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20.11.2008, 13:00 Uhr
Der Cyberkrieg an vielen Fronten (Update)
Ein Video erklärt anschaulich, wie das World Wide Web zu einem echten Kriegsschauplatz geworden ist.
Computerviren, Spyware und sonstige Schädlinge werden längst nicht mehr aus Spass geschrieben. In einem YouTube-Video erklärt Mikko Hyppönen von F-Secure, wie das Sturmwurm-Botnetz sich an Antivirenlabors rächt und worum es den Cyberkriminellen wirklich geht: um Geld - und oft sogar ums Finanzieren eines echten Krieges.
Update 20.11.2008: Das YouTube-Video gibt es inzwischen auch in Deutsch.
Update 20.11.2008: Das YouTube-Video gibt es inzwischen auch in Deutsch.
Das (Viren-)Imperium schlägt zurück
Die Betreiber des Sturmwurm-Botnetzes sitzen laut Analysen von Sicherheitsexperten in Russland. Immer wieder locken die Cyberkriminellen mittels grosser Spamwellen arglose Benutzer auf gefälschte oder gekaperte Webseiten. Dort versucht sich auf deren PCs über verschiedene Browser-Sicherheitslücken ein Schädling zu installieren (der PCtipp berichtete). Leider zu oft mit Erfolg.
Die damit infizierten PCs schliessen sich automatisch dem weltgrössten Botnetz an, das weiteren kriminellen Aktivitäten dient: An erster Stelle steht der Versand von noch mehr Spam, an zweiter das Hosting neuer Schädlingsseiten.
Damit die Antivirushersteller beim Analysieren des Schädlings kein zu leichtes Spiel haben, verändert sich die Datei bei jedem einzelnen Download. Das alleine ist noch kein allzu neuer Trick. Aber das Sturmwurm-Botnetz geht laut Hyppönens Video einen Schritt weiter: Ein Bot dieses Botnetzes erkenne, wenn eines der «Opfer» mehrmals dieselbe Datei herunterlädt. Denn das kann nur bedeuten, dass am anderen Ende ein Antivirenspezialist sitzt, der für die Analyse mehrere Exemplare der Datei braucht.
Der hellhörig gewordene Bot informiert nun automatisch seine «Kollegen» über den allzu neugierigen User. Dieser sieht sich gleich darauf einem einem DoS (Denial of Service) Angriff ausgesetzt, den das Botnetz nun mit vereinter Kraft auf ihn loslässt.
(Seite 2: «Vom Netz zurück aufs Schlachtfeld»)
(Seite 2: «Vom Netz zurück aufs Schlachtfeld»)
Der hellhörig gewordene Bot informiert ...
Vom Netz zurück aufs Schlachtfeld
Gelegentlich darf man den Begriff «Cyberkrieg» durchaus wörtlich nehmen; denn auch im Terror-Umfeld sind Cyberkriminelle tätig. Hyppönen nennt im Video als Beispiel den letztes Jahr in England verhafteten Terroristen Tariq Al-Daour. Dieser hatte zusammen mit zwei Komplizen ein Trojanisches Pferd in Form eines Keyloggers benutzt, um zehntausende Kreditkartennummern mitsamt der zugehörigen Namen auszuspionieren.
Mit einigen davon registierten sie mehrere Konten bei Online-Spielcasinos. Sie liessen jene Konten gegen ihre richtigen Konten heftig verlieren. Damit wuschen sie das Geld, das sie sich nun ganz harmlos als ehrlichen Casinogewinn auszahlen liessen. Gekauft wurden mit dem ertrogenen Geld haufenweise Dinge, die man auf einem realen Kriegspfad gut gebrauchen könnte: Schlafsäcke, Zelte, Messer, Navigationsgeräte oder Essensrationen. Die Ware wurde anschliessend per Kurier in den Irak verfrachtet.
Die Beispiele untermauern die Vermutung, dass die Virenszene sich weiter professionalisiert hat. Die Cyberkriminellen gehen härter vor als jemals zuvor. Und die Beute aus diesen Aktivitäten dient offensichtlich auch militärischen oder terroristischen Zwecken. Das heisst aber auch: Computerviren sind kein reines Computerproblem mehr.
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