Twitter 16.07.2020, 12:41 Uhr

Unbekannte hacken Twitter-Accounts in grossem Stil

Unbekannten ist es gelungen, Werbung für dubiose Kryptowährungs-Deals über Twitter-Profile von Prominenten wie Ex-US-Präsident Barack Obama, US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden und Amazon-Chef Jeff Bezos zu verbreiten.
(Quelle: Twitter)
Wie genau der in seinem Ausmass beispiellose Hack passieren konnte, blieb zunächst unklar. Viele der Twitter-Accounts wurden zeitweise gesperrt und waren kurze Zeit später ohne die offensichtlich betrügerischen Nachrichten wieder online.
Betroffen waren auch Twitter-Profile des ehemaligen New Yorker Bürgermeisters Michael Bloomberg, des Musikers Kanye West, des Microsoft-Gründers Bill Gates sowie des Tesla-Chefs Elon Musk. Firmen-Accounts von etwa Apple und Uber sind ebenfalls gehackt worden. In der über die Accounts verbreiteten Botschaft wurde versprochen, eingeschickte Bitcoins doppelt zurückzuzahlen.
Twitter hatte in der Vergangenheit immer wieder mal Probleme mit dem Kapern von Accounts – aber noch nie auf so breiter Front und bei so vielen prominenten Namen auf einmal. Das Ausmass der Attacke legt nahe, dass diesmal nicht wie bei früheren Fällen etwa eine mit Twitter-Accounts verknüpfte App ausgenutzt wurde – sondern direkt Systeme von Twitter betroffen sein könnten. Der Kurznachrichtendienst erklärte, man untersuche den Vorfall. In nächster Zeit könnten Nutzer Probleme haben, Tweets abzusetzen oder ihr Passwort zu ändern, warnte die Firma. Wenige Stunden nach dem Zwischenfall hiess es bei Twitter, die meisten Accounts sollten wieder funktionieren.
Der Gründer und Chef des Unternehmens, Jack Dorsey, hat unterdessen Aufklärung versprochen. Sobald die Firma «ein besseres Verständnis» von dem habe, was passiert sei, werde man die Öffentlichkeit so ausführlich wie möglich darüber informieren, erklärte Dorsey über Twitter. «Wir alle bedauern, dass dies passiert ist», schrieb er. «Ein harter Tag für uns bei Twitter.»
Die Accounts der Prominenten dürften mit komplexen Passwörtern sowie der sogenannten Zwei-Faktor-Authentifizierung geschützt sein, bei der zusätzlich noch ein frisch zugeschickter Code für die Anmeldung auf einem neuen Gerät erforderlich ist. Dass es dennoch gelang, Nachrichten im Namen der Prominenten abzusetzen, wirft ernsthafte Fragen zu den Sicherheitsvorkehrungen von Twitter auf – insbesondere weniger als vier Monate vor der US-Präsidentenwahl. Der Account des US-Präsidenten Donald Trump, für den Twitter ein zentraler Kommunikationskanal ist, war nicht betroffen. Auf ein in den Twitter-Nachrichten genanntes Bitcoin-Konto wurde schnell Kryptowährung im Wert von über 100'000 Dollar eingeschickt.
Twitter hatte die Sicherheitsvorkehrungen weiter verschärft, nachdem Unbekannte vor knapp einem Jahr Nachrichten über den Account des Firmenchefs Jack Dorsey verbreitet hatten. Der Dienst erklärte damals, seine Systeme seien nicht gehackt worden, aber eine Sicherheitslücke bei Dorseys Mobilfunk-Anbieter habe das Versenden der Tweets per SMS zugelassen. Zuletzt gelang es Ende Januar einer Gruppe, die sich «OurMine» nennt, auf den Accounts mehrerer amerikanischer Football-Teams zu posten. Man habe damit zeigen wollen, «dass alles hackbar ist», hiess es damals.
Laut dem offiziellen @TwitterSupport-Account gehe man derzeit davon aus, dass die Angreifer sich über Social Engineering Zugangsdaten von Twitter-Mitarbeitenden beschaffen konnten.



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