Der PC ist tot – es lebe der WC

Personal Computer arbeiten immer schneller, haben immer mehr Speicher und beeindrucken mit leistungsstarken Grafikkarten und Soundsystemen. Gleichzeitig verliert der PC seine Faszinationskraft immer mehr. "Der PC, der die digitale Revolution in den vergangenen 24 Jahren getragen hat, hat sich in etwas Langweiliges verwandelt", meint der einflussreiche Kolumnist des Wall Street Journal, Walter S. Mossberg.

Da hat er nicht Unrecht. Trotz Apple-mässigen Design-Spielereien und kommenden XP-Erfahrungen auf Luna und X-facher Freude am Planschen in Aqua befällt die Anwender das grosse Gähnen. Sie glauben den allzu schönen Zukunftsversprechungen der Industrie längst nicht mehr, haben gelernt, dass ihnen der PC eines nicht abnimmt: Das Arbeiten.

So steckt denn auch die auf ständig hohe Wachstumsrate getrimmte Computer-Industrie in einer Sinnkrise. "Die klassische PC-Industrie wird allmählich zur 'Old Economy' der Informationstechnologie", gesteht auch Compaq-Chef Michael Capellas ein. Obwohl neue Leistungsmerkmale von Programm-Paketen die PC-Besitzer nicht mehr automatisch zum Umstieg auf neue Systeme bewegen, hofft Michael Dell, Chef von Dell Computer, auf die Dynamik des Software-Marktes. Ein bisschen pathetischer sieht es Apple-Chef Steve Jobs. Er hatte auf der Fachmesse Macworld Expo sogar eine "Neue Goldene Ära" der PC-Industrie verkündet. "Der persönliche Computer ist nicht tot, er entwickelt sich weiter. Er steht im Zentrum einer vernetzten Welt des digitalen Lifestyles, dem dritten Goldenen Zeitalter der Computerindustrie."

Vorerst boomen aber im Gegensatz zu PCs mobile Geräte. Und der PC verliert schlicht und einfach seinen Rang als Statussymbol, wird zum WC degradiert, zum Working Computer. GHz- und MHz interessieren längst nicht mehr, sondern die schlichte Frage: Was tue ich, wenn die Kiste mal streikt? Wozu brauch ich sie überhaupt? Und wie verdiene ich am schnellsten Geld damit?