Die Vergangenheit und Zukunft von Thunderbird

Der Knatsch um die Bedienoberfläche

Für Alessandro Castellani, den Experten für Bedienoberflächen-Design, sei dies ein sehr emotionales Thema. Die Begriffe UX und UI stehen für «User Experience Design» und für «User Interface Design». Während sich das erste etwa darum kümmert, wie die Funktionen für den Benutzer bedienbar sind, kümmert sich die zweite Disziplin um die optische Gestaltung.
Und hier lässt Alex Castellani seiner Kritik freien Lauf: «UI und UX beruhen nicht auf persönlichen Vorlieben, aber genau das ist mit Thunderbird passiert. Ohne eine richtige Organisation dahinter, ohne Richtlinien, Entwicklungsaufsicht oder Vollzeitmitarbeiter mit spezifischem Fachwissen wurde die Oberfläche von Thunderbird im Laufe der Jahre 'verunstaltet', um allen Anfragen und Wünschen der Community-Mitglieder gerecht zu werden».
Ein Menü in einem Untermenü eines Untermenüs
Quelle: YouTube, Videostill, Alessandro Castellani
Am häufigsten habe man beliebige neue Funktionen ins Untermenü eines Untermenüs gesteckt. Dabei seien sehr enge und schwer lesbare Elemente zum Standard geworden. Mehrere Unarten hätten zur «Verschmutzung» der Benutzerschnittstelle geführt, wie inkonsistente visuelle Stile, willkürliche Farbgebungen, merkwürdig schlechte UX-Entscheidungen, wie etwa das Öffnen eines Dialogs innerhalb eines Dialogs innerhalb eines Dialogs.
So sei Thunderbird zu einem Projekt ohne Designer geworden, zu einem «Schmelztiegel inkonsistenter Lösungen», wie er es formuliert. Es sei visuell veraltet und hinke allen Konkurrenten hinterher. Während viele in der langjährigen User-Gemeinde den Status Quo bevorzugen, seien neue Generationen eine völlig andere visuelle Sprache gewohnt. Wenn Thunderbird sich nicht anpasse, nicht innovativ sei und den unterschiedlichen Bedürfnissen verschiedener Menschen nicht gerecht werde, würde es an einem langsamen Ausbluten der Benutzer sterben.
Obwohl Alex mit diesen unverblümten Aussagen wohl einige Community-Mitglieder vor den Kopf stösst, liebe er diese Community. Sie hat Thunderbird über Jahre am Leben erhalten, sei es mit Spenden von Geld oder der eigenen Arbeitszeit. Die erwähnten Probleme seien nicht durch die Community verursacht worden, sondern durchs Fehlen einer soliden Führung und Vision in der Vergangenheit.



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