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29.07.2013, 09:40 Uhr
Britische Pornwall blockt nicht nur Pornos
Internetprovidern zufolge blockiert der vom britischen Premierminister Cameron angeordnete Pornofilter auch politische Inhalte, Foren und Hilfen zur Umgehung von Internetsperren.
Jim Killock von der Open Rights Group ist entsetzt: Die britische Pornwall blockiert nicht nur Pornografie, sondern auch eine Reihe von anderen Themen. Killock beruft sich dabei auf Angaben von Internetprovidern. «Hier wird deutlich, dass David Cameron die Menschen schlafwandelnd in die Zensur führen will», schreibt Killock. In einer Auflistung die Killock aus Daten von ISPs zusammengestellt hat, zeigt sich das Ausmass der automatisch eingeschalteten Filter: Geblockt werden neben Pornografie auch die Themenbereiche «Gewaltdarstellungen, extremistische und terroristische politische Inhalte, Webseiten zu Magersucht und Essstörung, Suizid-Webseiten, Alkohol, Rauchen, Webforen, esoterisches Material und Umgehungstools für Netzsperren.» Die Sperren können von Provider zu Provider variieren.
Laut Killock liegt das Problem der Sperre hauptsächlich bei der standardmässigen Einschaltung. Viele Internetnutzer verändern ihre Grundeinstellungen kaum und können so problemlos von ungewünschten Inhalten ferngehalten werden. Wird die Präsenz des Filters ohne weiteres akzeptiert, öffnet sich die Tür für weitreichende Staatszensur. Das Problem könne, laut Killock, leicht umgangen werden, in dem der Filter auf freiwilliger Basis betrieben wird. Aber auch dann würde einer Filterung auf ISP-Ebene grundsätzlich zugestimmt, was weitere Vorstösse in die Richtung mit sich ziehen würde.
Chinesische Filter für Grossbritannien
Einem Bericht der BBC zufolge wird das Filtersystem vom chinesischen Telekommunikationsgiganten Huawei betrieben werden. Britische Mitarbeiter von Huawei entscheiden also, welche Inhalte gefiltert werden und welche nicht. Diverse britische und US-amerikanische Politiker haben bereits Bedenken gegenüber dem Filterprogramm ausgedrückt. Dr. Martyn Thomas, Direktor des IT Policy Panel der Institution of Engineering and Technology sagt gegenüber der BBC: «Der Filter muss von einer Organisation verwaltet werden, die direkt dem Premierminister untersteht. So kann sie vom Parlament verantwortlich gehalten werden.» Thomas insistiert, dass die Kontrolle über eine nationale Blacklist nicht in den Händen einer privaten Unternehmung liegen dürfe.
Ein weiteres Problem des Filtersystems sei die generelle Trafficumleitung durch das System. Auch Traffic von Internetnutzern, welche die Filter deaktiviert haben, läuft durch das Filtersystem. So kann der Traffic leicht geloggt und bei Bedarf durch weitere Filter geschickt werden, ohne dass der Nutzer davon weiss.
Der Pornofilter soll 2014 in Kraft treten und für alle Internetnutzer in Grossbritannien standardmässig eingeschaltet sein. Ausschalten lässt sich der Filter nur nach einer erfolgreichen Altersverifikation beim ISP.
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