Der tiefe Fall des Krypto-Wunderkinds

Beispiellose Situation

Was die Ex-Führungsriege um FTX-Gründer Bankman-Fried veranstaltet habe, sei schlicht «inakzeptabel». Ray hat 40 Jahre Erfahrung mit der Sanierung von Firmen, er war unter anderem nach der historischen Pleite des US-Konzerns Enron mit dessen Abwicklung betraut gewesen. Bei FTX habe die «Kontrolle in den Händen einer sehr kleinen Gruppe von unerfahrenen, naiven und womöglich kompromittierten Personen» gelegen, führte Ray in seinem ersten Lagebericht an das Insolvenzgericht aus. Die Situation sei «beispiellos», klagte der Sanierungsexperte. Bankman-Fried bezeichnete die Insolvenz derweil als seinen grössten Fehler und beschuldigte Ray, den Konzern «niederbrennen» zu wollen.
Ausserdem droht sich ein Konflikt zwischen dem Insolvenzverwalter und Behörden auf den Bahamas zuzuspitzen, der eine geregelte Abwicklung und Sanierung von FTX erschweren könnte. So beschuldigte die Wertpapieraufsicht des Karibikstaats Ray am Dienstag erneut, falsche Angaben zur vorgefundenen Situation zu machen. Der neue FTX-Chef scheine sich nicht um die Fakten zu kümmern, es gehe ihm darum, «Schlagzeilen zu machen und fragwürdige Agendas voranzutreiben». Im Kern geht es bei dem Streit um angebliche Absprachen zwischen SBF und der Aufsicht auf den Bahamas zu Mitteln aus der Insolvenzmasse. Noch bevor FTX Gläubigerschutz in den USA beantragte, hatten die Behörden auf den Bahamas Firmenvermögen von FTX eingefroren und einen eigenen Konkursverwalter zu Abwicklung des Unternehmens bestellt.
Der neue FTX-Chef Ray machte Bankman-Fried und der Aufsicht auf den Bahamas bei einer US-Kongressanhörung am Dienstag abermals schwere Vorwürfe. Auf Nachfrage eines US-Abgeordneten bestätigte er, dass es nach dem Insolvenzantrag in den USA unautorisierte Transaktionen gegeben habe und Gelder damit wohl dem US-Konkursverfahren entzogen wurden. Ein Teil dieser Mittel sei gehackt, ein Teil mit Hilfe von ehemaligen FTX-Mitarbeitern an Behörden auf den Bahamas transferiert worden. Ray erklärte ausserdem, dass Kunden auf der Insel noch mehr als 100 Millionen Dollar von der Handelsplattform abziehen konnten, während Konten in den USA und anderswo auf der Welt gesperrt waren.


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