Smartphone-Hersteller 10.09.2020, 07:55 Uhr

Realme: Auf nach Europa

Der Smartphone-Hersteller Realme hat die Pläne für seine Expansion auf dem deutschen Markt erläutert.
Die neue 7er-Reihe will Realme bald auch nach Europa bringen
(Quelle: Realme)
Die IFA hat schon einige Erstauftritte von Handy- und Smartphone-Herstellern erlebt, etwa als vor zehn Jahren ein nur Tech-Insidern bekannter Hersteller aus China namens Huawei vor einer Handvoll Journalisten sein erstes Smartphone für Europa mitbrachte. Selbst auf der Corona-reduzierten IFA dieses Jahres gab es eine Premiere: Mit Realme geht nun einer der weltweit am schnellsten wachsenden Smartphone-Hersteller in seine Europa-Offensive.
Die Realme-Geschäfte in Europa und Indien werden von Madhav Sheth geführt
Quelle: Realme
Die IFA ist dabei nicht der Startschuss, denn in Deutschland verkauft der Anbieter bereits seit dem Frühjahr über Online-Kanäle, doch die genaue Strategie enthüllte der neue Europa-Chef des Unternehmens, Madhav Sheth, jetzt auf der Technikmesse. Und seine Ambitionen sind gross: «Unser Ziel ist es, im Jahr 2021 zu den Top-5-Marken Europas zu gehören und über 15 Millionen Smartphones im kommenden Jahr zu verkaufen.»
Dabei will sich man sich im Rahmen der «One-Europe-Strategie» auf die acht Schlüsselmärkte Deutschland, Frankreich, Griechenland, Grossbritannien, Italien, Polen, Spanien und die Tschechische Republik konzentrieren, in denen komplett lokal orientierte Teams für den Vertrieb und das Marketing aufgebaut werden sollen. Der Hauptstandort in Europa soll dabei in Deutschland sein.
Ähnlich wie andere Hersteller aus China setzt auch Realme auf neueste technische Features zu attraktiven Preisen. So bietet etwa das gerade für Indien vorgestellte Realme 7 pro als erstes Smartphone schnelles Laden mit 65 W, wodurch ein 4.500-mAh-Akku in nur 34 Minuten wieder gefüllt sein soll. In der 7er-Serie kommt auch erstmals der Gaming-Prozessor Helio P95 von MediaTek zum Einsatz.
Neben Smartphones sollen IoT-Produkte in dem System mit der Formel «1+4+N», das den Konzepten von Huawei und Xiaomi ähnelt, erscheinen: Im Zentrum steht das Smartphone, dann kommen vier Smart Hubs mit Smart TV, Smart Speakern, Smartwatches und Smart Earphones. Unter «N» sollen bereits dieses Jahr 50 und 2021 dann 100 IoT-Produkte auf den Markt kommen. Darunter sind intelligente Lampen oder smarte Kameras.
Viele technische Möglichkeiten hat Realme, da das Unternehmen – wie auch ­Oppo, OnePlus und Vivo – zum BBK-Konzern gehört. Erst im Mai 2018 wurde Realme vom ehemaligen Oppo-Vize-Chef Li Bingzhong ins Leben gerufen, auch der neue Europa-Chef Madhav Sheth war vorher bei Oppo, wo er den Vertrieb leitete.
Auch wenn die vier Konzernmarken konkurrieren und deren Vertreter immer wieder betonen, dass sie komplett unabhängig voneinander am Markt agieren, gibt es doch viele Gerüchte über einen gewissen Technologietransfer, worauf unter anderem auch parallele Merkmale der Smartphones hindeuten. Auch die Offensive in Europa, die OnePlus vor fünf Jahren einleitete und die in den letzten Monaten auch von Oppo und jetzt dann Realme sowie wahrscheinlich demnächst Vivo umgesetzt wird, könnte koordiniert sein. Denn der Platzhirsch Huawei, der in der chinesischen Heimat immer stärker den Markt dominiert, schwächelt im Rest der Welt wegen des US-Embargos, was Potenzial für die Aufsteiger eröffnet.

Boris Boden
Autor(in) Boris Boden



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