News 06.12.2012, 12:45 Uhr

Cybermobbing unter Jugendlichen: Was tun?

Der jüngste Fall eines besonders schweren Vorfalls von Cybermobbing in der Schweiz verunsichert Jugendliche und Eltern. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, wie man sich schützen kann und korrekt reagieren soll
Mit dem Aufkommen von Social-Media-Diensten wie Facebook ist auch Cybermobbing zunehmend zu einem Thema geworden. Vor allem Jugendliche gehen zum Teil ziemlich unzimperlich mit Gleichaltrigen um. Jedoch ist das Phänomen von Cybermobbing noch nicht so stark verbreitet wie traditionelles Mobbing.
Die Fakten
Wie die netTEEN-Studie veranschaulicht (PDF), gaben von 830 befragten 13-jährigen Jugendlichen aus den Kantonen Wallis, Thurgau und Tessin ganze 2 Prozent an, dass sie schon Opfer von Cybermobbing geworden sind. In der breiter gefassten James-Studie aus dem Jahr 2010 haben 8 Prozent der Jugendlichen schon erlebt, dass über sie im Internet Beleidigendes verbreitet wurde. Ganze 18 Prozent gaben an, dass sie jemand im Internet fertig machen wollte.
In der Deutschschweiz scheint Cybermobbing verbreiteteter zu sein (23 Prozent) als in der Romandie (12 Prozent) und im Tessin (11 Prozent). Im Gegensatz zur traditioneller körperlicher, verbaler und sozialer Gewalt tritt Cyber-Gewalt jedoch deutlich seltener auf. Hingegen ist der Verbreitungsvektor von Cybermobbing viel grösser, vor allem wenn die kompromittierenden Videos oder verbale Tiefschläge im Internet geteilt werden.
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Cybermobbing und rechtliche Situation

Was ist Cybermobbing?
Doch was ist Cybermobbing überhaupt? Grundsätzlich ist mit Cybermobbing oder auch Cyberbullying die Verbreitung von boshaften und diffamierenden Texten, Bildern oder Filme über das Internet gemeint. Dass hier Social-Media-Dienste zunehmend eine grosse Rolle spielen ist augenscheinlich. Doch nicht nur. Oft machen Filme oder Bilder auf den Handys von Jugendlichen die Runde. Happy-Slapping, das Verprügeln von Jugendlichen und gleichzeitiges Filmen, war ein erstes Phänomen, das vor ein paar Jahren auch in der Schweiz beobachtet wurde.
Rechtliche Situation
Bei der rechtlichen Situation zur Beurteilung des Straftatbestandes Cybermobbing wird es schwierig. Das schweizerische Recht kennt keinen Tatbestand, der Cyberbullying oder Mobbing allgmein explizit unter Strafe stellt. Viel mehr sind mögliche Strafformen auf verschiedene Artikel im Strafgesetzbuch aufgeteilt, zum Beispiel Üble Nachrede, Verleumdung, Beschimpfung, Drohung und Nötigung. SVP-Nationalrat Oskar Freysinger hat vor zwei Jahren eine Motion eingereicht, der den Begriff des Mobbings explizit im Strafgesetzbuch einführen will. Und CVP-Nationalrätin Barbara Schmid-Federer fordert in einem Postulat den Bundesrat auf, einen Bericht zum zunehmenden Phänomen Cyberbullying zu verfassen.
Thomas Werner, Chef Fachgruppe Kinderschutz der Stadtpolizei Zürich, weist im Gespräch mit PCtipp darauf hin, dass die Polizei oft keine Handhabe hat. Zum Beispiel kommt es vor, dass Oben-Ohne-Bilder von Mädchen ins Netz gestellt werden. Auf Grund von solchen Bildern kann die Polizei nicht einschreiten. Wird hingegen der Fokus gezielt auf Geschlechtsteile gerichtet und ist die Person minderjährig, dann macht sich derjenige, der das Video oder Bild im Netz verbreitet strafbar (Art. 197 StGB - Pornografieartikel). Darunter fällt das Zugänglichmachen von Pornografie für unter 16-Jährige sowie Harte Pornografie (Kinderpornografie). Werner empfiehlt aber, in jedem Fall von vermutetem Cyberbullying, die Polizei zu informieren.
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Tipps für Jugendliche und Eltern

Kann ich das meinen Eltern zeigen?
Es kommt immer wieder vor, dass Jugendliche explizite Fotos oder Filme von sich machen und an Ihren Freund oder Freundin schicken. Dieses sogenannte Sexting kann zu einem Boomerang werden. So rät Stephan Oetiker, Direktor von Pro Juventute, dass sich die Jugendlichen vor dem Versenden solcher Aufnahmen die Frage stellen sollen: «Kann ich das meinen Eltern zeigen?» Wenn die Antwort «Nein» lautet, sollte man es auch lassen und die Aufnahme besser löschen.
Tipps für Eltern und Jugendliche
Das Internet vergisst nie - alles was öffentlich ins Internet hochgeladen wird, ist potenziell für jeden Internetbenutzer zugänglich und entzieht sich der Kontrolle des Urhebers. Dies betrifft vor allem öffentliche Dienste wie Youtube, Facebook, Twitter, MySpace etc.
Was privat sein soll, muss privat bleiben. Eric Smith, Ex-CEO von Google sagte sinngemäss den denkwürdigen Satz: «Wenn du willst, dass etwas irgendwann an die Öffentlichkeit kommt, dann benutze das Internet dafür.»
Die Eltern sollen ihre Kinder fragen, was sie denn so im Internet machen und erleben.
Wenn Jugendliche Opfer von Cybermobbing werden, empfiehlt es sich, mit Eltern oder Lehrer darüber zu sprechen. Das ist natürlich oft nicht ganz einfach, auch weil sich die Opfer zum Teil schämen.
Auch sollte man Signale des Kindes ernst nehmen, seien es Motivationsschwierigkeiten in die Schule zu gehen oder offensichtliche Niedergeschlagenheit.
Falls sich ein Fall erhärtet, sollten die Eltern oder das Opfer mit der Schule oder der Polizei Kontakt aufnehmen. Auch gibt es diverse telefonische Beratungen, wie die Pro Juventute Beratung + Hilfe via Telefonnummer 147. Weitere Beratungsangebote finden Sie hier.

Autor(in) Marcel Hauri



Kommentare
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Gast012324
06.12.2012
(Kommentar nicht zu ernst nehmen) Ich hoffe wirklich stark, dass dies der ernsteste Teil deines Postings war! Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen ist absolut keine Lösung. Auf dem Schulhof nicht und unter Erwachsenen nicht. Extrem (!) überspitzt gesagt: es fängt mit Faustschlägen an und endet irgendwann mit dem Abwurf von Atombomben...

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voenu
06.12.2012
Ich hoffe wirklich stark, dass dies der ernsteste Teil deines Postings war! Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen ist absolut keine Lösung. Auf dem Schulhof nicht und unter Erwachsenen nicht. Extrem (!) überspitzt gesagt: es fängt mit Faustschlägen an und endet irgendwann mit dem Abwurf von Atombomben... Aber genau so lief es am besten. Und jetzt sag mir wo einer ne Bombe fallen liess nur weil er zurecht aufs Maul bekommen hat. Im bestem Falle kriegte man von den Eltern auch noch eine "verpasst". Sanfte Gewalt ist eine Lösung! Nur quaseln hilft nichts...

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Pagnol
06.12.2012
Gewalt mit Gewalt zu bekämpfen ist absolut keine Lösung Lass es mich mal so formulieren: Wenn du mit einem Chinesen Deutsch sprichst, wird er dich wahrscheinlich nicht verstehen. Kommst du ihm aber mit Chinesisch, wird sich sein Geesicht bestimmt aufhellen .... Gewalt ist auch eine Form der Kommunikation (wenn auch eine unfreundliche). Wenn man dann mit dem heute üblichen Kuschel-Wuschel antwortet, wird man wohl kaum verstanden. Da kann es sich durchaus lohnen, mal in der Sprache zu antworten, in der man angesprochen wird. Sollte einfach nicht die einzige Fremdsprache sein die man beherrscht :rolleyes: .

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Gast012324
07.12.2012
Gut, dann kloppt euch gegenseitig die Mäuler ein... In gewisserweise stimmt es leider sogar, dass "sanfte Gewalt" (sehr paradox...) nur mit Gewalt beantwortet werden kann, und warum? Weil die Menschheit in ihrer unendlichen Dummheit nie dazu lernen wird. Traurig ist nur, dass dies offensichtlich auch für Erwachsene gilt, wie man auch hier im Forum sieht (ich nehme mal an, ihr seit über 18). Und ich meinte nicht, dass ein Schüler, welcher einen Faustschlag kassiert hat, mit einem Bombenangriff antwortet, sondern ich wollte dadurch nur aufzeigen, dass Gewalt nie eine Lösung ist. Nicht am Schulhof und nicht in der "Erwachsenenwelt". Darum bemerkte ich ja auch, dass diese Aussage sehr überspitzt ist... Aber lassen wir das, bevor wir jetzt anfangen "virtuelle" Ohrfeigen auszuteilen! ^^