Kommentar
30.01.2009, 12:49 Uhr
Das Freitagsbit: Seven
Die WWKolumne – Die sieben Todsünden waren in der Vergangenheit für viele Unternehmen ein Thema. Doch jetzt wird aufgeräumt. Mit Microsofts «7» kehrt der christlichen Symbolik gemäss Ruhe und Frieden auf dem Desktop ein.
Wer erinnert sich noch an David Finchers genialen Zweitling «Seven»? In diesem Meisterwerk des Kinos ist ein Serienmörder von den sieben Todsünden besessen.
Hochmut, Habgier, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei und Trägheit waren wichtige Elemente des Kapitalismus alter Schule. Damit ist Schluss, eine neue Bescheidenheit muss sich in den kommenden Monaten durchsetzen.
Ausgerechnet die IT-Industrie wird zum Vorreiter. Von Gigahertz und Mega-Power spricht niemand mehr. Ein guter PC muss heute möglichst energiearm und günstig arbeiten – mit einer Leistung, die dem Anwendungszweck angemessen ist. Mit Windows 7 erreicht nun Microsoft die göttlichste Stufe der Betriebssystem-Programmiererei: Und Steve sah, dass es gut war. Windows 7 ist gewissermassen die Weltwerdung eines Betriebssystems.
Item. Höre ich da Proteste aus der Linux-Szene? Keine Sorge. Auf die 7 folgt wie bereits bewiesen die ewige göttliche Ruhe. Also habt ihr genügend Zeit, euch durchzusetzen.
Wir normalen Menschen haben derweil weit andere Sorgen als Betriebssysteme. Etwa die ID für Schweizer Patienten, die Nationalrat Ruedi Noser gerne sähe. Ich soll also eine digitale Identität erhalten? Krank. Ich habe doch schon eine. Bin bei Facebook, reicht das nicht?
Senkt die ID unsere Prämien? Ich glaube nicht.
Eher hilfts der Krankheitsindustrie, neue Krankheiten zu erfinden. Aus Habgier, während wir uns der Trägheit ergeben.
01.02.2009