Kommentar
01.12.2022, 08:00 Uhr
Das TCS-Benzinpreis-Radar ist ein guter Anfang
In den vergangenen Monaten schwankten die Benzin- und Dieselpreise stark. Der TCS hat ein Benzinpreis-Radar lanciert, das die günstigste Tankstelle in der Nähe anzeigt. Das hält die Autorin davon.
Als die Benzinpreise hierzulande zu steigen begannen, bewegte sich auch etwas in der Schweiz. Die höheren Treibstoffpreise sorgten für eine Reihe an Vorstössen im Parlament. Die Motion von Pirmin Bischof (EVP) fordert einen Preisrechner nach österreichischem Vorbild. In Österreich gibt es seit 2011 das Projekt spritpreisrechner.at. Im Unterschied zur Schweiz sind Tankstellenbetreiber in Österreich durch das Preistransparenzgesetz verpflichtet, Preisänderungen bei Superbenzin 95 und Dieselkraftstoff zu melden und umgehend in die Preistransparenz-Datenbank einzutragen. Das wäre meiner Meinung nach auch in der Schweiz zu begrüssen.
Partizipatives Tool vom TCS
Dem schweizerisch-gemütlichen politischen Prozess zuvorgekommen ist nun der TCS. Der Touring Club Schweiz hat Ende November das Online-Tool TCS-Benzinpreis-Radar lanciert (PCtipp berichtete). Die Idee: Autofahrerinnen und -fahrer sollen dadurch schnell herausfinden, wo sie am günstigsten tanken können. Nutzerinnen und Nutzer sollen das kostenlose und partizipative Tool unter tcs.ch/benzin aktuell halten. Das Positive: Alle können mitmachen. Allerdings wird die Verantwortung so natürlich auch auf Privatpersonen abgewälzt. Das Tool umfasst derzeit über 3000 Marken-Tankstellen und mehrere hundert unabhängige Tankstellen.
Der Preisüberwacher, Stefan Meierhans ist allerdings nicht ganz glücklich damit. Er sieht Probleme bei der vom TCS gewählten Methodik und befürchtet statt sinkender Benzinpreise durch Transparenz einen gegenteiligen Effekt, wie er gegenüber «Blick» sagt. Der TCS zeigt nicht nur die günstigste Tankstelle in der Nähe an, sondern alle. Und das könnte es Tankstellen noch leichter machen, zu sehen, dass andere teurer sind und sie dazu bewegen, den Preis zu erhöhen.
Während in Österreich Tankstellenbetreiber rechtlich verpflichtet sind, die Preise den Behörden zu melden, passiert dies beim TCS-Tool auf freiwilliger Basis – und zwar durch die Konsumentinnen und Konsumenten. Ein sich daraus ergebender Preisanstieg sei nicht erweisen, so der TCS auf Anfrage von PCtipp. Solange keine gesetzlichen Rahmenbedingungen in der Schweiz existieren, sei eine Änderung für die Erfassung der Benzin- und Dieselpreise nicht vorgesehen. Ob die Nutzerinnen und Nutzer über längere Zeit fleissig mitmachen, wird sich zeigen. Das Tool ist einfach zu bedienen und nach meiner Erfahrung auch in ländlichen Gebieten hilfreich. Ich sehe das so: Besser als nichts ist es allemal. Bis dann vielleicht – so in 5 Jahren – mal eine staatliche Plattform kommt. Vielleicht.
TCS-Übersicht
Benzinpreise in der Schweiz
Ein Liter Bleifrei 95 kostete am 9. November 2022 noch 1.96, Bleifrei 98 Fr. 2.08 und Diesel Fr. 2.24. Der aktuelle Benzin- und Dieselpreis in der Schweiz beträgt Fr. 1.81 für Bleifrei 95, Fr. 1.93 für Bleifrei 98 und Fr. 2.20 für Diesel, so der Touring Club Schweiz (Stand: 30.11.22). Wenn Sie diesen Kommentar aus Deutschland oder Österreich lesen: Der TCS listet auch die Benzin- und Dieselpreise in Europa auf.
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