News 16.04.2013, 08:56 Uhr

LTE und Co.: die wahren Energiesünder

Nicht Rechenzentren sind die grossen Stromverbraucher, sondern Mobilfunknetze wie LTE. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die sich mit dem Stromverbrauch des Cloud-Ökosystems befasste.
Über den Stromverbrauch von Rechenzentren wird viel diskutiert, Firmen sind bemüht, diese nach Möglichkeit mit erneuerbaren Energien zu betreiben und möglichst effizient zu kühlen. Facebook z.B. baute aus diesem Grund eigens ein neues Rechenzentrum nahe dem Polarkreis im schwedischen Luleå.
Stromfresser Funknetzwerke
Allem Anschein nach wird die Diskussion über energieeffiziente Rechenzentren aber überbewertet. Vielmehr sollte über den Strom diskutiert werden, den die Funknetzwerke dieser Welt benötigen. Zu diesem Schluss kommt die Studie «The Power of Wireless Cloud» (PDF) vom CEET (Centre of energy-efficient telecommunications) der Universität Melbourne. Die Studie betrachtet den Stromverbrauch der sogenannten «Wireless Cloud» gesamtheitlich und bezieht dazu eben auch die Mobilfunknetze in die Kalkulationen mit ein. Denn: Cloud-Dienste – dazu zählen beispielsweise Facebook, Google oder die Amazon Web Services (AWS) –werden immer häufiger über mobile Geräte und damit auch über mobile Funknetze genutzt.
In Zahlen ausgedrückt: Am gesamten Stromverbrauch der Wireless Cloud nehmen die Funknetzwerke bis zu 90 Prozent ein. Zu diesen Netzwerken zählt das CEET nicht nur Mobilfunknetze wie LTE, sondern auch WLAN-Zugangspunkte. Nur 9 Prozent des Gesamtverbrauchs gehen hingegen zulasten der Cloud-Rechenzentren. Und: Es wird immer mehr Strom zum Betreiben der Mobilfunknetze benötigt.
Die Wissenschaftler des CEET haben errechnet, dass der gesamte Stromverbrauch der Wireless Cloud von 9,2 TWh (Terawattstunden) im Jahr 2012 auf 32 bis 43 TWh im Jahr 2015 ansteigen wird – eine Zunahme von bis zu 460 Prozent. Mehr als die Hälfte des gesamten Stromverbrauchs geht dabei aufs Konto der Mobilfunknetze wie 4G (LTE).
Kein Wunder: 2017 wird es laut Cisco 5,2 Milliarden Mobile-Nutzer auf der Welt geben, das sind rund 1 Milliarde mehr als heute. Der mobile Datenverkehr soll bis dahin gar um das 13-Fache ansteigen, auf über 11 Exabyte pro Monat. Und fast die Hälfte davon wird über 4G-Netze abgewickelt.
Swisscom: LTE-Antennen sind energieeffizienter
Dass die Mobilfunknetze in der Tat stromhungrig sind, bestätigte uns auch Swisscom. Am Gesamtstromverbrauch des Unternehmens von 430 GWh (Gigawattstunden) im vergangenen Jahr hatte die Infrastruktur für das Mobilfunknetz einen Anteil von rund 20 Prozent. Der Stromverbrauch sei in den letzten Jahren durch den Netzausbau gestiegen, so Swisscom-Sprecher Olaf Schulze. «Durch die aktuelle Erneuerung all unserer Mobilnetzausrüstungen mit neuer Hardware-Technologie wird aber eine Stromreduktion erreicht.»
Zwar ist der Stromverbrauch der neuen LTE-Antennen laut Swisscom ungefähr vergleichbar mit den 3G-Antennen. Die Energieeffizienz sei bei den LTE-Antennen aber besser, sprich es können mehr Daten im Verhältnis zum Stromverbrauch übertragen werden.
Nebst dem Bekenntnis zu erneuerbaren Energien (Swisscom bezieht 100 Prozent seines Stroms aus solchen) will der Schweizer Telekomriese deshalb im Zeitraum von 2010 bis 2015 die Energieeffizienz um 20 Prozent steigern.



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