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09.12.2002, 17:30 Uhr
Symlink steigt ins dritte Jahr: Ein Grund zum Feiern
Das Schweizer Portal Symlink nimmt sein drittes Jahr in Angriff. Die Symlink-Macher befassen sich mit Open Source, Linux, dem Einfluss der Politik auf die IT und Datenschutz – alles unentgeltlich. Eine persönliche Würdigung.
Symlink lebt von der Mitarbeit der Leser, ihren Kommentaren und Meinungen. Da liegt es in der Natur der Sache, dass Interessierte immer wieder auf Beiträge stossen, die sie zuvor nirgendwo sonst in der Schweizer Presse finden. Es ist mir schon mehrere Male aufgefallen, dass Artikel in der Tages- und Online-Presse Symlink als Quelle nutzten - wenn auch oft ungenannt.
Angefangen mit Symlink hat im Grunde alles mit dem Vorbild Slahshdot [3] . Einige Informatik-Freaks vorwiegend aus dem schweizer Hochschul-Umfeld (z.B. ETH Zürich [4] ) teilten ihre Begeisterung für Open Source und Linux [5] mit der Schweizer Linux Group (LUGS) [6] . Symlink ist zudem eng mit Mitgliedern vom Verein trash.net [7] vernetzt, dessen Ziel es ist, der Kommerzialisierung des Internets entgegenzuwirken, sowie der SIUG [8] (Swiss Internet User Group). SIUG kennen Sie vielleicht durch die jährliche Durchführung der BigBrother-Awards [9] . In diesem Umfeld kam die Idee eines Newsportals auf, das im Stil Slashdot ähnlich sein soll.
Slashdot ist ein Portal in den USA, das vor etlichen Jahren entstand und heute einen festen Bestandteil der IT-Szene weltweit ist. Slashdot ist bereits derart wichtig, dass sich in der englischen Sprache der Begriff "slashdotted" einbürgerte. Veröffentlicht Slashdot eine News mit Linkangabe, kommts des Öftern vor, dass der Server, auf den der Link verweist, innert Kürze hoffnungslos überlastet ist - der Server wurde "geslashdotted". Alleine aus dem Grund, weil zu viele Slashdot-Leser zur gleichen Zeit zu dem Link surften... So weit ist es mit Symlink natürlich nicht und das ist wohl auch kein Ziel.
Wie erwähnt steht die Schweizer Linux Group, eine Vereinigung, die für jedermann offen ist, der sich mit Linux befassen will, stark hinter Symlink. Etliche Mitglieder dieses Vereins leisten täglich Gratisarbeit an ihrem "Baby" Symlink. Sie werden vielleicht denken "Linux, Open Source - interessiert mich nicht". Sie haben aber nur teilweise Recht. Es ist zwar durchaus so, dass für viele Leute etliche dort veröffentlichte Beiträge nicht auf Anhieb verständlich sind, wenn man keine Ahnung von Linux oder Open Source hat. Das heisst aber nicht, dass Leute, die primär Windows benutzen, nicht von Symlink profitieren könnten. Ein Blick über den Gartenzaun hat noch niemandem geschadet. Und wer sich für die politischen Komponenten der Schweizer Informations-Kultur interessiert (und wer tut das nicht?), kommt auch mit Windows auf seine Kosten - seien es "nur" schon die Infos über Microsofts Aktivitäten.
Nun, Sie denken vielleicht, dass Symlink wieder so ein "Spinner"-Projekt mehr ist, das nur für und um seiner selbst Willen existiert. Falsch gedacht. Dies zeigt nur schon die Beachtung, welche Symlink z.B. vom deutschen Wochen-Magazin "Der Spiegel" geschenkt wurde. Im Zusammenhang mit den Anschlägen aufs World Trade Center und der Veröffentlichung von E-Mail-Accounts mutmasslicher Al-Quaida-Sympathisanten wurde Symlink für einen Spiegel-Online-Artikel zur Primärquelle. Das mag in der auch heute noch akuten Terror-Hysterie zwar nicht für die Qualität von Symlink sprechen. Es ist aber nicht abzustreiten, dass gerade im Datenschutz-Bereich eine der Stärken von Symlink liegt - dank engagierten Symlink-Lesern. Durch die relativ engen Verbindungen zu Schweizer Hochschulen finden Sie auch immer wieder Nachrichten direkt aus der hiesigen Forschung - oder wenn die ETH und Sun Versprechen brechen, wie im Fall des Blade-Skandals [10] .
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass hinter diesem Nachrichten-Portal lauter journalistische Amateure stehen, die das ganze Projekt unentgeltlich führen, wird bald klar, welche Leistung da vollbracht wird. Und wenn ich jetzt den Bogen noch ein wenig weiter spannen darf: wie war das noch mit der Theorie von einem der bekanntesten (und streitbarsten) Open-Source-Verfechter Eric S. Raymond [11] in seinem Buch "The Cathedral and the Bazaar" [12] ? Behauptete er nicht, dass ein Betriebssystem, das zentral programmiert werde (wie z.B. Microsofts Windows [13] ) einem dezentral strukturierten Betriebssystem (wie z.B. Linux) unterlegen sei? Und wie ist Symlink organisiert? Ja, Sie merken, worauf ich hinaus will. Ohne die dezentrale Struktur wäre Symlink wohl nicht das, was es heute ist. Symlink ist eine Bereicherung für die ganze Schweizer IT-Szene. Natürlich auch darum, weil in der hiesigen Fachpresse bisher immer noch kein Print-Produkt existiert, das sich mit Open Source und Linux beschäftigt. Ich hoffe sehr, dass Symlink noch lange nicht der "Schnauf" ausgeht - auch ohne "gesymlinkte" Webseiten. Chapeau.
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