News 08.03.2012, 09:36 Uhr

iPad 3: 4 x so schnell wie Transformer Prime?

Apple hält sich traditionell mit technischen Details zu seinen Geräten zurück. Stattdessen spuckt man lieber grosse Töne: Das neue iPad soll die vierfache Grafikleistung des Nvidia Tegra 3 haben, der in aktuellen High-End-Android-Tablets arbeitet.
In Sachen Produktepräsentationen macht Apple ja kaum einer was vor. Was man dabei jedoch gerne unterschlägt, sind die technischen Spezifikationen der neuen Geräte. Schliesslich können die meisten Käufer ja ohnehin nichts damit anfangen. Wir aber schon, deshalb wollen wir einen etwas genaueren Blick auf die Hardware des iPad 3 (oder wie es auch immer heissen soll) werfen.
Apple hat bei der Präsentation des neuen Tablets insbesondere die Grafikleistung hervorgehoben. So soll der im neuen iPad verbaute Chip die vierfache Grafikleistung des Nvidia Tegra 3 erreichen - der beispielsweise im Asus Eee Pad Transformer Prime arbeitet. Um zu verstehen, wieso diese Aussage sehr gewagt ist, muss man die technischen Einzelheiten kennen. Bei Nvidias Tegra 3 handelt es sich um ein sogenanntes System-on-a-Chip (SOC). Dieses beinhaltet einen Vierkernprozessor sowie einen Grafikchip mit nicht weniger als 12 Rechenkernen.
Der A5X im Detail
Doch jetzt zum neuen iPad. Dort arbeitet ein SOC namens A5X. Dabei handelt es sich um einen aufgebohrte Variante des A5-Chips, der bereits im iPad 2 arbeitete. Die Fakten: Der Prozessor verfügt weiterhin über nur zwei Prozessorkerne. Das dürfte für einige, die einen Vierkernprozessor erwartet haben, eine Enttäuschung sein. Laut Analysten war dies aber wohl die richtige Entscheidung. Denn ein Grossteil der aktuellen Apple-Software wäre gar nicht in der Lage, vier Rechenkerne richtig auszunutzen. Zur Taktfrequenz hat Apple keine Angaben gemacht, diese dürfte aber ähnlich ausfallen wie beim A5 (1 GHz).
Aufgebohrt wurde hingegen der integrierte Grafikchip, der neu über vier Kerne verfügt. Zusammengefasst hat das Tegra 3 von Nvidia also doppelt so viele CPU-Kerne und dreimal so viele Grafikkerne bei vergleichbaren Taktfrequenzen. Und dennoch soll Apples neuster Streich nach eigenen Angaben viermal so schnell sein in der Grafikleistung?
Eigentlich schwer zu glauben, aber Benchmark-Tests haben gezeigt, dass bereits Apples A5, also der Chip vom iPad 2, zum Teil deutlich schneller ist als Nvidias neuerer und formal stärkerer Tegra 3. In einzelnen Benchmarks wurde gar die doppelte Leistung erreicht. Das bedeutet: Sollte der neue A5X wirklich die doppelte Grafikleistung bieten wie der A5, könnte sich Apples Aussage tatsächlich bewahrheiten.
Ein Grund für die deutlich aufgebohrte Grafikleistung des A5X liegt in der immens hohen Auflösung des iPad-3-Bildschirms. Die Berechnung von rund 3 Millionen Pixeln, die sich aus der Auflösung von 2048 x 1536 Pixeln ergeben, erfordert Rechenpower. Und, wie Apple bei der Präsentation des neuen Tablets zeigte, will man das iPad in Zukunft noch mehr als tragbare Spielkonsole auslegen. Die aufwendigen 3D-Spiele wie Infinity Blade profitieren freilich am meisten von der aufgemotzten Grafikleistung.
Auf der nächsten Seite: Was Nvidia dazu meint

Was Nvidia dazu meint

Nvidia: «eine willkürliche Aussage»
Und was meint Nvidia, Grafikkartenspezialist und Hersteller des angeschwärzten Tegra-3-Chips, zu Apples Kampfansage? «Für den Moment ist das eine sehr willkürliche Aussage», sagte ein Nvidia-Sprecher gegenüber ZDnet.com. Schliesslich hätte Apple keinerlei detaillierte Benchmark-Informationen veröffentlicht. Somit lassen sich ihre Aussagen derzeit weder be- noch widerlegen. Ausserdem sind Benchmark-Resultate von einer ganzen Reihe an Faktoren abhängig – etwa, um welchen Benchmark es sich handelt, welche Treiber verwendet werden etc. Hersteller nutzen in der Regel Benchmark-Konstellationen, die ideal auf ihre Hardware zugeschnitten sind, um mit den Resultaten zu protzen. Um Apples Aussagen zu überprüfen, wird Nvidia sobald als möglich ein neues iPad ergattern und in internen Tests eruieren, wie schnell das Ding wirklich ist.
A5X im nächsten iPhone?
Gewissheit, wie schnell Apples neuster Streich wirklich ist, werden wir also erst am 16. März haben, wenn das Tablet auf den Markt kommt. Und wie stehts um die Zukunft des A5X-Chips? Eine nicht ganz uninteressante Frage, denn in der Vergangenheit wurden die Chips, die mit einem neuen iPad-Modell eingeführt wurden, später jeweils in die nächste iPhone-Generation eingebaut. So geschehen etwas beim A5-Chip aus dem iPad 2, der später auch im iPhone 4S Verwendung fand.
Laut Analysten ist dieses Szenario aber im Falle des A5X-Chips eher unwahrscheinlich. Der Grund: Der Chip ist aufgrund seiner starken Grafikleistung voll auf das neue iPad zugeschnitten. Bei einem Smartphone mit viel kleinerer Displayauflösung wäre der Chip womöglich ein Overkill. Für das nächste iPhone erwartet man eher einen neuen Chip, bei dem der Fokus mehr auf einem geringeren Stromverbrauch liegt. Möglich wäre das durch eine Fertigung im neuen 28-Nanometer-Verfahren, das bereits bei aktuellen Grafikchips von AMD und Nvidia zum Einsatz kommt. Der A5X-Chip wurde dagegen noch im 40-Nanometer-Verfahren hergestellt.



Kommentare
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swissmac
09.03.2012
Fantasie ... Gemäss letzten Infos eines geheimen Informanten hat iSteve zuletzt in allen Geräten noch eine Turbo-Funktion eingebaut. Diese ist technisch nicht wirklich messbar - sie wirkt sich nur in den Texten gewisser IT-Journalisten aus ... ähnlich wie hier ... Es gibt einige Benchmarks, wo der Transformer Prime das iPad geschlagen hat, aber davon ist ja hier nichts zu lesen ... wie üblich ... schade.