Powered by Init7 02.11.2020, 07:30 Uhr

Von Nerds für Nerds – und alle anderen

Wer sich in der Schweiz mit Internettechnologie nicht gross auskennt, wählt meistens ein Angebot eines grossen Anbieters. Warum dieses Quasi-Oligopol dem Glasfaserfortschritt im Weg steht, erklärt Fredy Künzler, CEO des Internetanbieters Init7.
(Quelle: Init7)
Herr Künzler, mit «Init7» trägt Ihr Unternehmen einen Namen, der auf einen Befehl in Linux-Distributionen anspielt. Nerds ist er ein Begriff, dem Durchschnittsnutzer aber eher nicht. Wie kamen Sie auf diesen Firmennamen?
Fredy Künzler, CEO Init7: Die sogenannten Run Levels in Unix-Betriebssystemen gehen von 0 bis 6. Dies hat mich bei der Unter­nehmensgründung im Jahr 1999 inspiriert. Die Zahl 7 ist in unserem Kulturkreis normalerweise positiv assoziiert. Ein Tweet eines Kunden von 2019 bringt es auf den Punkt: «Once you Init7, you’ll never init 6.» Damit trifft er genau Bedeutung und Mission: Wir bringen unsere Kunden einen Run Level höher, quasi in den «siebten Himmel».
“Bei uns zählt MaxFix: maximale Bandbreite, fairer Preis„
Fredy Künzler, CEO Init7, 52, verheiratet, lebt in Winterthur und versucht (meistens erfolglos), die Fortnite-Gaming-Zeit seines 11-jährigen Sohnes zu limitieren.
Von aussen scheint es, dass Sie sich auf «nerdige» Endkunden konzentrieren möchten: Ihr Onlineauftritt strotzt vor Geek-Kultur-­Referenzen, mittels Schalter kann ein «Nerd­Modus» eingeschaltet werden – was tut dieser?
Fredy Künzler: Der Nerd-Modus blendet spannende Detailinformationen im «Code-Format» ein. Klar, das ist «nerdy», aber nur die halbe Geschichte. Wir wollen das bestmögliche Internet für alle erschwinglich machen: Im Mai 2014 haben wir Breitbandinternet neu definiert. Zum damaligen Zeitpunkt konnte man beim Marktführer einen Anschluss mit 1000/100 Mbit/s für monatlich 249 Franken abonnieren. Unser symmetrisches Gigabit kostete im Vergleich Fr. 64.75 pro Monat – oder 777 Franken pro Jahr. Wenn man die heutigen Marktangebote anschaut, dann ist die Preis-Erosion für «vernünftig schnelles» Internet augenfällig – ausgelöst durch unser Fiber7. Unser Einstieg 2014 in den Privatkunden-Internetmarkt war aber mit einer steilen Lernkurve verbunden: Technisch waren wir zwar fit, marketing- und prozessmässig etwas weniger. So waren technisch weniger affine Kunden beispielsweise häufig überfordert. Anfang 2017 haben wir deshalb einen Relaunch unserer Webseite sowie un­serer Corporate Identity vorgenommen.
Im Unternehmensporträt schreiben Sie, dass Sie sich «von den grossen Anbietern nichts vorschreiben lassen». Sie geben sich sehr kämpferisch und konzentrieren sich auf Technologie statt Profit. Klare Ansagen an die Konkurrenz.
Fredy Künzler: Für viele Telekommunika­tionsanbieter zählt nur der «ARPU», der durchschnittliche Umsatz pro Kunde. ARPU-Optimierung ist bei vielen Marktbegleitern oberste Maxime. Bei uns hingegen zählt MaxFix: maximale Bandbreite, fixer Preis. Und die neuste Technologie, einmal um die Ecke gedacht. Denn nur so passiert Innovation. Ausserdem setzen wir uns für netzpolitische Themen und Marktgerechtigkeit ein. Dabei können manchmal Reibereien mit Anbietern, welche ihre Macht ausspielen, nicht umgangen werden. Erst kürzlich reichten wir eine Anzeige bei der Wettbewerbskommission ein, weil Swisscom neue FTTH-Glasfaser­anschlüsse (Fiber to the home; letzte Meile; Anm. der Red.) anders baut als bisher und so den Breitbandwettbewerb verunmöglicht.
Quelle: Init7
Auch auf Twitter sprechen Sie oft über Ihre Unzufriedenheit hinsichtlich der Aktivitäten grösserer Anbieter. Gerade die Position und das Verhalten des Platzhirschs Swisscom hinsichtlich der Glasfaserausbreitung in der Schweiz und den «Peering-Knatsch» mit UPC kritisieren Sie stark. Worum geht es da?
Fredy Künzler: Kurz gefasst geht es darum, dass Internetanbieter respektive ihre Netze sich mit Peerings zusammenschalten, um so den Datenverkehr untereinander schnell und kostengünstig zu gewährleisten. Mit UPC hatten wir dazu eine Vereinbarung, die darauf beruhte, dass beide Partner dieses Peering zu Selbstkosten tragen. Als mit dem Corona-Lockdown wegen Homeschooling und Home Office mehr Datenverkehr entstand, wollte UPC die notwendigen Kapazitäts-Upgrades nur gegen Bezahlung realisieren, obwohl der Bedarf ja auf beiden Seiten gleichermassen entstand. Auf diese Erpressung haben wir uns nicht eingelassen. Gegen die Swisscom haben wir vor Bundesverwaltungsgericht letztinstanzlich einen ähnlich gerichteten Fall ge­wonnen – das Urteil hält übrigens fest, dass ein Breitbandprovider über ein technisches Monopol über seine Kunden verfügt: Je mehr Kunden ein Provider hat, desto grösser ist seine Macht. Und diese Macht wird und wurde immer wieder missbraucht, nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit.
Alle Ihre Angebote kosten Fr. 64.75 pro Monat, ob nun schnelles Fiber oder langsames Kupfer. Ist das hinsichtlich der massiven Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Technologien fair für den Kunden?
Fredy Künzler: Unglücklicherweise ist es so, dass der Kunde an seinem Standort meistens keinen Einfluss auf die Technologie hat. Wenn nur Kupfer verfügbar ist, können wir das nicht ändern. Die Produktionskosten eines Breitbandanschlusses sind nicht abhängig von der angebotenen Bandbreite – es ist darum unverständlich, dass die meisten Markt­begleiter nicht schon längst auf ein Konzept wie MaxFix eingeschwenkt sind.
Nicht nur reines Internet, sondern auch digi­tales TV gehört zu Ihrem Angebot – bei Ihren Internetprodukten ist dieses TV7 sogar standardmässig dabei.
Fredy Künzler: Und das ohne zusätzliche Kosten, mit siebentägiger Replay-Funktion. Ausserdem setzen wir auf Multiplattform­geräte und zwingen Kunden damit nicht, unnötig stromfressende Staubfänger-Settop-­Boxen zu kaufen. Unsere TV7-App läuft auf Apple TV und Android TV.
Sie setzen sich im Namen der Verbraucher für grösstmögliche Freiheit ein und stellen moderne, zukunftsorientierte Technologie vor Gewinn. «Wo es um Technologie geht, kommt es auf die Menschen an», schreiben Sie auf Ihrer Webseite unter «Soziales Engagement» und listen einige Projekte auf, die von Ihnen gesponsert werden. Wie sehen diese Sponsorings denn genau aus?
Fredy Künzler: Wir unterstützen verschiedene kulturelle und soziale Projekte. Dazu gehört unser Engagement beim FC Winterthur als Trikot-Co-Sponsor oder bei den Winterthurer Musikfestwochen. Wir fördern auch die Entwicklung von Open-Source-Programmen. Diese Art der Software-Verbreitung ist für eine faire digitale Welt unabdingbar.
Quelle: Shutterstock/Maximumm
Also stellen Sie sich gegen die übermächtigen Grossen und zeigen gleichzeitig Herz für die Schwächeren – würden Sie sich als «digitalen Robin Hood» bezeichnen?
Fredy Künzler: Ich bekam in den 20 Jahren, seit es Init7 gibt, schon viele Etiketten an­geheftet: «Mr. Glasfaser», «David gegen Go­liath», «Robin Hood» und bei Swisscom gelte ich als «Staatsfeind Nummer 1»… letztlich geht es darum, dass in der Telekommunika­tionsindustrie der Wettbewerb fair ist. Denn Wettbewerb beflügelt die Innovation und die Volkswirtschaft. Und für ein funktionierendes Miteinander ist die soziale Komponente unabdingbar.
Mehr Informationen und Verfügbarkeit prüfen unter www.init7.net.


Kommentare
Avatar
Masche
12.11.2020
Solange ich damit nicht telefonieren kann, für mich keine Alternative.