Kommentar
22.03.2002, 14:15 Uhr
Das Freitagsbit: Nachruf auf Newsbyte.ch
Die WWWKolumne
Das IT-Online-Satireportal Newsbyte.ch [1] fürchtet um sein Überleben, wie in einer Hausmitteilung von Ende Februar zu lesen ist [2]. Wir fürchten mit und schreiben vorsorglich einen - nicht ganz ernst gemeinten - Nachruf, denn: Totgesagte leben länger.
Auf den ersten Blick erscheint Newsbyte.ch wie eine seriöse Fachpublikation. Der Name lehnt sich nämlich an den Nachrichtenservices Newsbytes.com der Washington Post an. Erst wer die Texte genauer liest merkt, dass er auf eines der best gemachten Satireportale der Schweiz gestossen ist…
In "Nachrichtenmeldungen" machen sich die Schreiberlinge beispielsweise über die oft so komplizierte Sprache in IT-Nachrichten lustig: "Der Anbieter von Lösungen für Open-Storage-Networking McDATA Corp. hat angekündigt, dass Hitachi Data Systems (HDS) künftig seinen Kunden die Unterstützung der FICON-Architektur für ihre Speichersysteme über den McDATA Intrepid FICON-Director der 6000er-Serie anbieten kann", steht etwa in einer Meldung vom 20. März [3] zu lesen.
Das absolute Satire-Highlight der Plattform ist aber der selbsternannte NewsBYTE-Guru, der sich als hartnäckiger Beobachter immer wieder gerne zu Wort meldet. Auf die Spitze treibt er es, wenn er sich über die im Internet oft schwierige Trennung von Inhalt und Werbung auslässt: "Ob Dell, HP oder auch Unternehmen wie Cybernet und Co, wer im 6. newsBYTE-Jahr ohne uns Werbung machen kann, muss auch seine News ohne uns publizieren", widerspricht er einem wichtigen journalistischen Grundprinzip.
Nun ist aber offenbar angesichts des harten Kampfs im Online-Business auch Newsbyte.ch das Lachen vergangen: "Das Jahr hat (…) erst begonnen und wer überlebt, ist derzeit gar fraglich", schreibt der Guru. "Wenn wir überleben sollen, muss der Markt aber erwachen!". Doch - gottlob - gibt es bereits eine neue Strategie, Geld zu machen: Eine kostenpflichtige Variante des Newsletters [4]. Und der Ball wird den Lesern zugespielt: "Alternativen und neue Ideen der Finanzierung sind gesucht, wer eine Idee hat, soll sich melden."
Hoffen wir also, dass der Markt erwacht und Newsbyte.ch überlebt oder aber dass der Newsbyte-Hilferuf nur eine weitere Satire auf das Portalsterben im Internet ist.
Autor(in)
Beat
Rüdt
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