Schweizer Musikmarkt 2021 22.02.2022, 12:15 Uhr

Schweizer Musikmarkt wächst so stark wie seit den 90er-Jahren nicht mehr

Audio- und Videostreaming erweist sich als Wachstumsmotor und Vinyl ist so populär wie seit 30 Jahren nicht mehr. Beim Download und den restlichen physischen Tonträgern sieht es weniger rosig aus.
Die verzeichneten Musikverkäufe von 2000 bis 2021
(Quelle: IFPI Schweiz)
Letztes Jahr wurden im Schweizer Tonträgermarkt 215,3 Millionen Franken umgesetzt, wie der Branchenverband der Musiklabels IFPI Schweiz in einer Mitteilung schreibt. Das sind 10,5 Prozent mehr als im Vorjahr – und ist das stärkste Wachstum seit 1993.
Als Wachstumsmotor nennt IFPI Schweiz das Streaming-Segment. Die Umsätze aus Audio- und Videostreaming legen weiterhin deutlich zu, um 19 Prozent auf 176,7 Millionen Franken. Damit tragen sie laut IFPI 82 Prozent zum Gesamtmarkt bei.
Dem Communiqué zufolge ist der Umsatz mit werbefinanziertem (Ad-funded) Streaming mit 18,1 Millionen Franken mittlerweile grösser als das Downloadgeschäft. Dort ist weiterhin ein Rückgang zu verzeichnen (-27 Prozent auf 13,2 Millionen Franken). Erstmals wurden die Umsätze aus Social-Media-Plattformen wie Facebook oder Instagram aufgenommen, was das Wachstum beim werbefinanzierten Streaming verstärke. Insgesamt sei das Digitalgeschäft gegenüber 2020 um 14 Prozent auf 190,5 Millionen Franken gewachsen.
Marktanteil pro Sektor für 2021
Quelle: IFPI Schweiz

Spotify behandelt Schweizer Musik «stiefmütterlich»

Laut Branchenverband behandelt der Musikstreamingdienst Spotify den Schweizer Musikmarkt «stiefmütterlich». «Die pandemiebedingte Ungewissheit dauerte im Live-Sektor auch 2021 an und hat für Musikschaffende die Abhängigkeit von Einnahmen aus dem Streaming-Geschäft weiter akzentuiert. Verglichen mit anderen europäischen Märkten, welche kleiner sind als der hiesige, erfährt der Schweizer Markt vom Marktführer Spotify jedoch eine stiefmütterliche Behandlung. Es werden kaum Ressourcen für die Kuratierung des hiesigen Angebots bereitgestellt», kommentiert Lorenz Haas, Geschäftsführer IFPI Schweiz auf der Webseite. Dieser Zustand verhindere auf lange Sicht eine Weiterentwicklung des Schweizer Musikschaffens. «Wir fordern deshalb, dass Spotify die Schweizer Musikschaffenden auf der Plattform besser sichtbar macht und in das Angebot integriert.»

Vinyl: So populär wie seit 30 Jahren nicht mehr

Auch 2021 ist der Umsatz aus Verkauf von CDs und anderen physischen Tonträgern wieder deutlich gesunken (-10 Prozent auf 24,9 Millionen Franken). Eine Ausnahme gibt es: Mit Vinyl-Langspielplatten wurden im vergangenen Jahr 4,8 Millionen Franken umgesetzt. Das entspricht einem Wachstum von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie IFPI Schweiz schreibt, ist dies zudem der höchste Vinyl-Umsatz seit 1991 (10,7 Mio.). Dennoch macht der Verkauf von Vinyl lediglich 19 Prozent der physischen Tonträger im Gesamtmarkt aus.
IFPI Schweiz ist der Branchenverband der Schweizer Musiklabels mit rund 40 Mitgliedern, die gemeinsam über 90 Prozent des Schweizer Musikmarkts repräsentieren. Der Verband setzt sich für die Stärkung der Musik als wichtiger Kultur- und Wirtschaftsfaktor sowie die Weiterentwicklung des nationalen und
internationalen Urheber- und Leistungsschutzrechts ein.



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