News 14.06.2016, 06:34 Uhr

Apple WWDC: Das bringt iOS 10

Apples Entwickler-Konferenz stand ganz im Zeichen der Öffnung – aber nicht nur.
Bei der gestrigen «World Wide Developer Conference» (kurz: WWDC) wurde unter anderem iOS 10 vorgestellt, das sich längst zum wichtigsten System von Apple gemausert hat. Die Kalifornier sprechen vom grössten und bedeutendsten Update, das iOS je widerfahren ist. Tatsächlich sind die Neuerungen so zahlreich, dass es an dieser Stelle nur für ein «Best of» reicht. Eines wurde gestern jedoch schnell klar: iOS 10 steht auch für die Öffnung des mobilen Betriebssystems.
API für das Telefon. Mein persönlicher Favorit. Die Art und Weise, wie Gespräche geführt werden, wird sich mit iOS 10 deutlich verändern. Bis anhin konnten auf dem Sperrbildschirm neben Telefonanrufen «nur» Audio- und Video-Chats von FaceTime angenommen werden. Neu steht es den Entwicklern offen, auch andere Dienste harmonisch zu integrieren; dazu gehören zum Beispiel Gespräche, die über WhatsApp oder Skype initiiert werden.
Telefonanruf? Face Time? WhatsApp? Einerlei.
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot
Mindestens genauso wichtig ist die Möglichkeit, Apps von Drittanbietern den Zugang zu den Anrufen zu ermöglichen. Damit wird schon vor dem Abheben klar, wer am anderen Ende lauert, indem die Nummer über das Internet abgefragt und (wenn möglich) der Name angezeigt wird. Damit erhalten auch iOS-Anwender eine mächtige Waffe gegen die grassierende Call-Center-Seuche. Wie das bereits heute unter Android mit der App search.ch funktioniert, erfahren Sie hier.
Herrlich: die Anzeige des Anrufers – oder des Call Centers
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot
Sperrbildschirm. Der Sperrbildschirm wächst über sich hinaus. Die Anzeige der Benachrichtigung ist moderner und vor allem informativer. Interaktionen (zum Beispiel Antworten auf Chats) lassen sich direkt ausführen. Die Unterstützung von 3D Touch, das im Augenblick noch dem iPhone 6s (Plus) vorbehalten ist, wurde massiv ausgebaut.
Apropos iPhone 6s: Viele Anwender beklagten sich darüber, dass der Fingerscanner der zweiten Generation zu schnell reagiert: Wer die Home-Taste drückt, um einen schnellen Blick auf die Uhrzeit oder Benachrichtigungen zu werfen, wird meistens mit einem entsperrten iPhone «belohnt». Unter iOS 10 lässt sich der Sperrbildschirm einblenden, indem einfach das iPhone in die Hand genommen wird.
Siri. Die digitale Assistentin ist klüger geworden und versteht jetzt den Kontext einer Konversation. Schreibt das Gegenüber zum Beispiel «Wo bist du?», schlägt Siri automatisch vor, den aktuellen Standort in der Karten-App zu übermitteln. Ausserdem steht es den Entwickler offen, Siri für ihre eigenen Zwecke zu nutzen. Eine Textmeldung kann von Siri also nicht nur per Nachrichten verschickt werden, sondern zum Beispiel auch über WhatsApp.
Nachrichten. So viel vorweg: Die kolportierte Android-Version von Apples Messenger Nachrichten wurde nicht vorgestellt. Das wäre auch sehr schwierig gewesen, denn die komplett überarbeitete App stützt sich in iOS 10 auf zahlreiche Funktionen, die tief im System verwurzelt sind – zum Beispiel die vorhin erwähnte Übermittlung des Standortes durch die Karten-App.
Nachrichten werden automatisch aufgebretzelt, zum Beispiel mit der Voransicht zu einem Link
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot
Doch davon abgesehen wurde alles unternommen, um den Dienst attraktiver zu machen. Das Meiste davon sind Spielereien, mit denen die Chats abwechslungsreicher und spassiger werden. Das ist eine gute Sache, denn was wäre das Leben ohne Spass?
Animierte Stickers werden die Chats via «Nachrichten» im Sturm erobern – auch, weil sie sich über bestehende Fotos legen lassen
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot
So lassen sich Wörter automatisch in Emojis verwandeln. Das Wort «Pizza» mutiert also zum passenden Minibildchen. Statt Texte lassen sich aber auch Zeichnungen übermitteln, die direkt mit dem Finger auf das Display gepinselt werden. Wer kein zeichnerisches Talent mitbringt, greift hingegen auf die (animierten) Sticker zurück, die sich von Drittanbietern integrieren lassen. Und damit eine Sprechblase nicht nur Texte, sondern auch den Gemütszustand widerspiegelt, lässt sie sich in der Grösse ändern oder sogar animieren, bis die virtuellen Wände wackeln.
Apps löschen. Die meisten mitgelieferten Apps lassen sich unter iOS 10 löschen – mit Ausnahme derer, die Apple scheinbar für unverzichtbar hält, namentlich: Safari, App Store, Kamera, Nachrichten, Telefon, Fotos, Uhr, Einstellungen, Health, Wallet, iPhone-Suche, Kontakte (auf dem iPad) und Photo Booth. Das spielt allen in die Hände, dich sich bisher über die feste Verdrahtung der Apps beklagt haben. (Warum auch immer.) Gleichzeitig lassen sich Apps wie Mail auf diese Weise viel einfacher aktualisieren, ohne dass gleich ein Firmware-Update verteilt werden muss.
HomeKit. Mit der Vorstellung von HomeKit in iOS 8 wollte Apple die Hausautomation revolutionieren. Storen, Licht, Klimaanlage, Heizung, das Garagentor und mehr: Sie alle sollten sich über eine gemeinsame Schnittstelle verständigen und dem Chaos der Protokolle ein Ende bereiten. Tatsächlich ist HomeKit unterdessen eine feste Grösse geworden. Doch auf eine Apple-App, die alle diese Elemente unter einem Dach vereint, müssen wir bis heute warten. Mit der neuen App Home holt Apple diese Unterlassungssünde endlich nach: Sie steuert unter iOS 10 alles, was sich mit HomeKit versteht.
Craig Federighi, Apples Senior Vice President für Software-Entwicklung, zeigt die App «Home»
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot
Fotos. Wahrlich, ich bin kein Freund von Fotos, ganz im Gegenteil. Wenn Sie dieser Dienst jedoch zufriedenstellt, dann werden Sie an iOS 10 Ihre Freude haben. Fotos soll mit einer wesentlich besseren Gesichtserkennung punkten. Die Bildanalyse lässt ausserdem Suchbegriffe wie «Brücke», «Hunde» oder «Hochzeit» zu. Ausserdem werden automatisch kleine Filmclips mit musikalischer Untermalung generiert, indem mehrere Fotos nach den Kriterien wie Datum, Ort oder Ereignis gebildet werden. Das erinnert ein wenig an Google Photos, kommt aber wesentlich besser gestylt und mit mehr Möglichkeiten daher.
Apple Musik. Neue App, neue Oberfläche, neue Hoffnung: Denn die alte Benutzerführung gab jeden erdenklichen Anlass zur Klage. Die neue Struktur verspricht mehr Übersicht. Und damit Sie in Zukunft in der Bahn mehr als nur lauthals trällern können, werden auf Wunsch die Songtexte eingeblendet.
«Musik» erhält eine neue strukturierte Oberfläche – und es kann nur besser werden
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot

Erste Einschätzung

Was von iOS 10 gezeigt wurde, gefällt durchs Band. Der neue Sperrbildschirm und die noch tiefere Verknüpfung der Dienste machen vieles einfacher. Die App Home war überfällig, genauso wie die Überarbeitung von Apple Music.
Wichtiger als die Apps sind jedoch die neuen Schnittstellen und Möglichkeiten, die den Entwicklern in die Hände gegeben werden: Durch die Öffnung gegenüber anderen Apps und Diensten wird das Leben für iOS-Anwender noch komfortabler.

Verfügbarkeit und Unterstützung

iOS 10 ist für Entwickler sofort verfügbar. Die breite Masse kann sich an der öffentlichen Beta versuchen, die im Juli erscheint. Die Anmeldung erfolgt über die Adresse beta.apple.com. Die endgültige Version wird im Herbst zeitgleich mit der Lancierung des nächsten iPhones freigegeben.
Und welche Geräte werden unterstützt? Laut der englischen Produktseite sind es das iPhone 5 oder neuer; das betagte iPhone 4s ist als raus, es hat seinen Ruhestand mehr als verdient. Bei den Tablets sind das iPad mini 2, das iPad der 4. Generation und das iPad Air dabei – und natürlich alle neueren Geräte. Auf dem iPod touch läuft iOS 10 nur auf der neusten, sechsten Generation. Alle Updates sind wie immer kostenlos.
 
Diese Geräte sind im Rennen
Quelle: Apple, Inc. / Screenshot



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