News 09.07.2003, 10:00 Uhr

Privatkopien: wie lange noch?

In Österreich ist es bereits soweit, in Deutschland bald: Das Anfertigen privater Kopien wird gesetzlich stark eingeschränkt. Auch in der Schweiz ist eine ähnliche Änderung des Urheberrechts geplant.
Seit Anfang Juli gilt in Österreich ein neues Urheberrecht. Laut FutureZone [1] verbietet es unter anderem das Knacken von Kopierschutzmassnahmen. Dadurch ist es nicht mehr erlaubt, Kopien von CDs und DVDs anzufertigen, die dies mit technischen Mitteln verhindern. Auch entsprechende Programme wie ClonyXXL dürfen nicht mehr verkauft, angeboten oder eingesetzt werden. Für den Anwender bedeutet dies eine starke Einschränkung beim Erstellen von - eigentlich noch immer legalen - Privatkopien, da bereits heute viele CDs und DVDs einen Kopierschutz beinhalten. Mit der Einführung des neuen Urheberrechts folgt Österreich der so genannten EU-Richtlinie "2001/29/EG" [2]. Sie sieht für alle EU-Länder ähnlich scharfe Urheberechtsbestimmungen vor. Bislang haben diese aber erst einige wenige Länder umgesetzt.
Einer der nächsten Kandidaten, der sein Urheberrecht massiv verschärfen wird, ist Deutschland. Eigentlich sollte das deutsche "Gesetz zur Regelung des Urheberechts in der Informationsgesellschaft" [3] bereits Anfang Juni in Kraft treten. Wie das österreichische Pendant sieht es unter anderem vor, dass keine Kopiersperren mehr umgangen werden dürfen. Kurz vor der Einführung des neuen Gesetzes hat der deutsche Bundesrat jedoch einen Vermittlungsausschuss einberufen [4]. Er sollte eine weitere Verschärfung des Urheberrechtschutzes prüfen. Laut MP3-World.net [5] legte der Vermittlungsausschuss das modifizierte Gesetz letzte Woche dem deutschen Bundestag vor, der es guthiess. Das geänderte Urheberrecht erlaubt nur noch Privatkopien, wenn zur Vervielfältigung keine "offensichtlich rechtswidrige Quelle" benutzt wird. Damit wird auch das Herunterladen von Musik-Dateien aus illegalen Quellen im Internet (z.B. Tauschbörsen) eindeutig strafbar. Bevor das strengere Urheberrecht bei unseren nördlichen Nachbarn endgültig in Kraft tritt, muss es noch vom Bundesrat abgesegnet werden. Stimmt er zu, könnte das neue Gesetz laut MP3-World.net bereits im August wirksam werden.
In der Schweiz gilt momentan noch ein lockereres Urheberrecht [6]. Dies ändert sich aber vielleicht bereits in ein paar Jahren. Laut Catherine Mettraux vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum [7] hat die Schweiz die so genannten WIPO-Abkommen zum Urheberrecht unterzeichnet, die 1996 um verschiedene Punkte erweitert wurden. Die WIPO [8] ist die Weltorganisation für den Schutz geistigen Eigentums. Unter anderem sehen die neuen Verträge vor, dass Staaten juristisch die Umgehung von technologischen Schutzmassnahmen unterbinden müssen - somit auch das Knacken von Kopierschutzmechanismen. Die WIPO-Verträge dienten auch als Grundlage für die EU-Richtlinie "2001/29/EG". Früher oder später ist also auch in der Schweiz mit einer Verschärfung des Urheberrechts zu rechnen. Wie lange dies aber noch dauern wird, steht in den Sternen. Eine baldige Umsetzung der WIPO-Verträge wird nach Ansicht von Catherine Mettraux jedenfalls noch einige Jahre in Anspruch nehmen. Bis es hierzulande soweit ist, werden Sie deshalb auch weiterhin Kopierprogramme wie Alcohol 120 %, RAW CD Copy oder ClonyXXL in unserem Download-Bereich [9] finden. Mit Ihnen lässt sich von fast allen CDs und DVDs die gesetzlich erlaubte Privatkopie erstellen.



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