Ricardo-Betrug aufgedeckt
Unser Berichterstatter meldet sich wieder
Rückmeldung haben wir auch von unserem «Berichterstatter». M.K. habe 124 E-Mail-Adressen aller Betrugsopfer und Bildmaterial das belege, dass der Verkäufer schon am 3.7.2013 nicht mehr an der von ricardo.ch geprüften Adresse wohnhaft war. Der geprellte User lässt nicht locker: Obwohl ricardo.ch argumentiert, dass ricardo.ch nur den Marktplatz zur Verfügung stelle, der Verkaufsvertrag jedoch zwischen Käufer und Verkäufer bestünde, ist M.K. der Ansicht, dass die Plattform eine Mitschuld trage. M.K. werde zur Zeit rechtliche Schritte gegen ricardo.ch prüfen. Er habe sogar mittlerweile ein eigenes Forum gegründet und will sich mit anderen Missbrauchsopfern verbünden. Als Beweis hat unser «Berichterstatter» (nebst einigen anderen) Briefen auch eine E-Mail von einem Missbrauchsopfer, das ricardo.ch frühzeitig warnen wollte.
Wir wollen es wissen
Was uns nun vor allem von ricardo.ch interessierte ist nach aller Offensichtlichkeit von Beweismails die Frage, was denn ricardo.ch bei der Sperrung dieses Anbieters am 10.7.2013 konkret überprüft habe, um andere Käufer zu schützen. Nach Aussage von Simon Marquard, Mediensprecher von ricardo.ch, habe man im vorliegenden Fall am 1. Juli ein erstes Mal interveniert und den Betrüger blockiert. Danach musste das Mitglied sämtliche schriftliche Beweise zur vorhandenen Ware liefern (Quittungen der vorhandenen Waren etc.), welche der User «plausibel erbringen» konnte. Daher wurde er wieder zum Verkauf zugelassen. Das Mitglied wurde aber erst am 26. Juli endgültig für den Verkauf von neuen Waren gesperrt. Man konnte offenbar zuvor nicht mit genügender Sicherheit davon ausgehen, dass tatsächlich ein Betrugsfall vorliegt, so Marquard.
Warum dauerte es so lange?
Uns interessierte aber vor allem, warum es so lange dauerte, obwohl andere User frühzeitig ricardo.ch warnen wollten. Dem entgegnet ricardo.ch, dass ein proaktives Informieren von anderen Mitgliedern über ein unter Verdacht stehendes Mitglied ohne klare Beweise eben heikel sei. Hier könne der Verkäufer durch ricardo.ch unschuldig zu Schaden kommen, meinte der Mediensprecher von ricardo.ch. Man betont seitens des Auktionshauses, dass es natürlich im Interesse von ricardo.ch liege, die Plattform frei von Betrügern zu halten. Dafür biete man einen Käuferschutz von 250 Franken an, der (freiwillig bzw. nachträglich) geltend gemacht werden könne.
Das haben wir doch schon mal gehört
Wie auch der CEO von ricardo.ch gegenüber Espresso formulierte, halten sich solche Betrugsfälle im «Promillebreich» und seien die «Ausnahme». Uns interessierte auch, ob bei der Kantonspolizei sich in letzer Zeit solche Meldungen von ricardo.ch & Co. häufen. Bei der Kantonspolizei Zürich immerhin sei feststellbar, dass es seit Jahren immer wieder Internet-Verkaufs- bzw. Einkaufsbetrugsfälle gibt. Ein eigentlicher Trend nach oben solcher Anzeigen sei jedoch nicht feststellbar. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass nicht alle Betrüge angezeigt werden. Von Betrügen auf grossen und bekannten Plattformen werden mehr Anzeigen gemacht als auf kleinen, spezialisierten Tausch- oder Verkaufsseiten. Dies sei vermutlich mit der Anzahl Mitglieder zu erklären, welche bei den grossen Plattformen höher sind, meinte Beat Jost, Mediensprecher von der Kapo Zürich
Nützliche Links
Allgemeine Tipps zu diesem Thema finden Sie auf der Seite der Schweizerischen Kriminalprävention:
oder auf der Seite der Koordinationsstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität KOBIK des Bundes:
Autor(in)
Simon
Gröflin
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