Steve Wozniak: Der Vater des PC wird 70
Öffentliches Handbuch
Das erste gemeinsame technische Projekt der beiden Freunde war eigentlich kriminell. Sie waren darauf aufmerksam geworden, wie das Telefonsystem der USA so manipuliert werden konnte, dass man kostenlos Telefonate führen konnte. Alle Steuerfrequenzen waren in einem öffentlich zugänglichen Handbuch aufgeführt. Während der Telekom-Riese AT&T sich daran machte, die Handbücher schleunigst aus den Bibliotheken zu entfernen, schlichen sich die Freunde an einem Sonntag in eine geschlossene Bücherei und sicherten sich das Buch.
Schon beim «Blue Box Hack» zeichnete sich die Aufgabenteilung ab, die später bei Apple galt: Jobs war der weitsichtige Geschäftsmann, der die Box möglichst vielen verkaufen wollte, Woz der geniale Tüftler. Sie nutzten das Gerät aber vor allem zum Spass, um selbst kostenlose Ferngespräche zu führen. Einmal riefen sie aus einer Telefonzelle den Vatikan an, Wozniak gab sich als US-Aussenminister Henry Kissinger aus und verlangte, dringend den Papst zu sprechen. Zum Kirchenoberhaupt wurden sie nicht durchgestellt – doch die Box funktionierte.
Im Januar 1973 trat Wozniak eine Stelle bei Hewlett-Packard (HP) an, um am Design von Schaltkreisen zu arbeiten, die für Rechenmaschinen und Taschenrechner verwendet wurden. In seiner Freizeit sicherte er sich einen Platz in der Geschichte der Computerspiele, denn in nur vier Tagen programmierte Woz die Spielelektronik für das legendäre Game «Breakout» von Atari. Bis heute ist nicht klar, ob Steve Jobs seinen Freund bei dem von ihm vermittelten Gig übers Ohr gehauen hat. Wozniak schreibt in seiner Autobiografie «iWoz», er habe von Jobs die Hälfte der 700 Dollar erhalten, die er nach seinen Angaben dafür bekommen habe. «Später erfuhr ich, dass er doch etwas mehr für die Arbeit bekommen hatte, als er mir damals gesagt hatte – etwa ein paar Tausend Dollar (...) Er war nicht ehrlich mit mir, und ich war verletzt. Aber ich machte daraus keine grosse Sache.» Jobs dementierte später, dass er Woz übervorteilt hat.
Autor(in)
Christoph
Dernbach, DPA
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