Es gehört einfach zu einer Fussballweltmeisterschaft dazu: das Tippspiel in der Firma oder im Kollegenkreis. Für ein paar Wochen werden dann alle plötzlich zu selbsternannten Fussballexperten – und es gibt schliesslich (fast) nichts Schöneres, als die neidischen Blicke der Kollegen nach einem Volltreffer oder das erhabene Gefühl, selbst die interne Tipprangliste anzuführen.

Wo früher noch ausufernd komplexe Excel-Sheets in mühsamer Handarbeit gezimmert werden mussten, ist heute dank unzähliger Tippspiele im Internet alles viel einfacher und komfortabler. Doch Tippspiel ist längst nicht gleich Tippspiel – in Funktionsumfang, Spielregeln, Komfort und Individualisierbarkeit gibt es grosse Unterschiede. Wir haben uns deshalb für Sie etwas umgeschaut und stellen einige der bekanntesten WM-Tippspiele im Detail vor, darunter auch jene von SRF.ch und Blick.ch.

Ach, ja: Ein Excel-Sheet stellen wir auch noch vor. Aber eines, das es in sich hat.

Link: http://kickprophet.com/#/tippspiel/wm-2014

Das WM-Tippspiel auf Kickprophet.com überzeugt mit einer übersichtlichen grafischen Oberfläche. Alle Vorrunden- sowie Finalspiele können auf einer Seite angezeigt werden, zusammen mit den Tabellen aller Gruppen. Tippt man ein Spiel, werden sofort die Auswirkungen des Resultats auf die Tabelle sowie die Finalspiele berechnet und angezeigt. Während eines Spiels werden die Live-Spielstände zusammen mit den aktuell theoretisch erzielten Punkten angezeigt.

Die Standardpunkteregeln lauten 4-3-2 (richtiges Ergebnis, richtige Tendenz und Tordifferenz, richtige Tendenz), können aber innerhalb von Tippgemeinschaften auch angepasst werden. Tippgemeinschaften können bis zu 120 Mitglieder umfassen. Bei Kickprophet.com werden immer die Endresultate getippt, also inklusive allfälliger Verlängerungen oder Penaltyschiessen.

Als Besonderheit gibt es einen Joker, der einmal pro Spieltag auf eine Partie gesetzt werden kann. Die bei diesem Tipp erreichten Punkte zählen dann doppelt. Weiter gibt es eine Reihe von Bonusfragen, die bis vor dem ersten Spiel beantwortet sein müssen. Dabei sind etwa die Gruppensieger gefragt, oder das Team, das den Torschützenkönig stellt.

Kickprophet.com verfügt auch über eine mobile Webseite ohne Flash, man kann also problemlos auch übers Handy Tipps abgeben.

Fazit: Grafisch ansprechend und dynamisch – Kickprophet.com bietet beste Voraussetzungen für eine spannende Tipprunde. Für zusätzliche Würze sorgt die Jokerregel. Die Punkteregel kann zwar angepasst werden, Quoten oder andere komplexere Regeln werden aber nicht unterstützt.

Link: http://www.kicktipp.de/

Das Tippspiel von Kicktipp.de bietet sehr viele Möglichkeiten und eignet sich damit vor allem auch für erfahrene Tipper. So gibt es beispielsweise auch die Möglichkeit, nach Quotenregeln zu spielen. Das bedeutet, dass ähnlich wie bei einer Wettbörse Quoten erstellt werden. Tippt man auf einen Aussenseiter und liegt damit richtig, gibt es mehr Punkte, als wenn man auf den klaren Favoriten tippt und dieser dann auch gewinnt. Das sorgt für mehr taktische Tiefe. In eigens erstellten Tipprunden (bis zu 300 Tipper) kann man aber auch nach normalen Regeln, sprich nach statischen Punkteregeln, oder im Toto-Modus (nur Tendenz) tippen. Die Standardpunkteregel lautet auch hier 4-3-2. Interessant ist die Möglichkeit, für die K.o.-Phase andere Regeln festzulegen als für die Gruppenphase. Ausserdem kann man in eigenen Tipprunden frei festlegen, ob die Resultate nach 90 Minuten oder die Endresultate (inklusive Verlängerung respektive Penaltyschiessen) gewertet werden sollen.

Zusätzlich zu den Tipprunden können sich auch bis zu 100 Tipper in Teams zusammentun. So können sie sich in der Teamwertung mit anderen Gruppen messen.

Optisch ist das Kicktipp.de-Tippspiel eher minimalistisch gehalten. Trockene, statische Tabellen ohne grafischen Schnickschnack sind hier angesagt. Schade: Tippabgabe, Spielplan und Tabellen sind jeweils auf separaten Seiten angelegt. Das könnte übersichtlicher gelöst sein. Zudem werden die Tabellen und der Spielplan nicht dynamisch aufgrund der getippten Resultate generiert.

Fazit: Wer gerne mit Quoten tippt, wird bei Kicktipp.de fündig. Auch sonst hat man hier sehr vielfältige Möglichkeiten, das Regelwerk nach dem eigenen Gusto anzupassen. Weniger gut gefallen uns hingegen die grafische Aufmachung sowie die statischen Spielpläne und Tabellen. Kicktipp.de richtet sich damit eher an Tippprofis.

Link: http://www.tipponline.ch

Maximal 50 Leute können sich für ein Tippspiel zusammentun. Die Oberfläche von Tipponline ist grafisch sehr schlicht gehalten und gewinnt keinen Schönheitspreis. Die Bedienung ist teilweise etwas umständlich. So muss man etwa jede Partie einzeln anklicken, um einen Tipp abzugeben. Tippabgabe und Ergebnisse sind voneinander getrennt. Eine Tabellenansicht der WM-Gruppen gibt es nicht.

Die Einstellungsmöglichkeiten für die Spielregeln halten sich in Grenzen. Immerhin kann die Punkteregel angepasst werden, standardmässig lautet der Schlüssel 3-2-1. Zudem können die Bonusfragen individuell konfiguriert werden, das heisst, man kann aus einem grossen Pool bestehender Bonusfragen auswählen und auch die Punktzahlen individuell festlegen.

Eine Besonderheit bei Tipponline.ch ist die Möglichkeit, die Einsätze und die Gewinnauszahlung zu verwalten (nur virtuell natürlich). Dabei kann man zwischen verschiedenen Verteilschlüsseln wählen (prozentual nach Punkten, nach einem fixen Prozentsatz oder nach fixen Beträgen).

Ebenfalls cool ist die Möglichkeit, die eigenen Tipps oder die Ergebnisse als Excel-File zu exportieren. Tipponline bietet zudem einen integrierten Chat, über den man sich mit anderen Mitgliedern des Tippspiels austauschen kann.

Fazit: Optisch und was den Bedienkomfort betrifft spielt Tipponline.ch nur in der zweiten Liga. Auch vermissen wir eine Anzeige der Vorrundentabellen. Was die Punkteregeln betrifft, sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Punkten kann Tipponline.ch dafür mit speziellen Funktionen wie der Gewinnverwaltung oder dem Excel-Export.

Link: www.srf.ch/fifawmtippspiel

Auch das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) wird wieder mit einem WM-Tippspiel am Start sein. Dieses ist sehr ähnlich aufgebaut wie schon das Champions-League-Tippspiel. Wer am Tippspiel teilnimmt, nimmt automatisch auch am öffentlichen Spiel teil. Private Tipprunden können nicht eröffnet werden. Man kann sich zwar zu Tippgruppen zusammenschliessen, das hat aber abgesehen davon, dass man alle Gruppenmitglieder im Blick hat und sich so besser mit Kollegen messen kann, keinen Einfluss auf das Spiel.

Entsprechend gibt es auch keine Möglichkeit, die Tipp- und Punkteregeln anzupassen. Anders als bei den meisten Tippspielen wird beim SRF-Tippspiel neben dem richtigen Resultattipp, der natürlich am meisten Punkte bringt, nicht die Tendenz gewertet, sondern die Anzahl erzielter Tore jeder Mannschaft. Hat man also beispielsweise 2:0 getippt und das Spiel endet 2:4 gibt es dennoch Punkte für die richtige Anzahl Tore der ersten Mannschaft. Getippt werden die Resultate nach der regulären Spielzeit respektive einer allfälligen Verlängerung (ohne Penaltyschiessen). Bonustipps gibt es beim SRF-Tippspiel nicht.

Wie schon beim CL-Tippspiel können sich die Spieler wieder mit den SRF-Experten messen. Für die WM sind dies Alain Sutter, Beni Huggel und Ratinho. Auch drei Promis sind mit von der Partie. Zudem können die Teilnehmer hier sogar etwas gewinnen. Und zwar als Hauptpreis Tickets für das Qualifikationsspiel zur EM 2016 zwischen der Schweiz und England sowie als weitere Preise Super-League-Tickets.

Fazit: Das SRF-Tippspiel ist unkompliziert und übersichtlich und eignet sich damit auch bestens für Tippneulinge. Im Zentrum steht der Wettbewerb um den Gesamtsieg. Für private Tippgruppen eignet sich das Tippspiel eher weniger, da keine eigenen Regeln gemacht werden können.

Link: www.blick.ch

Das WM-Tippspiel von Blick.ch wird erst am 6. Juni aufgeschaltet. Es wird sehr ähnlich funktionieren wie jenes von SRF. Das heisst, es gibt auch hier nur eine globale Tipprunde, an der alle teilnehmen. Entsprechend sind die Punkteregeln fix, die Verteilung lautet 12-6-3. Volltreffer werden hier also sehr stark gewichtet. Getippt wird wie beim SRF-Spiel das Resultat nach der offiziellen Spielzeit (inklusive Verlängerung, ohne Penaltyschiessen). Als kleine Besonderheit wird es beim Blick-Spiel noch ein Orakel geben. Wenn man diesem traut und damit richtig liegt, gibt es Bonuspunkte.

Praktisch: Wer für bevorstehende Spiele noch keine Tipps abgegeben hat, erhält eine Erinnerung. Wer will, kann sich zwar zu Tippgruppen zusammenschliessen, was aber nur organisatorischen Charakter hat. Im Unterschied zum SRF-Tippspiel gibt es bei Blick Bonustipps (z.B. Wer steht im Final, wer wird Weltmeister?), die vor Beginn der WM getippt werden müssen.

Auch beim Blick-Tippspiel wird man etwas gewinnen können. Was genau, konnte man uns auf Anfrage noch nicht verraten. Auch Screenshots aus dem Tippspiel wollte Blick noch nicht rausrücken, aus diesem Grund haben wir hier stellvertretend den interaktiven WM-Spielplan von Blick.ch abgebildet.

Fazit: Das WM-Tippspiel von Blick.ch konnten wir zwar noch nicht live ausprobieren, wir gehen aber davon aus, dass es ähnlich einfach aufgebaut sein wird wie jenes vom SRF. Auch hier gibt es nur ein zentrales Spiel, private Tippgruppen mit eigenen Regeln sind nicht möglich. Welches der beiden Tippspiele einem mehr zusagt, hängt vor allem von den Punkteregeln ab. Bei Blick werden Volltreffer überdurchschnittlich stark gewichtet, was im Endeffekt für einen erhöhten Zufallsfaktor sorgt. Für zusätzliche Anreize sorgen die Duelle mit bekannten Experten und Promis sowie Preise.

Link: http://www.hexceler.de/wm2014/index.html

Vielleicht möchten Sie ja trotz all der tollen Webdienste Ihre Tipps lieber weiterhin in einem Excel-Sheet abgeben – und sei es nur aus nostalgischen Gründen. Für diesen Fall haben wir auch noch etwas für Sie. Das Excel-Tippspiel «WM 2014 XXL» von Thomas Günther zeigt auf eindrückliche Art und Weise, was man mit Excel alles machen kann. Das Excel-File strotzt nur so von Statistiken und Konfigurationsmöglichkeiten. Trotz allem sind Spielpläne und Tippabgabe auch noch optisch ansprechend und übersichtlich gestaltet. Getippte Resultate werden dynamisch in die Tabellen einberechnet.

Der Clou: Bis zu 500 Spieler können sich in ein und demselben Excel-File eintragen und ihre eigenen Tipps abgeben. Diese können kennwortgeschützt werden, damit niemand sonst Einsicht darin hat. Da immer nur ein Spieler gleichzeitig Änderungen am Excel-Sheet vornehmen kann, lassen sich Tipps auch über externe Tippformulare erfassen und danach ins Haupt-Sheet importieren. Die Aktualisierung der Resultate wird über Aktualisierungsdateien bewerkstelligt, die der Entwickler auf der Webseite laufend bereitstellt.

Die Einstellungsmöglichkeiten sind enorm umfangreich. Punkte- und Wertungsregeln können fast nach Belieben angepasst werden. Auch komplexe Zusatzregeln und Funktionen wie Handicapwetten oder Elfmeterwetten können auf Wunsch aktiviert werden. Dazu können zahlreiche Bonustipps eingerichtet werden.

Als nette Dreingabe wartet das Excel-Sheet sogar noch mit unzähligen Turnierstatistiken (Torschützenliste, Kartenstatistik etc.), den gesamten WM-Qualifikationsergebnissen sowie einer WM-Datenbank auf, die bis 1930 zurückreicht.

Fazit: Excel-Sheets sind ein alter Hut? Weit gefehlt! Keiner der Online-Tippdienste bietet derart umfangreiche Statistiken und ein so vielseitiges Regelsystem wie die vor Makros strotzende Tabellenkalkulation von Thomas Günther. Systembedingte Nachteile sind das manuelle Aktualisieren der Ergebnisse sowie das etwas umständliche Bearbeiten von Tipps bei vielen Spielern.