News 30.08.2001, 12:30 Uhr

US Justiz gegen Sklyarov

Der russische Programmierer Dimitry Sklyarov muss sich heute erneut den US-Gerichten stellen.
Sklyarov hatte für die russische Firma Elcomsoft den Passwortschutz für eBooks von Adobe geknackt [1]. Adobe liess ihn in Las Vegas verhaften, hat aber später die Klage zurückgezogen [2]. Dies führte nicht etwa zur Freilassung von Sklyarov. Das FBI hat weiter ermittelt, woraus nun eine Klage wegen Verstoss gegen fünf US-Amerikanische Copyrightgesetze entstanden ist.
Heute müssen der Angeklagte wie auch Vertreter seiner Firma vor Gericht erscheinen. Die Verhandlung findet um 9.20 Uhr (Lokalzeit) in San Jose statt. Im allerschlimmsten Fall droht ihm eine Gefängnisstrafe von bis zu 25 Jahren (je fünf Jahre pro Anklagepunkt).
Sklyarov und Elcom sind die ersten, die wegen Verletzung des "Digital Millenium Copyright Act" (DMCA) angeklagt werden. Das Gesetz wurde 1998 vom US Kongress verabschiedet und soll verhindern, dass Copyright-Schutzmechanismen umgangen werden. Das Gesetz sieht aber auch Ausnahmen, zum Beispiel zu Forschungszwecken, vor. Der Hauptvorwurf an den Programmierer und seinen Arbeitgeber ist aber der Verkauf, nicht die Entwicklung der vermutlich illegalen Software.
Auf den ersten Blick mag es erstaunen, dass sich das FBI ausgerechnet an einen Fall gehängt hat, in dessen Mittelpunkt eine russische Firma steht. Die amerikanischen Behörden haben ihre Gründe: der Server, auf dem die Knack-Software angeboten wird, steht in Chicago, die Firma welche die Verkäufe abrechnet, in Washington.
Die amerikanische Electronic Frontier Foundation, die sich für Sklyarov einsetzt, stellt trotzdem fest, dass die Anklagepunkte wahrscheinlich keine russischen Gesetzte verletzten. Der Programmierer verstiess also gegen keine Gesetze am Ort, wo er das Programm geschrieben hatte.
Skylarov hat sich ebenfalls zu Wort gemeldet. In einem Brief an die Öffentlichkeit dank er allen, die sich für ihn eingesetzt haben: "Nach meiner Haftentlassung am 6. August war ich überrascht und beeindruckt über die grosse Anzahl von Menschen, die zu meinen Gunsten protestiert haben. Ich bin kein Supermann. Ich bin nur ein Programmierer wie viele andere. Ich habe nicht erwartet, dass so viele Menschen einen Typen unterstützen aus einem Land, von dem vorher niemand etwas gehört hat."
Die Unterstützung ist ihm jedenfalls noch nicht ausgegangen: Heut protestieren in San Jose, Moskau, Cambridge, London, Minneapolis, Boston, San Francisco, Los Angeles und Black Rock City Sympathisanten gegen den Prozess.


Autor(in) Beat Rüdt



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