News 30.04.2001, 11:15 Uhr

Ihre Daten auf einer Marketing-CD

Mit Black Book 2000 ist eine CD im Umlauf, die Internet- und E-Mail-Adressen von tausenden von Schweizerinnen und Schweizern enthält.
[1][2] Über das Internet unter www.carfashop.com wird seit längerem die CD Black Book 2000 vertrieben, die E-Mail-Adressen und Internet-Adressen von Schweizerinnen und Schweizern enthält (Screenshot 1 von www.carfashop.com vom 27.04.2001). Seit kurzem befasst sich bbook.trash.net mit diesem Thema.
Der PCtip hat bei involvierten Personen und Institutionen nachgeforscht, woher die Adressen auf der CD stammen und ob die Verbreitung der Daten legal ist.
Vertrieben wird die CD über die Firma Iconnect Inc. in Las Vegas (Screenshot 2 von www.carfashop.com vom 27.04.2001). Die Internetadresse carfashop.com ist auf den Namen des Schweizer Webdesigners F. G. Farinoli reserviert. Dieser erklärte auf Anfrage, er habe nur im Auftrag von Icontent Inc. gehandelt und auch einen Teil der Daten für die Black Book CD beschafft.
Für die Datenbeschaffung habe man unter Anderem auf die Datenbank der Schweizer Domainregistrationsbehörde Switch zurückgegriffen. Dieses Vorgehen ist heikel, weil die Bestimmungen von Switch solche Anfragen nach Domainhaltern im grossen Stil und die Weiterverbreitungen der Resultate verbieten. Farinoli macht geltend, dass die Daten noch vor der letzten Anpassung der Switch-Bestimmungen beschafft worden seien. Demgegenüber erklärt Switch, dass diese Bestimmungen schon immer gültig gewesen waren und man vor rund einem Jahr zusätzlich die Möglichkeiten zur Datenbeschaffung eingeschränkt habe.
Einen weiteren Teil der Daten beschaffte sich Farinoli mit einem Roboter, der systematisch Seiten im Internet nach E-Mail-Adressen durchkämmt hat.
Die Schweizerischen Datenschutzrichtlinien verbieten so ein Vorgehen nicht. Ist eine E-Mail-Adresse im Internet veröffentlicht, kann sie auch für andere Zwecke, zum Beispiel für Werbung, kopiert werden. Wer eine solche Verwendung verhindern will, muss dies ausdrücklich erwähnen.
[3] Obwohl Farinoli beteuert, nur im Auftrag der amerikanische Firma gehandelt zu haben, ist auf seiner eigenen Website die amerikanische Firma als Kontaktadresse erwähnt (Screenshot 2 von www.farinoli.com vom 27.04.2001). Dies, obwohl er angeblich nur den Support - was immer das heissen mag - für Black Book-Nutzende in der Schweiz macht und sonst nichts mit IConnect Inc. in Las Vegas zu tun habe.
Der PCtip hat Switch bereits am 9. April informiert und erwartet am Montag ein Statement. Ebenfalls am Montag will sich Farinoli zu den Vorwürfen auf der Website über bbook.trash.net äussern.


Autor(in) Beat Rüdt



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