News 12.10.2000, 03:30 Uhr

Blick in die Kristallkugel: Computer-Ausbildung

Will Ihr Arbeitgeber, dass Sie sich in Sachen PowerPoint oder Script-Programmierung schlau machen, dann trabt er morgen vielleicht bei Ihnen nicht mit einem Zug-Ticket an, das Sie zu den Kursräumen der Digicomp bringt, sondern mailt Ihnen schlicht einen Web-Link. «Surfen Sie dort nächsten Montag um 15 Uhr vorbei. Planen Sie drei Stunden ein. Und seien Sie bitte pünktlich!».
Lassen Sie sich von solchen Aufforderungen nicht beirren. Ihr Boss folgt nur einem Trend, der sich bei der Mitarbeiterschulung immer deutlicher abzeichnet. Inzwischen hat wohl jeder Arbeitgeber gemerkt, dass eine stetige Aus- und Weiterbildung im Computerbereich zum Business-Alltag gehört. Und doch will er Sie nicht für einen ganzen Kurstag entbehren und womöglich noch Ihre Reise- und Verpflegungs-Spesen berappen müssen. Stattdessen hat er für Sie einen Online-Kurs gebucht. "Web Based Training" (WBT) heisst das Zauberwort.
Das klingt für Sie nicht neu? Sie haben recht: Digicomp [1] bietet unter dem Stichwort WBT schon seit drei Jahren entsprechende Kursinhalte an. Nun treffen Sie sich aber mit anderen Teilnehmern (gleichzeitig) in einem Schulzimmer, lauschen den Erläuterungen des Kursleiters, arbeiten sich durch praktische Übungen und interagieren mit allen Anwesenden. Ist auch dies für Sie nichts Neues? Sollte es aber sein, denn der Kurs-Raum besteht nur virtuell! Sowohl der Kursleiter als auch seine Schüler sitzen am vertrauten heimischen oder Büro-PC. Und hier kommt eine vielversprechende Software der israelischen Firma Interwise [2] zum Einsatz. Digicomp scheint in Interwise den idealen Partner für Realtime-Trainings gefunden zu haben. Der bisher etwas farblose Web-Campus ist nun also auch für Live-Schulungen geöffnet [3].
Der Leiter verwendet während des Live-Kurses eine Lehrer-Ausgabe der Interwise-Software. Damit sieht er sämtliche anwesenden Teilnehmer, kann ihnen das Wort erteilen oder greift ihnen bei der Lösung eines Problems individuell unter die Arme. Der Lehrstoff selber wird dabei nicht getippt, sondern tatsächlich live gesprochen und mit Slide-Shows visualisiert oder durch kurze Video-Sequenzen ergänzt. Zudem steht es dem Leiter frei, seine eigene Applikation den Schülern zugänglich zu machen, um mit weiteren Beispielen spontan auf Fragen einzugehen. Um eine qualitativ gute Übertragung zu gewährleisten, steht der Schule ein spezieller Server mit entsprechender Bandbreite zur Verfügung.Die Kursteilnehmer verwenden ein etwas schlankeres Tool (siehe Bild). Dieses erlaubt ihnen, bei Unklarheiten durch einen Klick die virtuelle Hand hochzuhalten, in kurzen Umfragen mit Ja oder Nein zu antworten oder sogar per Chat mit anderen Teilnehmern zu kommunizieren.
Keine Frage: Für kurze Workshops ist diese zukunftsträchtige Lehr- und Lernmethode nahezu perfekt. Diese Realtime-Kurse auf Interwise-Basis setzen aber voraus, dass die Teilnehmer von vorneherein motiviert sind und im Idealfall auch schon einiges an Computer-Vorkenntnissen mitbringen. Denn für Erläuterungen über den Gebrauch einer Maus ist da kein Platz. Wer dem Kurs nicht von zu Hause aus, sondern am Arbeitsplatz beiwohnt, muss sich während der rund zweistündigen Lektionen zuverlässig abschotten können. Dies will heissen: Radikaler Verzicht auf Telefongespräche und auf "reale" Leute, die während des Cyber-Kurses hereinplatzen.



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.