News 29.09.2005, 14:30 Uhr

Getestet: Apple iPod nano

Vor zwei Wochen hat Apple seinen neuen MP3-Player im Mini-Format vorgestellt - den iPod nano. Genug Zeit für uns, um das Gerät auf Herz und Nieren zu testen.
Der erste Eindruck:
Wie für Apple [1] üblich, wird das Gerät in einer edlen Verpackung geliefert. Darin befinden sich der Player, ein USB-Kabel, ein iPod-Dock-Adapter, ein Paar Ohrhörer, eine kleine Dokumentation sowie eine CD-Rom. Nach einem Netzteil, um das Gerät direkt über eine Steckdose aufzuladen, wie es bei den grösseren iPods mitgeliefert wird, sucht man vergebens. Wer das 39 Franken teure Stück nicht zusätzlich kaufen will, muss den iPod nano somit über die USB-Schnittstelle aufladen. Der Player gibts in einer 2 GB- und einer 4 GB-Variante, die 289 beziehungsweise 369 Franken kostet. Dies ist auf den ersten Blick und im Vergleich zu den iPods mit Festplatten zwar teuer, unter den Flashplayern ist der iPod nano, mit einem Megabytepreis von weniger als 10 Rappen bei der 4 GB-Version aber der günstigste.
Tipp: Wer den iPod nano über den Apple Store kauft, kann den Player kostenlos mit einer Laser-Gravur auf der Hinterseite versehen lassen.
Der iPod nano:
Gleich auf den ersten Blick fällt die Ähnlichkeit des nanos zu seinen grossen Brüdern auf. Wie sie besitzt er eine weisse (es gibt auch ein schwarzes Modell) Vorderseite und eine Rückseite aus Metall. Auch verfügt er über ein Farbdisplay, einen Dock- und einen Kopfhörer-Anschluss, einen Hold-Schieber sowie ein Clickwheel, das sich am Besten als kreisförmiges Touchpad mit integrierten Buttons beschreiben lässt. Allerdings ist das Gerät mit einer Grösse von nur 9,0 x 4,0 x 0,69 Zentimeter nur ein Viertel so gross wie der iPod 20 GB. Ein integriertes Mikrofon, ein Line-In/Out-Anschluss, wie dies bei der Konkurrenz anzutreffen ist, ist aber nicht dabei. Für die meisten ist dies verkraftbar. Deutlich störender ist aber die fehlende Radio-Funktion. Der Akku lässt sich in 3 Stunden aufladen und spielt dann 14 Stunden Musik ab, bis ihm der Saft ausgeht. Der iPod nano liegt gut in der Hand und fühlt sich hochwertig an, obwohl er mit 42g relativ leicht ist. Die mitgelieferten Kopfhörer sind eher mittelmässig und sollten für echten Musikgenuss als erstes ersetzt werden. Eine günstige und gute Alternative sind die Sennheiser MX500 [2], die es für etwa 30 Franken zu kaufen gibt.
Die Installation:
[3]Nach Einlegen der CD im PC wird automatisch das Setup gestartet, das Sie Schritt für Schritt begleitet. Dabei wird neben dem Mediaplayer iTunes, der für die Synchronisation mit dem iPod nano zuständig ist, auch der Quicktime Player installiert. Mittlerweile ist übrigens iTunes 5.0.1 erhältlich, dass Sie bei uns herunterladen können.iTunes:
Apples Mediaplayer sucht auf Wunsch Ihre Festplatte nach Musiktiteln durch und verwaltet diese auch eigenständig. Musik-CDs können direkt mit iTunes kopiert und gebrannt werden. Eine andere Quelle für Musik stellt der integrierte iTunes Music Store dar, wo Sie Songs für 1.50 Franken oder ganze Alben für 15 Franken downloaden können. Das Programm lässt sich intuitiv bedienen, ist aber bei einer grossen Musikdatenbank zum Teil ziemlich träge. Fügt man der Musikbibliothek neue Musik hinzu, wird diese automatisch auf den iPod übertragen. Während man mit iTunes die Songs auf Wunsch auch von Hand auf den iPod laden kann, ist der umgekehrte Weg nicht möglich. Songs von anderen iPods können somit nicht auf den Computer kopiert werden, zumindest nicht mit iTunes. Generell sollte man seinen iPod nicht an fremde Computer anschliessen. Ist nämlich die automatische Synchronisierung aktiviert, werden unter Umständen sämtliche Daten auf dem iPod gelöscht. Die starke Verkoppelung von iTunes, dem Music Store und iPod hat neben Vorteilen aber auch Schattenseiten. Will man beispielsweise die Songs mit einem externen Programm taggen, d.h. die Songinformationen anpassen, erkennt iTunes die vorgenommenen Änderungen nur auf Umwegen. Das ist besonders mühsam, weil andere Tools deutlich umfangreichere und komfortablere Tag-Funktionen besitzen . Auch wenn die Lautstärke der Musik mittels eines Programms wie MP3Gain [4] angepasst wird, merkt dies iTunes nicht und aktualisiert sie daher auch nicht auf dem iPod. Praktisch ist aber die Synchronsations-Möglichkeit mit Outlook: Kontakte, Termine und Notizen lassen sich einfach auf den iPod laden. Während für Anwender die All-In-One-Lösung eine grosse Stärke ist, werden sich fortgeschrittene Anwender eher daran ärgern.
Die Bedienung:
Die grösste Stärke der iPod-Familie ist sicher die Bedienung, der Apple seit ihrem ersten Modell treu geblieben sind. Mittels den fünf Knöpfen und dem Touchpad, die sich alle auf und im Clickwheel befinden, gelangt man schnell zum bevorzugten Menü. Die Gliederung der Musik wird automatisch bei der Synchronisierung generiert. Songs finden Sie beispielsweise indem Sie mittels Drehbewegung auf dem Clickwheel zum gewünschten Interpret scrollen, die mittlere Taste drücken, zum gewünschten Album, wieder die mittlere Taste drücken und dann den Song auswählen. Wer eine grosse Musik-Bibliothek besitzt, kann zuerst auch noch über Auswahl der Musikrichtung schneller zum Ziel gelangen. Dies kennen wir bereits von den anderen iPods. Neu sind aber drei Funktionen: Verschiedene Uhrzeiten für verschiedene Zeitzonen, eine Stoppuhr und der Screen Lock. Mit letzterem lässt sich der iPod nano wie ein Handy mit einem vierstelligen Code sperren. Wie seine grossen Brüder stellt der Winzling nun auch Fotos dar. So können bei Songs etwa die Album-Covers angezeigt werden. Auch Diashows spielt er ab. Videos lassen sich aber leider keine abspielen. Auch ein TV-Out-Anschluss fehlt. Die grösseren Modelle können wenigsten mit Hilfe der Dock an den Fernseher angeschlossen werden, der nano aber nicht.
Fazit:
Wie die anderen iPods ist der iPod nano ein reiner und schicker MP3-Player, ohne viel Schnickschnack - und ohne Radio. Wer ein portables Mediacenter sucht, ist deshalb mit dem Gerät sicher schlecht bedient und schaut lieber bei Herstellern wie Archos [5], Cowon [6] oder Iriver [7] nach. Wer aber einfach einen MP3-Player sucht, um seine Musik zu geniessen und nicht gross herumbasteln will, liegt mit dem iPod nano genau richtig. Das Bedienkonzept ist, obwohl es mittlerweile schon einige Jahre auf dem Buckel hat, immer noch ungeschlagen. Ob der Preis angemessen ist, lässt sich schwer sagen. Stellt man dem nano andere Flash-Player gegenüber, ist der Megabyte-Preis sehr günstig. Klar ist aber auch, dass Festplatten-Player deutlich mehr Speicherplatz bieten und wenn überhaupt nur wenig teurer sind. Trotzdem ist dieser Vergleich nicht ganz fair, da die grosse Stärke des nanos in der Zusammenführung der einfachen Bedienung, des Farbdisplays und der wirklich winzigen Masse liegt. Ob der Preis angemessen ist, muss daher jeder selbst entscheiden. Für Leute, die einen kleinen, schicken Player suchen und mehr Wert auf ihre Musik als auf die Funktionsvielfalt ihres Geräts legen, ist der nano sicher zu empfehlen.



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