Historische Karten
07.05.2020, 12:12 Uhr
Zürcher Staatsarchiv ruft zum Crowdsourcing auf
Das Zürcher Staatsarchiv startet ein öffentliches Projekt zur Georeferenzierung von historischen Karten, die in den letzten Jahren digitalisiert wurden. Interessierte sollen so die Vergangenheit erforschen und alternative Realitäten erkunden können.
Im Besitz des Zürcher Staatsarchivs befinden sich rund 20'000 historische Karten und Pläne vom 16. bis ins frühe 21. Jahrhundert. Darunter befinden sich Stücke wie die Kartenwerke von Jos Murer (1530–1580) oder Hans Conrad Gyger (1599–1674), aber auch zahlreiche Pläne für Bauprojekte von Strassen, Brücken, Schulhäusern und Verwaltungsgebäuden im Kanton. In den vergangenen Jahren wurde die Sammlung vollständig digitalisiert und online verfügbar gemacht.
Wie die Direktion der Justiz und des Innern sowie die Baudirektion in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben, hat man nun ein Projekt lanciert, um die Karten und Pläne mit Hilfe der Öffentlichkeit noch besser zu erschliessen. Bei der «Georeferenzierung mittels Crowdsourcing» soll jedes Dokument geografisch genau verortet werden. Konkret wird die Bevölkerung dazu eingeladen, alte Karten mit heutigen Karten zu vergleichen.
Online-Plattform hilft beim Georeferenzieren
Wer sich beteiligen will, muss laut dem Staatsarchiv auch keine Fachperson sein. Mit der Online-Plattform «Georeferencer» sei es «spielend leicht», eine historische Karte mit der aktuellen Karte zu vergleichen und übereinstimmende Punkte wie Strassenkreuzungen, Flussmündungen oder Ecken von markanten Gebäuden zu identifizieren. Je mehr Punkte auf beiden Karten markiert werden, desto genauer wird die historische Karte auf der heutigen Weltkarte verortet – eben georeferenziert.
Das kann gemäss der Mitteilung bei älteren Karten und Plänen allerdings etwas herausfordernd sein. Denn manche der abgebildeten Bauwerke existierten etwa nicht mehr, weil Strassen verlegt oder Gewässer korrigiert wurden. Auch Uferzonen und Waldränder verliefen heute teilweise anders als früher. «Hier ist manchmal etwas Spürsinn gefragt», heisst es in der Mitteilung.
Interessant sind dem Staatsarchiv zufolge vor allem die nie gebauten, utopischen Projekte. So könne man beispielsweise erfahren, welche gigantischen Ideen in den 1930er Jahren für ein Kantonsspital auf dem Burghölzliareal oder in den 1950er Jahren für die Winterthurer Kantonsschule Rychenberg existierten. Das Projekt ermöglicht somit auch, den Kanton Zürich zu erkunden, wie er heute mit anderen politischen Entscheiden aussehen würde.
Zur Verfügung gestellt via GIS-Browser
Sind die historischen Karten und Pläne georeferenziert, stellt der Kanton die Daten über den GIS-Browser der Öffentlichkeit dauerhaft zur Verfügung. Damit soll schliesslich ein Fenster in die Vergangenheit geöffnet werden. Bereits jetzt können dort Werke der frühen Zürcher Kartographie – die Murerkarte aus dem 16. und die Gygerkarte aus dem 17. Jahrhundert – in georeferenzierter Form betrachtet werden.
Wie es in der Mitteilung abschliessend heisst, entwickelte das Amt für Raumentwicklung für das Projekt zudem eigens einen Kartenservice, auf dem die Häuser aus verschiedenen Zeitepochen zu erkennen sind. Dies solle das Georeferenzieren älterer Karten und Pläne «enorm» erleichtern.
Wer sich für das Projekt interessiert, kann dem Staatsarchiv beim Georeferenzieren der historischen Karten und Plänen über diesen Link unter die Arme greifen: https://archives-quickaccess.ch/search/stazh/plan.
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