Das Festtagsbit: Verliebt im Serverraum

Ihr direkt in die Arme. «Hoppla», sagt sie und fängt elegant meine 90 Kilo Verblüffung auf. Mal abgesehen von diesem Kraftakt; sie hat das bezauberndste Lächeln weltweit. Ich fange mich und ziehe mich errötend zurück. Zwei Tage später bestelle ich bei Fleurop einen Blumenstrauss. Keine Ahnung, warum. Impuls. Immerhin: Das Love-Shopping funktioniert. Zwei Tage später hat sie ihren Strauss.

Heute habe ich sie wieder getroffen. Auf der Strasse. Sie strahlt mich an wie ein 30-Zöller mit Gletscherbild als Wallpaper. «Danke für die Blumen». Ich stottere rum. Dann sagt sie: «Ich hätte dir einen Brief geschrieben».

Mit diesem Satz hat sie mich voll erwischt. Sie hätte kein SMS, keine E-Mail geschrieben, keinen Subraum-Kommunikationsimpuls gesendet, nein: Sie hätte einen Brief geschrieben. Zitternd vor Glück schwebe ich nach Hause, setze mich hin. Der Computer ist aus. Das Blatt Papier will mit meiner Gefühlswelt bestrichen werden.

Mir fällt nichts ein.

Es wird auch nach dem Pfingstwochenende weiss in der Sonne leuchten. Tausend SMS hätt ich in der Zwischenzeit gesendet, 200 E-Mails geschrieben.

Mir fällt nichts ein.

So ein Brief für die Ewigkeit des Zusammenseins will gut überlegt sein.

Vielleicht ist das Grund, warum die Menschen im Internet gemeinsam alleine sind: Sie haben das Briefeschreiben verlernt.