Kommentar
30.05.2003, 09:00 Uhr
Das Freitagsbit: Der Fenstersturz in München
Die WWKolumne
Die Entscheidung [1] der Münchner Stadtverwaltung, ihre 14'000 PCs künftig mit dem Gespann Linux/OpenOffice auszurüsten, mit dem Fall der Berliner Mauer zu vergleichen, ist etwas gewagt. Doch in der Euphorie entfährt einem so manch unpassende Analogie. Dem Chef der deutschen Linux-Distributorin Richard Seibt sei es darum verziehen.
Eigentlich ist es ja genau umkehrt: München will sich vom Quellcode-Kapitalismus abwenden und dem Opensource-Kommunismus den Vorzug geben. Microsoft schmollt. Und hat keinen Grund dazu, denn aggressives Auftreten im Markt führt letztlich immer zu einer Gegenreaktion. Wenn Microsoft ideologische Gründe vermutet, liegt sie damit ebenso richtig wie falsch. Im Grunde reguliert sich der Markt nur selbst, ruft eine extreme Marktmacht eine andere ins Leben. Die Ideologie des maximalen Profits wird durch eine Ideologie der maximalen Transparenz ergänzt.
Stadtverwaltungen, Firmen und Private haben heute die Wahl zwischen mehreren guten und stabilen Produkten für die Software-Bestückung ihrer PCs. Linux und Windows XP sind grundsätzlich ebenbürtige Konkurrenten geworden. Was Linux noch fehlt, sind aktuelle Treiber. Doch das ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit.
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