Shadow of the Colossus PS4 Remaster im Test
Kein schöner Sieg
Kein schöner Sieg
Hat der Spieler die Kolosse bezwungen, die Kraftsiegel am Kopf, dem Bauch oder Rücken zerstört, dann gehen diese mit peitschenden Blutfontänen und einem durchdringenden Krachen zu Boden. Es sind keine glorreichen Siege, die der Held erringt. Stattdessen sind es melancholische oder gar traurige Momente. Denn letztlich sind diese majestätischen Kreaturen zwar bedrohlich, aber unschuldig – sie haben nichts verbrochen, das ihren Tod rechtfertigt. «Shadow of the Colossus» regt an, darüber nachzudenken, was der Held im Spiel – und damit der Spieler selbst – zu opfern bereit ist, um zu bekommen, was er sich wünscht. Wander stellt das Leben eines toten Mädchens über 16 andere Leben. Dabei erhebt «Shadow of the Colossus» aber nie mahnend den Zeigefinger, sondern lässt die Spieler ihre eigenen Gedanken anstellen und Schlüsse darüber ziehen, was und warum sie es tun.
Zwischen acht und zwölf Stunden dauert es, alle Kolosse zu erlegen. Dabei sind es nicht nur die Kämpfe, die im Gedächtnis bleiben, sondern auch die Exkurse durch die mystischen Landschaften, die den Spieler immer wieder anhalten, staunen oder ein Foto machen lassen. Dafür bringt «Shadow of the Colossus», wie derzeit viele Playstation-4-Titel, einen eigenen Foto-Modus mit. Mit dem können Sie das Spielgeschehen einfrieren, Winkel, Schärfentiefe, Farbstimmung auswählen und dann ein Bild schiessen und abspeichern. Mit alldem ist das Remake von «Shadow of the Colossus» eine rundum gelungene Neuentwicklung, die dort Verbesserungen ansetzt, wo sie nötig und möglich sind, die Tugenden, aber auch Eigenheiten des Originals anerkennt, bestehen lässt und damit dessen Identität bewahrt. Das erlaubt es Fans, erneut in diese Odyssee einzusteigen und sie mit frischem Blick zu erleben. Aber ebenso können endlich auch Spieler das avantgardistische Kultwerk erfahren, denen es bisher versagt geblieben ist.
Fazit: Ein Kampf der Kolosse?
Die Playstation-4-Fassung von «Shadow of the Colossus» ist ein Remake, wie es sich die Spielergemeinde nur wünschen kann. Den Entwicklern ist es gelungen, die Essenz des Originals auf die neue Konsolengeneration hinüberzuretten und den technischen Rahmen aufzuwerten. Vor allem die Optik wurde mit Bedacht, aber vollumfänglich modernisiert. Wo vorher dröge Ödnis und schwammige Texturen herrschten, zeigen sich nun idyllische und farbenfrohe Landschaften. Die riesenhaften Kolosse wirken massiver, bedrohlicher, aber auch lebendiger und die Kämpfe hierdurch noch bedeutungsvoller. Beim Spielfluss wurde kaum eingegriffen – aber ein Schwierigkeitsgrad eingeführt, der es Einsteigern erleichtert. Auch die Steuerung ist leicht handlicher als zuvor, aber bietet dennoch immer noch das gleiche Gefühl wie dereinst – das auch mal verzweifeln lässt. Spieler, die den gefeierten Playstation-2-Titel bisher nicht erleben konnten, haben nun endlich die Chance, ihn nachzuholen. Das lohnt sich. Denn auch wenn nicht das gesamte Spiel auf der Höhe der Zeit sein mag, so sind die Geschichte, Atmosphäre und Philosophie von «Shadow of the Colossus» doch vollkommen zeitlos – was seinen Status als Meisterwerk zementiert.
Testergebnis
Extra-Schwierigkeitsgrad für Einsteiger, epochale Kämpfe, guter Foto-Modus
Komplexe Steuerung, zickige Kamera
Details: PS2-Remake für PS4, erhältlich ab dem 7.2.2018
Preis: Fr. 39.90
Infos:store.playstation.com/de-ch/product/EP9000-CUSA08809_00-SOTC000PSNPREORD
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