genau wie beim Betriebssystem selbst. Beim Portieren des Windows-Codes auf die neue Plattform drängt allerdings die Zeit, will Microsoft nicht noch mehr Anteile am Tablet-Markt an Apple und Samsung verlieren.
Killer-Feature Handschrift
Handschriftenerkennung für Formeln in Windows 7 (Bild: Microsoft)
Ein Ass, das Microsoft aus dem Ärmel ziehen könnte, ist die Handschrifterkennung. Die Technik wurde zusammen mit Windows XP im Jahr 2001 vorgestellt und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. Seit Windows Vista ist die Handschrifterkennung fester Bestandteil des Betriebssystems. Sie lernt selbständig während des Schreibens die individuellen Charakteristika einer Handschrift. Trotzdem funktioniert die Erkennung weiterhin Schreiber-unabhängig. In Windows 7 schlägt der Texterkennungsalgorithmus dem Benutzer nach wenigen geschriebenen Buchstaben vor, welches Wort er wahrscheinlich schreiben will.
Die Microsoft-Technologie ist weit fortgeschritten, führt aber wegen der wenig attraktiven Windows-Tablets ein Mauerblümchendasein. Mit Windows 8 könnte sich das ändern, wenn Microsoft die Verarbeitungsalgorithmen so optimiert, dass sie auch auf schlanken ARM-Systemen laufen. Auch müssen es die Tablet-Hersteller schaffen, die Fingereingabe mit der Handschrifterkennung so zu kombinieren, ohne dass der Anwender auf ein schnell reagierendes Gerät verzichten müssen. Dann gibt es zum Beispiel im Geschäftsalltag keinen Grund mehr, mit einem Bleistift und einem Notizblock in eine Konferenz zu gehen – denn anstatt der Sekretärin kann genauso gut Windows die Handschrift entziffern und in das Protokoll eintragen.
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