Kommentar
20.08.2014, 07:41 Uhr
Milchkuh statt König
Die Pläne von Postfinance muten seltsam an. Der Kunde wird immer mehr zur Milchkuh, meint Sascha Zäch.
Die PostFinance möchte wie jedes Unternehmen neue Geschäftsfelder erschliessen. Das ist legitim. Sie will damit auch Geld verdienen. Das ist nur vernünftig. Doch in einer Anbieter-Kunden-Beziehung müssen beide Seiten profitieren. Und hier neigt sich die Waagschale immer mehr Richtung PostFinance.
Bereits die Einführung der Mobile-ID im letzten Jahr hatte etwas Dreistes: Der Kunde kann sich damit endlich ohne Kartenleser einfach und bequem unterwegs einloggen, dieser Komfort kostet ihn aber 18 Franken im Jahr – so viel wie die Jahreszinsen auf einem durchschnittlichen Privatkonto. Obwohl der Kunde mit dem E-Banking der PostFinance eine Menge Arbeit abnimmt. Mittlerweile beträgt die Jahresgebühr für die Mobile-ID übrigens nur noch 4 Franken. Was wohl der Grund für die drastische Änderung war?
Und jetzt möchte die PostFinance mit unseren Daten Geld verdienen. Ob ich das will oder nicht, kann ich – anders als bei der Mobile-ID – nur bedingt entscheiden. Wer den E-Banking-Service von PostFinance nutzt, muss den neuen Vertragsbedingungen zustimmen. Sonst werde ich ausgesperrt. Zumindest soll man nachträglich das Rabattprogram deaktivieren können. Also alles halb so schlimm? Schliesslich ist es zum Nutzen der Kunden: Ich profitiere ja von Rabattangeboten. Aber zu welchem Preis? Die PostFinance sammelt munter Informationen zu meinem Kauf- und Finanzverhalten, wertet diese aus und lässt sie sich mit Werbung vergolden. Ich habe nichts davon, ausser dass ich mir künftig beim E-Banking Werbung ansehen muss und vielleicht einmal bei einer Aktion Geld spare. Solche persönlichen Daten sind viel mehr wert. Es bleibt das Gefühl, dass der Kunde nicht mehr König, sondern nur noch die Milchkuh ist. Oder um es mit den Worten von Polo Hofer zu formulieren: «Bin i Gopfriedstutz e Kiosk? Oder bin ich öppe e Bank?» Es scheint so.
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