News
22.01.2004, 12:45 Uhr
ComputerExpress-Konkurs: Wie gehts weiter? (Update)
Letzte Woche beendete der Schweizer PC-Händler ComputerExpress nach sieben Jahren überraschenderweise seine Geschäftstätigkeit. Alle Mitarbeiter wurden entlassen, die Verkaufsläden geschlossen. Was bedeutet dies für die Kunden?
Die Hiobsbotschaft erreichte die Angestellten von ComputerExpress [1] vor einer Woche. Lehrling Markus Müller (Name von der Redaktion geändert) schildert dem PCtipp die drastische Situation: Er erhielt um 6.30 Uhr einen Anruf aus dem Geschäft, dass er sich am Mittag mit allen Schlüsseln und AHV-Ausweis am Hauptsitz einfinden solle. Dann folgen bange Minuten, über den Grund des Anrufes. Bald wird klar, dass alle Mitarbeiter das ominöse Telefonat erhalten haben. Zuerst muss Markus Müller aber noch einen halben Tag zur Schule gehen, bevor er erfährt, was los ist. Am Mittag wird er schliesslich mit den anderen Angestellten zusammen informiert, dass ComputerExpress in Liquidation geht. Alle 23 Mitarbeiter, davon zehn Lehrlinge und zwei Praktikanten, werden entlassen - der grösste Teil der Belegschaft per sofort freigestellt.
Geschäftsführer David Recher nennt gegenüber dem PCtipp die Gründe für das Scheitern von ComputerExpress. Zusätzlich zur schlechten Wirtschaftslage stecke auch die Branche in einer Krise. Die Innovationszyklen für neue Produkte würden immer länger. Ausserdem habe der heisse Sommer 2003 die Kauffreude vieler PC-Anwender gehemmt. Dazu komme, dass sich der Direktimport für einen grossen Teil der Produkte nicht mehr lohne. Der Preis im Verkaufsland sei heute fast gleich hoch wie in der Schweiz. Niedrigere Margen sind die Folge. Zu guter Letzt gesteht David Recher auch Managementfehler ein, welche die Situation noch verschlimmert hätten.
Besonders hart trifft das Ende der Firma die 23 Mitarbeiter. Sie stehen in einer wirtschaftlich schlechten Zeit ohne Job da. Ein schwacher Trost für die Betroffenen: "Der Januarlohn für die Angestellten ist fast zu hundert Prozent gesichert", so David Recher. Er suche ausserdem persönlich bei Lieferanten und anderen Computerhändlern nach Platzierungsmöglichkeiten für die Angestellten. Was die Lehrlinge anbelangt, sei er optimistisch, dass sich etwas finden werde. Der Stift Markus Müller bewertet die Lage pessimistischer: "Viele Firmen haben ihre Lehrlinge für diesen Sommer bereits letztes Jahr eingestellt und werden vermutlich nicht noch weitere aufnehmen".
Ungewiss, wenn auch weniger tragisch, ist momentan ebenfalls die Situation für Kunden. Sie wissen nicht, was mit ihren Produktgarantien, den in Reparatur befindlichen Geräten und den offenen Bestellungen geschieht. Nachfragen ist nicht möglich, da ComputerExpress offiziell nicht mehr kontaktiert werden kann. David Recher versucht zu beruhigen: "Wir suchen nach der besten Lösung für die Kunden". Er versichert, dass alle Geräte in Reparatur zu ihren Besitzern zurückfinden werden - im schlimmsten Fall einfach im ungeflickten Zustand. Er hofft aber, dass sich bei der Liquidation Interessenten finden, welche die Garantien, offenen Bestellungen und Reparaturen mit übernehmen. Ansonsten verfallen diese. Sobald mehr bekannt sei, werde ComputerExpress die Kunden über offizielle Kanäle informieren.
Wie sieht eigentlich die Zukunft für den ehemaligen Geschäftsführer von ComputerExpress aus? Für ihn sei der Hardware-Markt gestorben, so David Recher. Er werde sich nach dem Konkurs definitiv aus diesem Business zurückziehen. Er könne nicht einfach weitermachen als wäre nichts geschehen.
Update: Brack Electronics informierte am 22. Januar, dass er sowohl Kunden als auch die Lagerbestände der ComputerExpress AG übernehmen wird [2].
Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.